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Blick auf das Gelände des Mauerparks, wo normalerweise der Flohmarkt am Sonntag stattfindet.

© Jörg Carstensen/dpa

Vier Jahre Bauzeit: Berliner Mauerpark wird umgestaltet – und bekommt WLAN

Berlins wohl berühmtester Park wird ab 2022 saniert. Er soll mehr Bäume, mehr Rasen und bessere Wege erhalten. Streitpunkte sind Radverkehr und ein Spielplatz.

Von Christian Hönicke

Der Mauerpark erhält WLAN. Aber nicht nur das, Berlins wohl berühmteste Grünfläche soll generell neu und "modern" gestaltet werden. Das gilt nach der Einweihung der Erweiterungsfläche im vergangenen Jahr auch für den ursprünglichen Parkteil in Prenzlauer Berg im Bezirk Pankow. Der sei stark übernutzt, sagte Jana Ziermann von der Grün Berlin Stiftung, die die Arbeiten verantwortet, bei der Vorstellung der "Vorplanungen" am Dienstagabend. „Wir sehen vor, dass wir 2022 anfangen und 2026 fertig sind.“ Der angrenzende Falkplatz sowie Gaudy- und Topsstraße sollen bis dahin ebenfalls umgestaltet werden.

Für die Sanierung müssten Teilbereiche des Mauerparks in Bauabschnitte unterteilt und gesperrt werden. „Teilweise werden Abschnitte nicht begehbar sein“, sagt Ziermann. „Wir stellen uns vor, das Birkenwäldchen auf einmal zu sanieren. Auch im Bestandspark wird man sicher einmal die Hälfte einer Wiesenfläche dichtmachen müssen.“

Grundlage für die Sanierung sei der Mauerpark-Plan des Landschaftsarchitekten Gustav Lange von 1993, erklärte Eva Zerjatke vom beauftragten Planungsbüro Henningsen Landschaftsarchitekten. Sie erläuterte die ersten Ideen im Rahmen eines digitalen Beteiligungs-Workshops: „Ziel ist die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands der Planung von Professor Lange.“

Viele Reparaturen im Park seien "seit vielen Jahren überfällig und völlig unstrittig“, sagt Alexander Puell von den „Freunden des Mauerparks“ dazu. „Aber die Qualifizierung muss mit Augenmaß erfolgen - der einzigartige, robuste Charakter muss erhalten bleiben, damit der Mauerpark auch weiterhin ein soziokultureller Freiraum bleiben kann.“

Mauerpark (unten), Falkplatz (Mitte), Gaudy- (oben links) und Topsstraße (oben rechts) sollen bis 2026 umgestaltet werden.
Mauerpark (unten), Falkplatz (Mitte), Gaudy- (oben links) und Topsstraße (oben rechts) sollen bis 2026 umgestaltet werden.

© /Grün Berlin

Eine Anwohnerfrage in dem Zusammenhang lautete denn auch: Wie wird gewährleistet, dass die Seele des Mauerparks erhalten bleibt und der Park nicht zu glatt und sauber wird? „Die Seele des Mauerparks entsteht aus seiner robusten Struktur“, antwortete Ziermann. „Die rauen Oberflächen, es ist alles nicht so glatt. Das haben wir nicht vor zu ändern.“ Man habe auch die Kleinigkeiten genauestens registriert, und „wir orientieren uns an dem, was bisher ist“. Hier ein Überblick, was geplant ist:

Alter Mauerpark (die Kernfläche):

Der Stadionhang/Sonnenhügel soll gesichert werden, von Gustav Lange geplante Bäume und Hecken darauf sollen nachgepflanzt werden. Zerjatke: „Man muss auch über die Ausgestaltung des Hundeauslaufs an der Bernauer Straße reden.“ Um die Rasenfläche künftig besser vor der Versteppung zu schützen, soll eine Bewässerung wie im Erweiterungsteil eingebaut werden. Außerdem soll der Park WLAN-Hotspots für öffentliches Internet erhalten.

Die Pläne für den zentralen Mauerpark samt Amphitheater.
Die Pläne für den zentralen Mauerpark samt Amphitheater.

© /Grün Berlin

Heikel ist der Umgang mit der gepflasterten Schwedter Straße, die den Park durchquert. Sie soll nicht nur beleuchtet, sondern auch „barrierefrei“ gestaltet werden. „Wir wollen teilweise die Granitborde absenken“, sagt Zerjatke. „Und das Pflaster soll eine ebene Fläche bekommen.“

Kritiker wie die „Freunde des Mauerparks“ befürchten, dass der Weg damit zur „Rennpiste“ für Fahrräder wird. „Grundsätzlich ist das er übergeordnete Mauerweg“, sagt Zerjatke. „Das ist nicht nur ein Radweg, aber auch.“ Man habe nicht vor, die Schwedter Straße zu asphaltieren, aber das Pflaster zu glätten. „Es geht darum, ein Angebot für Menschen mit Rollstühlen, Kinderwägen und Rollatoren zu machen.“

[Dieser Text stammt aus dem Pankow-Newsletter vom Tagesspiegel. Den kompletten Pankow-Newsletter gibt es kostenlos unter leute.tagesspiegel.de]

Kopfschmerzen bereitet dabei auch den Planern die Kreuzung Schwedter Straße/Falkplatz. „Es fahren sehr viele Radfahrer Richtung Erweiterungspark, es queren viele Fußgänger“, sagt Zerjatke. „Es geht darum, dass es kein Unfallschwerpunkt wird.“

Es gebe das eine Lager, das die Schwedter Straße so belassen wolle, und das andere, das sich eine Verbesserung wünsche, so Ziermann. „Wir wollen einen Kompromiss. Eine bessere Barrierefreiheit, ohne dass es eine Rennpiste wird.“ Dieser solle in einem der nächsten Workshops gefunden werden.

