früher haben Planungsbüros solide Häuser und Plätze entworfen, heute üben sie sich lieber in Märchenkunde: „Es hat sich ein wilder Strudel im Treptower Ozean gebildet. Er weicht seit Tagen nicht von der Stelle. Schiffe, Tiere und Menschen treiben um sein Zentrum herum. In seiner anfänglichen Wucht hat er offensichtlich bereits nachgelassen. Geheimnisse des Ozeans sind zu Tage getreten. Ein Hai sperrt hungrig sein Maul auf. Ein Piratenschiff zieht seine Bahnen, die Kapitänin hofft auf Beute. Viele Menschen treiben um das Zentrum des Strudels. Zum Teil lassen sie sich auf Holzinseln treiben auf die sie Schirme gesteckt haben, zum Teil nur auf ihren Handtüchern, manche schaukeln auch in Hängematten übers Wasser. Sie wirken entspannt, gar fröhlich! Es scheint ein angenehmes Treiben auf dem Wasser zu sein.“
Willkommen in der neuen Hightech-Plansche vom Plänterwald. Das Büro Hager Partner AG hat die Ausschreibung zur Sanierung der maroden Betonwanne gewonnen. Kein Wunder, wenn man einen Wasserspielplatz zum Ozeanstrudel hochjazzt. Nein, das war gemein, nehme ich zurück. Einen Ozeanstrudel haben wir uns schon immer gewünscht, wir möchten jetzt aber auch einen bekommen, mit allem Drum und Dran, wie beschrieben. „Auf dieser Grundlage wird nun das Büro beauftragt, mit der eigentlichen Planung zu beginnen. Wir sind sehr gespannnt!“, schreibt das Bezirksamt in einer Presseerklärung. Und wir erst! Über die Kosten dieses Ozeanstrudels hat man sich wohl noch nicht verständigt.
Fontaine per Fußdruck. „In den Belag sind in Bögen Wasserdüsen eingelassen, die in unterschiedlichen Höhen, Formen und Zeitintervallen Wasser spritzen. Außen erreichen sie für kleine Kinder eine Höhe von 50-60 cm. Nach innen steigen sie an bis zu einer Höhe von 2 m an. Im Innersten bildet sich ein geschlossener Kreis aus Wasserwänden. In ihn dringt nur vor, wer entweder sehr nass wird, oder auf die Lücken wartet, die sich ab und zu bilden. Wer es geschafft hat, kann die Mittelfontaine per Fussdruck auslösen.“ Dit wird janz Berlin in den Plänterwald locken, wa. Es sei denn, der Eichenprozessionsspinner sichert sich wieder die Lufthoheit über der Plansche.
Thomas Loy, aufgewachsen an der Küste (Nordsee), zog 1995 nach Berlin und wohnt mit seiner Familie seit zehn Jahren in Johannisthal. Wenn Sie Anregungen, Kritik, Wünsche, Tipps haben, schreiben Sie ihm bitte eine E-Mail an leute-t.loy@tagesspiegel.de