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Nika Lubitsch vor der "Fischerhütte" am Schlachtensee. Gleich hier um die Ecke spielt auch ihr letzter Krimi.

© Nikolaus Triantafillou

Über die Zehlendorfer Krimiautorin Nika Lubitsch: Tödlicher Schlachtensee

Die Berliner Autorin Nika Lubitsch hat über den Umweg des elektronischen Publizierens den Sprung zur Krimi-Schriftstellerin geschafft. Ihr Roman "Das 5. Gebot" spielt an Orten, die sie aus eigener Erfahrung kennt – darunter das heimatliche Zehlendorf. Wir haben sie getroffen.

Idylle am Schlachtensee. Die Terrasse des Restaurants in der Alten Fischerhütte ist in Sonnenlicht getaucht und an diesem Mittwochnachmittag, ganz im Gegensatz zu den Wochenenden, nicht überlaufen. Doch um die Ecke lauert der Tod – zumindest in dem im letzten Sommer erschienenen Krimi von Nika Lubitsch, die wir sozusagen in Tatortnähe treffen.

Die Protagonistin von „Das 5. Gebot“ ist die Engländerin Victoria "Vicky" McIntosh, die ihren Mann George wegen dessen Karriere nach Berlin begleitet hat. Dort ist sie nicht vollständig glücklich, doch derartige Gefühle treten schnell in den Hintergrund, als sie am Schlachtensee eine Frauenleiche findet, die auch noch aussieht wie Vicky. Bevor sie den Schock richtig überwinden kann, wird in England ihre Mutter getötet und in der Folge Vicky selbst zum Anschlagsziel. Die schwierige Aufgabe der Protagonistin: Gleichzeitig am Leben zu bleiben sowie das Geheimnis aufzudecken, das ihre Mutter hütete und das den Schlüssel zum elaborierten Mordkomplott birgt.

Krimis aus Leidenschaft

Lubitsch setzt in „Das 5. Gebot“ auf eine der klassischen Krimitugenden: Spannung. An dieser Schraube dreht die Autorin gekonnt, so dass sich die Handlung schnell zum Thriller steigert. Erst geschockt und ahnungslos, dann auf der Spur des düsteren Geheimnisses bereist Vicky Branksome in Südengland, London und Lyon – Orte, an denen sich auch Nika Lubitsch schon aufgehalten hat.

Zusätzliche Rätsel gibt den Lesern ein unbekannter männlicher Erzähler auf, der von vielen toten Frauen berichtet. Die Spannung steigt kontinuierlich bis zur Auflösung, die den wirklich raffiniert konstruierten Plot offenbart. Zuvor bewegt sich allerdings manche Wendung an der Grenze der Glaubwürdigkeit – und Vickys schwuler bester Freund hätte sich besser einen anderen Spitznamen für sie ausgedacht als "Häseken".

Und wo, bitte, gehts zum Tatort? Krimiautorin Nika Lubitsch am Schlachtensee in Zehlendorf.
Und wo, bitte, gehts zum Tatort? Krimiautorin Nika Lubitsch am Schlachtensee in Zehlendorf.

© Nikolaus Triantafillou

"Ich habe immer selber sehr gerne Krimis gelesen", sagt Nika Lubitsch auf die Frage nach ihrem Weg zur Krimiautorin. Bis zu einer Veröffentlichung in diesem Genre dauerte es jedoch viele Jahre: Ihren ersten Einfall dazu hatte die Zehlendorferin am Tag, als John Lennon starb. Doch zunächst zeigten die Verlage kein Interesse oder wollten keine neuen Autoren aufbauen. Auf das Geld war Lubitsch nie angewiesen – sie war in den Medien und im Verlagswesen tätig, darüber hinaus unter ihrem richtigen Namen erfolgreiche Sachbuchautorin.

Mit der Kriminalliteratur musste sie jedoch einen Umweg nehmen: Nachdem sie an Weihnachten 2011 den E-Book-Reader Kindle für sich entdeckt hatte, beschloss sie im Sommer 2012, ihren bereits 1999 verfassten und von den Verlagen abgelehnten Krimi „Der 7. Tag“ zu überarbeiten und bei Amazon hochzuladen. Mit durchschlagendem Erfolg: Fünf Tage nach der Veröffentlichung stand das Werk auf Platz 1 der Kindle-Charts, in einem Jahr verkaufte Lubitsch 170.000 E-Books. Inzwischen gibt es "Der 7. Tag" wie den Nachfolger "Das 5. Gebot" auch als Taschenbuch.

Leben in Zehlendorf: einfach und bequem

Für „Das 5. Gebot“ hat Lubitsch ganz bewusst Schauplätze ausgewählt, zu denen sie einen engen Bezug hat – die Villa ihrer Protagonistin Vicky bewohnt Lubitsch sogar selber. "Ich bin in Dahlem aufgewachsen. Hier ist jede Straße Heimat. Das weiß man immer erst zu schätzen, wenn man mal woanders gelebt hat", findet die Autorin. Schauplätze ihrer Jugend, die sie immer noch gerne aufsucht, sind die Krumme Lanke, der Grunewald - und eben der Schlachtensee. "Was ich außerdem sehr liebe, ist der Mexikoplatz. Bei Sonnenuntergang ist das einer der schönsten Plätze Berlins", erzählt Lubitsch.

Die Autorin sagt über Zehlendorf: "Ich bin in Dahlem aufgewachsen. Hier ist jede Straße Heimat."
Die Autorin sagt über Zehlendorf: "Ich bin in Dahlem aufgewachsen. Hier ist jede Straße Heimat."

© Nikolaus Triantafillou

Zehlendorf findet sie zwar etwas langweilig, dafür sei das Leben sehr einfach und bequem. "Es hat etwas Amerikanisches an sich", meint Lubitsch und denkt an riesige Parkplätze vor dem einen oder anderen Supermarkt. Außerdem gehen sie und ihr Mann gerne essen – die Autorin empfiehlt das "La Vita" in der Lindenthaler Allee. Neben dem Essen lobt sie die karierten Tischdecken, das Papier auf dem Tisch, gute Weine und ein "gemischtes, fröhliches Publikum".

Angetan ist Lubitsch auch von der neuen Filiale des indischen Restaurants "Rasas" in der Wasgenstraße: "Ein Gewinn für die Ecke". Spaziergänge an der Rehwiese in Nikolassee verbindet sie gerne mit einem Besuch im Wirtshaus an der Rehwiese – das einen "wunderschönen Biergarten" habe. Einige Tage nach dem Interview schickt Lubitsch wie versprochen noch den Namen ihres Lieblingsgriechen: "Pikilia" an der Spanischen Allee.

Einen Tipp für Cineasten hat die Autorin ebenfalls parat: "Wir gehen unheimlich gern ins Adria." In dem sympathischen kleinen Kino im nahen Steglitz treffen sich auch filminteressierte Zehlendorfer. Wenn Lubitsch und ihr Mann einkaufen gehen, dann muss es nicht unbedingt in Zehlendorf sein. Für größere Besorgungen steuern sie Teltow an, in ihrem Heimatbezirk besuchen sie vor allem die nahen Supermärkte und gelegentlich das Einkaufszentrum "Die Welle" in der Clayallee.

Zehlendorf "ist doch mehr Schlafstadt als Shopping-Bezirk", sagt Lubitsch. Wohl fühlt sie sich in ihrer alten Heimat dennoch.

Der Autor schreibt für QIEZ.de, das Berliner Stadtportal und ein Tochterunternehmen des Tagesspiegels. Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin aus dem Südwesten.

Nikolaus Triantafillou

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