Auch die kleinen Plätze entlang der Schwedter Straße sollen saniert werden, darunter das berühmte Amphitheater, in dem normalerweise das Mauerpark-Karaoke stattfindet. Dort gibt es laut Zerjatke „immer wieder das Problem der Bodenerosion, Sitzstufen sind zum Teil lose. Dafür muss man eine gute Lösung finden.“

Ein weiterer umstrittener Punkt ist der Regenbogen-Spielplatz im Zentrum des alten Mauerparks. Der wurde einst ehrenamtlich von der Anwohnerschaft errichtet. Die Pläne sehen nun seine Versetzung in den angrenzenden Falkplatz vor, an seine Stelle soll im Mauerpark wie von Lange vorgesehen Rasen treten. Insbesondere zum Regenbogenspielplatz und zur Glättung des Pflasters sehen die Freunde des Mauerparks noch „erheblichen Gesprächsbedarf“.

Birkenwäldchen:

Das Kleinod nördlich der Hauptwiese soll größtenteils erhalten bleiben. „Abgängige“ Birken sollen nachgepflanzt werden. Die Spielflächen (Schaukeln) sollen wieder als solche angelegt werden, „das sind ja zum Teil nur noch Sandlöcher“, so Zerjatke. Der Zaun am südlichen Eingang soll wie bei Langes Planungen vorgesehen wieder aufgestellt werden, „um die intime und geschützte Atmosphäre des Birkenwäldchens aufrecht zu erhalten“.

Die Pläne für das Birkenwäldchen sehen einen Zaun als Abgrenzung zum Haupt-Mauerpark am südlichen Eingang vor (rechts).
Die Pläne für das Birkenwäldchen sehen einen Zaun als Abgrenzung zum Haupt-Mauerpark am südlichen Eingang vor (rechts).

© /Grün Berlin

Da die Eigentumsverhältnisse weiterhin umstritten sind, wird die Brücke über den Gleimtunnel in die Planungen nicht einbezogen.

Nördlicher Mauerpark am Moritzhof:

Das neue Wohnquartier im Westen des Parks im Bezirk Mitte soll mit drei Zugängen besser angebunden werden. Diese sollen entlang der Straße Bärbel-Bohley-Ring/Lichtburgring entstehen. Der Spielplatz am Kletterfelsen soll aufgewertet werden und eine öffentliche Toilettenanlage erhalten.

Die Pläne für den nördlichen Mauerpark am Moritzhof. Hinter den Kletterfelsen soll ein Radweg auf den Schwedter Steg geführt werden (links).
Die Pläne für den nördlichen Mauerpark am Moritzhof. Hinter den Kletterfelsen soll ein Radweg auf den Schwedter Steg geführt werden (links).

© /Grün Berlin

Der Weg hinter dem Kletterfelsen an der Ringbahn wird als Radweg ausgebaut. „Der bindet den Schwedter Steg direkt an den Bärbel-Bohley-Ring an, dann ist die Belastung des Mauerparks am Moritzhof durch Radfahrende hoffentlich etwas geringer“, sagte Zerjatke. „Das funktioniert gut als Anbindung an den Bahnhof Gesundbrunnen.“

Die Weideflächen für den Kinderbauernhof Moritzhof sollen gesichert und eingezäunt werden. Der dauerüberschwemmte Weg zwischen Birkenwäldchen und Spielplatz soll einen neuen Belag bekommen, damit sich nicht immer Pfützen bilden. Der Trampelpfad quer über die Wiese am Moritzhof soll zu einem offiziellen Weg umgestaltet werden. Eine Idee sei es, die Treppe hinunter zur Schwedter Straße zu beleuchten.

Falkplatz:

Wie erwähnt, soll der Regenbogenspielplatz auf den Falkplatz verschoben werden. „Es ist uns bewusst, dass wir uns damit ein bisschen weit vorwagen“, sagt Zerjatke. „Aber der jetzige Spielplatz hat keinen Schatten und liegt an diesem Durchgangsweg, der ziemlich stark befahren und begangen wird.“ Der neue Standort sei bewusst gewählt worden, dort stand bis 1989 noch ein DDR-Grenzturm.

Die Pläne für den Falkplatz, das Kreuz in der Mitte markiert den neuen Standpunkt des Regenbogenspielplatzes.
Die Pläne für den Falkplatz, das Kreuz in der Mitte markiert den neuen Standpunkt des Regenbogenspielplatzes.

© /Grün Berlin

Der vorhandene Spielplatz im Falkplatz soll zudem aufgewertet und vor allem für Kleinkinder gestaltet werden. Das Wasserbecken mit dem künstlichen Bachlauf samt Wassertechnik soll saniert werden. Der Wiesenhang mit dem Bachlauf sei „sehr zugewachsen“, daraus solle eine offene Wiese mit neuen Bäumen werden. Puell kritisierte, so würde man „unsensibel gegen die Natur in der Stadt vorgehen. Den geplanten Kahlschlag der Hecken am Falkplatz können wir nicht gutheißen.“

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Und wie geht es nun weiter? Es sind drei weitere Beteiligungs-Workshops anberaumt: am 13. April, 11. Mai sowie 18. Juni – alle digital und jeweils um 18 Uhr. Bis zum Ende des Jahres soll dann der endgültige Umbau-Plan stehen, ab 2022 wird "sukzessive die bauliche Umsetzung erfolgen".

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