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Erhaltende, historische Gebäude des einstigen Gutshofes Düppel

© Anett Kirchner

Spaziergänge zu historischen Orten in Zehlendorf: Warum Düppel heute Düppel heißt

Schon als kleiner Junge hat Andreas Jüttemann in selbst gebastelten Heftchen seine Entdeckungen aus der Nachbarschaft niedergeschrieben. In seinem kürzlich erschienen Buch nimmt er die Leser mit auf Wanderungen durch das historische Düppel.

Studenten, Veterinärmediziner und Tierfreude gehen hier ein und aus. Ob ihnen bewusst ist, dass auf dem Gelände der Tierklinik der Freien Universität Berlin am Oertzenweg einst ein Gutshof stand? Und dass hier der für die Gegend ungewöhnlich klingende Name „Düppel“ geprägt wurde? Einzelne historische Gebäude stehen noch, erinnern an alte Zeiten: eine ehemalige Schnapsbrennerei, Arbeiterhäuser und ein Gutshaus. Andreas Jüttemann ist ganz in der Nähe aufgewachsen, die zum Teil unberührte Gegend in Düppel war sein Abenteuerspielplatz als Kind. Sie hat ihn fasziniert und interessiert. Er wollte mehr erfahren, fragte Nachbarn, recherchierte, wälzte Bücher. Schließlich hat er jetzt selbst ein Buch veröffentlicht: Darin nimmt er den Leser mit auf Spaziergänge durch Düppel.

Die Eisenbahn zog den Autor schon als Kind magisch an

„Ich möchte die Menschen dafür begeistern, dass sie sich mit ihrer Heimatgeschichte auseinanderzusetzen“, sagt er, der selbst erst 29 Jahre alt ist. Es sei schade, dass sich oft nur ältere Menschen mit der Vergangenheit beschäftigen. Andreas Jüttemann kann das nicht nachvollziehen. Schon als Kind hat er kleine Heftchen gebastelt, wie er berichtet, und darin seine Entdeckungen niedergeschrieben. Später entwickelte er eine eigene Webseite und zeichnete dort die verkehrsgeschichtliche Entwicklung im Berliner Südwesten nach.

Denn wie so oft bei kleinen Jungen war es vor allem die Eisenbahn, die ihn als Kind magisch anzog. In diesem Fall die von Gras und Sträuchern überwucherten Schienen der 1980 stillgelegten Stammbahn; einst die erste preußische Eisenbahnlinie von Zehlendorf nach Potsdam. Hier ging er als Kind gern entlang der alten Schienen auf Entdeckungsreise in die Vergangenheit.

„Ich fand es erstaunlich, wie schnell sich die Natur die Trasse zurückholte“, erinnert er sich. Und auch in seinem Buch über Düppel taucht die Stammbahn immer wieder auf: vorbei am ehemaligen S-Bahnhof Zehlendorf-Süd und am ehemaligen S-Bahnhof Düppel. „Die Stammbahn bildet eine Art verknüpfendes Element, auch, weil sich mit ihr die Gegend erst einmal entwickelte“, sagt Andreas Jüttemann. Er schlägt zwei verschiedene Spaziergänge vor – einmal acht und einmal knapp zehn Kilometer lang.

Die erste Tour beginnt am Bahnhof Zehlendorf, führt zum Schweizerhof, zur Gartenstadt Zehlendorf, über die Siedlung Düppel-Süd, zur alten Kolonie Neu-Zehlendorf und schließlich zum S-Bahnhof Schlachtensee. Im Stil einer Reportage liefert das Buch Hintergrundinformationen zu den historischen Orten der Wanderung. Einer davon ist der Gutshof Düppel, in dessen einstigen Herrenhaus sich heute die Tierklinik der Freien Universität befindet.

Friedrich Bensch, Direktor einer Salzschifffahrtsreederei, ließ 1828 das Gut errichten. Er nannte es „Vorwerk Neu-Zehlendorf“, nach der nahe gelegenen, gleichnamigen Bauernkolonie, die Ende des 18. Jahrhunderts an der Potsdamer Chaussee entstanden war. Heute sind hier das Studentendorf Schlachtensee und die Gartenstadt Düppel.

Prinz Friedrich Karl von Preußen, ein Neffe von Kaiser Wilhelm I., kaufte später den Gutshof. Und er war es auch, der den Namen „Düppel“ prägte. Das Wort stammt von den so genannten Düppeler Schanzen in Dänemark; in der Landessprache Dybbøl Banke bezeichnet. Dort kam es im Deutsch-Dänischen Krieg 1864 zu einer entscheidenden Schlacht. Preußen siegte und bekam die Region im Süden Dänemarks zugesprochen. Prinz Friedrich Karl von Preußen war seinerzeit Oberbefehlshaber der preußischen Truppen. Als Anerkennung für den Sieg erklärte Wilhelm I. den Gutshof zum Rittergut und auf Wunsch seines Neffens wurde aus Vorwerk Neu-Zehlendorf das Rittergut Düppel.     

Dicke Geschichtsbücher nein, Weltliteratur schon

All das und weit mehr kann in dem Buch nachgelesen werden. Der zweite Spaziergang beginnt am S-Bahnhof Mexikoplatz, führt zum Wonnegau- und Zickenviertel, durch den Düppeler Forst entlang des Königsweges, zum ehemaligen Jagdschloss Dreilinden, vorbei an Albrechts Teerofen, dem Landgut Eule und nach Kohlhasenbrück. Ziel ist der S-Bahnhof Griebnitzsee. Wer die Wanderung testen möchte: festes Schuhwerk angezogen, Rucksack übergeworfen, Picknick eingepackt und auf geht’s.

Die Touren sind kurz und knapp erzählt, verständlich, mit einem Mindestmaß an Information und vor allem nicht zu fachlich. „Ich möchte, dass die Leute schnell in das Thema einsteigen und nicht vorher erst dicke Geschichtsbücher wälzen müssen“, beschreibt der Autor.

Dicke Geschichtsbücher nein, Weltliteratur hingegen schon, denn fast nebenbei zitiert er aus Theodor Fontanes Roman „Fünf Schlösser“ in dergestalt: „Auf diesem Alt-Zehlendorfer Bauernhofe nun saßen bis 1826 bäuerliche Leute: die Geschwister Pasewald. Um die genannte Zeit aber verkauften dieselben ihr Bauerngut an den Salz- und Schifffahrtsdirektor Bensch, der dafür 6000 Taler zahlte…“     

Der komplette Titel des Buches heißt „Berlin-Düppel - Spaziergänge und Entdeckungen zwischen Zehlendorf, Kleinmachnow und Dreilinden; entlang der historischen Verkehrswege von Stammbahn und Friedhofsbahn“. Es wurde im Pharus-Plan Verlag veröffentlicht.

Die Autorin Anett Kirchner ist freie Journalistin, wohnt in Steglitz-Zehlendorf, und schreibt als lokale Reporterin regelmäßig für den Zehlendorf Blog des Tagesspiegels. Folgen Sie Anett Kirchner auch auf Twitter.

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