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Ein „Stolperstein“: Etwa 120 davon gibt es allein Steglitz-Zehlendorf; sie sollen Passanten daran erinnern, wo einst Menschen lebten, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden

© Elke Behrends

Pogromnacht 1938: Stolpersteine - Denkmale für Nachbarn

Im Gedenken an die Verfolgung und Ermordung der Opfer des Nationalsozialismus sind Bürgerinnen und Bürger in ganz Deutschland aufgerufen, am 9. November an Stolpersteinen in ihrer Nähe Kerzen anzuzünden und Stolpersteine zu reinigen.

Sie sind klein und unscheinbar, aber sie halten die Erinnerung wach. Sie nennen Namen. Sie verweisen auf ehemalige Nachbarn. Oft sind sie auch Steine des Anstoßes: Die„Stolpersteine“, zehn mal zehn Zentimeter große Pflastersteine mit beschrifteten Messingtafeln, die in den Bürgersteig eingelassen sind, erinnern Passanten daran, wo einst Menschen lebten, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden.

Im November 1938 brannten in ganz Deutschland unzählige Synagogen. Im Gedenken an die Verfolgung und Ermordung der Opfer des Nationalsozialismus sind Bürgerinnen und Bürger in ganz Deutschland aufgerufen, am 9. November an Stolpersteinen in ihrer Nähe Kerzen anzuzünden und Stolpersteine zu reinigen.

Auch Johannes Krug, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Teltow-Zehlendorf, Thomas Seibt, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Steglitz und der Bürgermeister von Steglitz-Zehlendorf, Norbert Kopp, CDU, beteiligen sich an der Aktion. In Gedenken an Bertha Dessauer reinigen sie gemeinsam um 12:30 Uhr den Stolperstein vor dem Haus Onkel-Tom-Straße 77. Bertha Dessauer wurde am 28.06.1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Bürgermeister Norbert Kopp, CDU (zweiter von links), und Superintendent Johannes Krug (rechts im Bild, mit rotem Schal) beim Putzen eines Stolpersteins im vergangenen Jahr
Bürgermeister Norbert Kopp, CDU (zweiter von links), und Superintendent Johannes Krug (rechts im Bild, mit rotem Schal) beim Putzen eines Stolpersteins im vergangenen Jahr

© Elke Behrends

Die Idee zu den Gedenksteinen stammt vom Kölner Bildhauer Gunter Demnig. Seit langem setzt er sich - nicht selten gegen den Widerstand von Stadtverwaltungen und Hauseigentümern - dafür ein, dass an die Vertreibung und Vernichtung genau an den Orten erinnert wird, wo sie ihren Ausgangspunkt nahmen – nämlich mitten unter uns. Für Demnig ist entscheidend, dass „das Gedenken in unsere Lebensmitte gerückt wird und Erinnerungsmerkmale nicht weitab liegen, wie die zahlreichen nach 1945 entstandenen Gedenkstätten und Mahnmale, die man bequem auch links liegen lassen kann“.

Die Initiative „Projekt Stolpersteine im Evangelischen Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf“ setzt sich dafür ein, dass die Namen dieser und vieler anderer Menschen vor dem Vergessen bewahrt werden. Seit dem Beginn im Jahr 2005 sind nun fast 120 Stolpersteine im Bezirk Zehlendorf verlegt worden.

Bei einigen der zu ehrenden Opfer gibt es noch Angehörige und so werden den Verlegungen auch Gäste aus den USA, Peru, Israel und Irland erwartet.

Die Initiative „Projekt Stolpersteine im Evangelischen Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf“ freut sich über Spenden. Eine andere Möglichkeit, das Projekt Stolpersteine zu unterstützen, ist, verlegte Steine im Blick zu behalten und regelmäßig zu reinigen. Auch Menschen, die in den Archiven den so oft im Dunkel liegenden Schicksalen der Opfer nachspüren, werden dringend gesucht.

Der Text erscheint auf dem Onlineauftritt von Tagesspiegel Steglitz-Zehlendorf. Folgen Sie der Redaktion Steglitz-Zehlendorf gerne auch auf Twitter und Facebook.

Elke Behrends

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