zum Hauptinhalt
Polizisten - tagsüber - im Mauerpark

© imago images/Jan Huebner

Exklusiv

Trotz ständiger Polizeieinsätze: Pankow will Mauerpark nachts offen lassen

„Sie holen Versäumtes nach“: Bezirksbürgermeister Benn hat Verständnis für die Jugendlichen - eine Schließung wie im James-Simon-Park bedürfe „starker Gründe“.

Von Christian Hönicke

Praktisch jedes Wochenende finden derzeit Polizeieinsätze im Mauerpark statt. Die Grünanlage in Prenzlauer Berg hat sich in der Pandemie von einem Touristen-Hotspot zu einem Zufluchtsort für tausende feierfreudige junge Menschen aus Berlin entwickelt. Einer generellen Schließung des Mauerparks nachts wie zuletzt im James-Simon-Park in Mitte erteilt Pankows Bürgermeister Sören Benn (Linke) dennoch eine Absage. "Beim Mauerpark handelt es sich um eine öffentliche Fläche, auf deren Nutzung die Bevölkerung ein Recht hat", erklärt Benn auf Tagesspiegel-Anfrage. "Dieses Recht einzuschränken oder völlig zu entziehen, bedarf starker Gründe und wird daher nur anlassbezogen ausgeübt."

Benn verteidigt das Eingreifen der Behörden, mahnt allerdings auch zum Fingerspitzengefühl. "In einigen Nächten machte die Situation im Mauerpark in den letzten Wochen das Einschreiten der Polizei in der Tat erforderlich", erklärt er. Viele junge Menschen hätten sich nun eineinhalb Jahre extrem zurücknehmen müssen. "Jetzt holen sie Versäumtes nach."

[Dieser Text stammt aus dem Pankow-Newsletter vom Tagesspiegel. Den kompletten Pankow-Newsletter gibt es kostenlos unter leute.tagesspiegel.de]

Die überwiegende Mehrheit der Feiernden komme dabei nicht mit der Absicht, Straftaten zu begehen, "sondern um Freiheit, das Leben und die Jugend miteinander zu feiern", sagt Benn. "Es sind oft sehr kleine Gruppen, aus denen heraus Straftaten und Gefährdungen entstehen, die dann auch richtigerweise zum Einschreiten der Polizei führen müssen."

Die Polizei lasse den Park räumen, "wenn der Eindruck entsteht, hier gerät etwas außer Kontrolle". Das sei der Fall, wenn die Anwohner-Beschwerden überhand nähmen, die Menge zu groß oder etwa akoholisiert Pyrotechnik entzündet werde, Raubtaten und Schlägereien begännen.

Generelle Schließungen von Parks etwa nachts würden jedoch bedeuten, "für Straftaten Einzelner alle in Sippenhaft zu nehmen", so Benn weiter. Solche Maßnahmen würden zudem ohnehin nur zu Verdrängungen führen: "Die Menschen bleiben deshalb ja nicht zu Hause, sondern suchen sich andere Orte."

Um die Lage in beliebten Grünanlagen wie auch dem Park am Weißen See dauerhaft in den Griff zu bekommen, fordert Benn stattdessen mehr Ressourcen vom Senat. "Wir brauchen an diesen Orten mit gesamtstädtischer Bedeutung perspektivisch ausreichendes festes Personal im Parkmanagment." Dieses müsste "sozialarbeiterische und ordnungsrechtliche Kompetenzen" besitzen und gemeinsam mit den Initiativen vor Ort das Parkleben dauerhaft gestalten.

Und hier mehr der aktuellen Themen im Newsletter aus Berlin-Pankow:

- Wirbel um Pankower Pinselrevolte: Berliner malen sich breitere Gehwege – Bezirksamt lässt sie entfernen

- Verkauf der Kulturbrauerei steht bevor: Das ist der Rettungsplan des Bezirks für die kulturelle Nutzung

- Stargarder Straße: Umbau zur Fahrradstraße startet mit erneuter Verzögerung

- Verkleinerung des Thälmannparks: Bezirksverordnete lehnen den Einwohnerantrag gegen die Schul-Erweiterung in der Grünanlage ab

- Büste repariert: Anton Saefkow hat seine abgeschlagene Nase wieder – und was ist mit dem Ohr?

Die Tagesspiegel-Newsletter gibt es für alle 12 Berliner Bezirke und haben mittlerweile schon mehr als 250.000 Abos. Darin informieren wir Sie einmal in der Woche gebündelt und kompakt darüber, was so los ist in Ihrem Kiez. Auch lassen wir in den Newsletter oft Leserinnen und Leser zu Wort kommen, schließlich kennt keiner die Kieze so gut wie die Leute, die dort leben.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false