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Das Rathaus in Zehlendorf-Mitte, Sitz der Bezirksverordnetenversammlung

© Anett Kirchner

Steglitz-Zehlendorf nach der BVV-Wahl: "Man wird noch mehr reden müssen"

Herbe Verluste bis Ergebnisse, die Träume übertreffen: Was die Gewinner und Verlierer dem Tagesspiegel Steglitz-Zehlendorf direkt nach der Wahl gesagt haben.

Viele Steglitz-Zehlendorfer hatten ja anscheinend schon längst gewählt: Die berlinweit meisten Briefwahlscheine, nämlich 62.364, wurden laut Landeswahlleiterin bis zum 16. September für den Südwesten ausgestellt; damit wollte mindestens jeder Vierte (26,1 Prozent) der insgesamt 236.790 Wahlberechtigten in Steglitz-Zehlendorf das Kreuzchen zuhause machen (im Vergleich: 19 Prozent waren es in Gesamtberlin).

Und nun sind die Stimmen ausgezählt: Die CDU, die in Steglitz-Zehlendorf seit 45 Jahren regiert, hat diesmal laut Noch-Bürgermeister Norbert Kopp, CDU, ein "verheerendes Ergebnis" eingefahren. Mit 28,4 Prozent der Stimmen verzeichne die Partei im Vergleich zu allen anderen Berliner Bezirken den höchsten Verlust. "Dieses Ergebnis kann nur bezirksinterne Gründe haben", sagte Kopp zu Leute Steglitz-Zehlendorf. Er führt dies in erster Linie auf die Personalpolitik der Bezirks-CDU zurück. Was er damit meint: Kreisvorsitzender Thomas Heilmann hatte mit Cerstin Richter-Kotowski seine Wunschkandidatin für das Amt der künftigen Bezirksbürgermeisterin durchgesetzt und damit deutliche Personalpolitik gemacht.

Richter-Kotowski selbst sieht die Gründe für den "herben Verlust" eher auf Seiten der Landes- und Bundespolitik der Partei, die auf die Bezirksebene durchgeschlagen sei. Es werde nun auch in Steglitz-Zehlendorf ein Drei-Parteienbündnis geben müssen; sie wolle Schwarz-Grün fortsetzen und sich noch "zusätzliche Unterstützung" holen; die AfD schließt sie dafür aus. Die SPD (22,6 Prozent) konnte ihre Position nahezu verteidigen (-2,6). Zwei Stadtratsposten stellt dann also die CDU, zwei die SPD und einen die Grünen. Was noch? Die Piraten sind raus (2,4), die Linken drin (6,1) ebenso die FDP (9,9) und die AfD (10,5). Fest steht, sagt Richter-Kotowski am Ende: "Man wird nun noch mehr als bisher miteinander reden müssen."

Und das sagten die BVV-Kandidaten am Abend, als die Ergebnisse feststanden:

CDU.

Für Noch-Bürgermeister Norbert Kopp ist das Ergebnis von 28,4 Prozent (-11,0) "ein Absturz. Das macht mich schon traurig." Aus Gesprächen mit den Bürgerinnen und Bürgern habe er für die Wahl aber schon eine Tendenz mitbekommen, somit sei das Ergebnis für ihn nicht überraschend. "Ich habe in 25 Jahren Kommunalpolitik das gemacht, was zählt."

SPD. 

Das Ergebnis der SPD mit 22,6 Prozent (-2,3) nennt Stadtrat und Bürgermeisterkandidat Michael Karnetzki "solide". Er habe in den letzten Wochen des Wahlkampfs gespürt, dass "die Stimmung unter den Wählern nicht so schlecht war, wie immer getan wurde". Die Bürgerinnen und Bürger hätten genug von Entscheidungen über ihre Köpfe hinweg wie etwa in der Hundedebatte.

FDP. 

Der FDP-Spitzenkandidat Rolf Breidenbach sitzt gerade in der S-Bahn, als er Leute Steglitz-Zehlendorf sagt, dass die 9,9 Prozent "seine Träume" überträfen. Er habe eben im Thomas-Dehler-Haus in Mitte mit der Parteiprominenz gefeiert und sei vom vielen Reden ganz heiser. Man müsse nun aber erst einmal sehen, wie viele Sitze in der Bezirksverordnetenversammlung die FDP nun bekomme.

Grüne. Die Grünen fahren mit 19,7 Prozent ein ähnliches Ergebnis ein wie 2011. Spitzenkandidatin Maren Schellenberg: "Die Hundedebatte haben viele Bürgerinnen und Bürger kontrovers gesehen, aber eben viele auch positiv." Im Wahlkampf habe sie überrascht, wie viele Bürgerinnen und Bürger sich an ihren Ständen intensiv informieren wollten - aber sie sei auch oft beschimpft worden. Sie sei zufrieden mit dem Ergebnis und werde nun mit allen demokratischen Parteien Gespräche führen; die AfD schließe sie aus.

AfD.

Sabine Gollombeck von der AfD freut sich über das Ergebnis von 10,5 Prozent. "Auch im konservativen Steglitz-Zehlendorf wünschen sich die Bürger, dass frischer Wind reinkommt." Sie werde sich nun erst einmal in Vorbereitung auf die Tätigkeit in der Opposition politisch einarbeiten.

Piraten.

Eric Lüders von den Piraten ist "aus allen Wolken gefallen": Das schlechte Ergebnis von 2,4 Prozent habe er nicht erwartet. Zwar habe er den Landestrend mitbekommen, aber gerade an den Ständen im Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern hätte er nur positive Reaktionen erlebt. Die Menschen hätten ihnen alle Infobroschüren aus den Händen gerissen. Er müsse nun zuallererst alle Wahlplakate wieder abhängen.

Und wie geht es jetzt weiter? Was bedeutet das Ergebnis für die SPD, den kleinsten Wahlsieger aller Zeiten? Was wird aus der CDU und ihren bisherigen Senatoren? Alle Ergebnisse, Hintergründe und Nachrichten finden Sie auf unserer Sonderseite wahl.tagesspiegel.de. Und vielleicht möchten Sie den Tagesspiegel ja nicht nur zur Wahl, sondern täglich lesen. Hier können Sie unser E-Paper kostenlos testen.
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