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Steglitz-Zehlendorf: Wannsee macht Mode: Bademeister im Strandbad ganz in Weiß

Die Bademeister im Strandbad Wannsee in Zehlendorf bekommen historische Uniformen. Sie wachen und retten dann im eleganten Stil der zwanziger Jahre. Das soll weder Marketinggag noch Retrokonzept sein, sondern den historischen Charakter betonen.

Auch Bademeister wollen im Trend liegen: Nach dem Boom um Swing und den Chic der Zwanzigerjahre werfen sich auch die Bademeister im Strandbad Wannsee in Schale und streifen die schicke Uniform über, die ihre Kollegen in den "Roaring Twenties" im Dienst trugen. Weißer Wollpullover, Matrosenmütze und weiße Baumwollhose waren damals Dienstuniform. Nun sollen die Bademeister ihre blauen Trainingsjacken ablegen und ein bisschen vom Glamour der Vergangenheit versprühen.

Marketinggag oder Retrotrend? Nichts von beiden, versichert Matthias Oloew, Sprecher der Berliner Bäderbetriebe: "Es geht darum, das Strandbad Wannsee als historische Anlage mit seinem spezifischen Charakter zu betreiben." Zum Gesamtkonzept gehören für ihn auch originalgetreue Beschriftungen an den Gebäuden und Möbel im Stil der Zwanziger. Oloew glaubt an die Strahlkraft des Wannsee-Bades und seiner Gebäude im Stil der klassischen Moderne. Baden soll zum Erlebnis werden, und die schick angezogenen Bademeister sind nur ein Teil des Ganzen: "Nur um ins Wasser zu springen, kann man auch woanders hinfahren", sagt er.

Oloew schwelgt dabei nicht in der Vergangenheit, sondern schaut vor allem in die Zukunft des Bades. Mit dem neuen Konzept sollen nicht nur mehr Gäste und auch Architekturtouristen angelockt werden, sondern auch private Investoren. Für eine Rundumrenovierung des Strandbades fehlten bisher immer die Mittel, denn die Bäderbetriebe investieren zuerst in Schwimmhallen und Sommerbäder und erst dann in die Berliner Strandbäder. "Das Ziel ist die denkmalgerechte Wiederherstellung der gesamten Anlage."

Die weiße Uniform wird aber wohl den Bademeistern am Wannsee vorbehalten bleiben. Statt einer einheitlichen Uniform soll es individuelle Konzepte für jedes einzelne Bad der Berliner Bäderbetriebe geben. Im Neuköllner Ganghofer-Bad etwa soll im Rahmen der antiken Thermenarchitektur ein Schwerpunkt auf Wellness gelegt werden. Bademeister, die in Togen gekleidet am Beckenrand stehen, wird es aber nicht geben, versichert Oloew.

Trotzdem dürfen sich Bademeister und Badegäste auch in den anderen Bädern auf frische Mode freuen. Ende diesen Jahres wird die alte Dienstkleidungskollektion ausgemustert, und Berlins Bademeister werden neu eingekleidet. Statt der blau-weißen Grundausstattung aus Shorts, Hosen, Polohemden, T-Shirts und Trainings- und Wetterjacken gibt es dann eine neue Kollektion. Die ist allerdings noch geheim.

Die Autorin ist Mitarbeiterin des Tagesspiegels, der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin aus dem Südwesten.

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