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Von Neukölln nach Zehlendorf. Designerin Aenne Gedamke fertigt farbenfrohe Mützen an. Jetzt ist sie Mitbetreiberin des neuen Ladens „Yaarn“ im U-Bahnhof Onkel Toms Hütte.

© Cay Dobberke

Geschäftseröffnung in Berlin-Zehlendorf: Onkel Toms Designer-Hütte

Der Zehlendorfer U-Bahnhof wird zum Kreativzentrum, 30 Modeschöpfer und Künstler sind dabei. Damit kommt die Neubelebung der alten Ladenstraße einen deutlichen Schritt voran.

Bisher gilt Zehlendorf zwar als schöner grüner Ortsteil, aber nicht gerade als Szenekiez der Modeschöpfer. Und die 82 Jahre alte Ladenstraße im denkmalgeschützten U-Bahnhof Onkel Toms Hütte führte lange ein Schattendasein. Ausgerechnet dort soll nun ein „Design-Hotspot für Zehlendorf und darüber hinaus“ entstehen. Dieses Ziel nennt Heide Wohlers, die seit mehr als zwei Jahren im Auftrag des Bezirks und mit EU-Fördermitteln das Projekt „Zukunftskiez Onkel Toms Hütte“ leitet.

Am Mittwoch eröffnete in einem ehemaligen Schlecker-Drogeriemarkt der Laden „Yaarn“, der Name ist eine Abwandlung der englischen Schreibweise von Garn. 30 Designer bieten vor allem Mode an, hinzu kommen Lampen und andere Einrichtungsgegenstände.

Gute Beziehungen zu Neukölln

Die Gründerinnen sind Gabriele Prellwitz und Aenne Gedamke, wie die meisten anderen Designer gehören sie dem Neuköllner Modenetzwerk Nemona an. Auf den ersten Blick mag es überraschen, dass sich Kreative aus dem szenebekannteren Neukölln in Zehlendorf engagieren. Doch Dieter Aßhauer, der die Ladenstraße für die Immobilienfirma Ansorge verwaltet, ist beruflich auch in Neukölln aktiv und hat dort gute Kontakte.

So kam es, dass der geschlossene Schlecker-Markt bereits im Vorjahr vorübergehend zum Designerladen „Berliner Stücke“ wurde. Gabriele Prellwitz und Aenne Gedamke waren dabei und lernten sich dort kennen.

„Beim Angebot geht es uns um eine große Spannweite, von Kleinigkeiten bis zu exklusiver Mode“, sagt Prellwitz, die ein Strickmodelabel betreibt. Man wolle wechselnde Designer präsentieren. Das Angebot sei „in dieser Form und Größe einzigartig in Berlin“.

Natürlich gibt es größere Ansammlungen von Berliner Designerlabels, etwa in der vor einem halben Jahr eröffneten Shoppingpassage „Bikini Berlin“ am Zoo. Gerade das „komprimierte“ Angebot vieler Kreativer auf 240 Quadratmetern sei aber das Besondere, sagen die Gründerinnen. Zu den schon etwas bekannteren Anbietern gehören die Sportswearlabel „Format“ aus Neukölln und „saymyname“ aus Zehlendorf.

Lebenskultur im Kiez

Auch sonst verändert sich plötzlich viel im U-Bahnhof Onkel Toms Hütte. Unter dem Motto „Lebenskultur im Kiez“ wurden neue inhabergeführte Geschäfte angesiedelt, darunter der Fahrradladen „Velostil“, die Kaffeerösterei „Ridder bei Tom“ oder „Faden 35“; wo es „handgefertigte Kindersachen und Kunstvolles zum Aufbewahren und Verstauen“ gibt.

Wechsel in der Gastronmie

Jetzt trennen sich die Verwalter von drei Imbissen, die aus ihrer Sicht nicht das gewünschte Niveau erreicht hatten. Bald sollen anspruchsvollere Gastronomiebetriebe, die schon andernorts in Zehlendorf tätig sind, die alten ersetzen: „Fine Asian Food“ will im Dezember eröffnen, im Januar folgt das italienische Lokal Cucciolo und im März das Lebensmittelgeschäft Q-Regio, das mit Produkten aus der Region Berlin-Brandenburg handelt – darunter frische Fisch- und Fleischwaren, die sich viele Kunden in Befragungen gewünscht haben.

Angedacht ist ein „Kiezcafé“, als mögliche Partner gelten die benachbarte Ernst-Moritz-Arndt-Kirchengemeinde oder das Zehlendorfer Nachbarschaftszentrum „Mittelhof“.

Im Frühjahr kommt ein Wochenmarkt

Ab dem Frühjahr soll es einen Wochenmarkt auf dem Bahnhofsvorplatz an der Onkel-Tom-Straße geben. Außerdem streben die Geschäftsleute eine denkmalgerechte Umgestaltung des Inneren an, dabei könnten Zäune neben den Gleisen durch Glaswände ersetzt werden.

Ob die BVG mitzieht, muss sich noch zeigen. Zuletzt hatten die Verkehrsbetriebe dem Bahnhof einen Aufzug spendiert, was allerdings länger dauerte als geplant. Auf dem Bahnsteig laufen noch immer Bauarbeiten.

Vor weiteren Verschönerungen sei eine Sanierung des maroden Bahnhofsdachs nötig, die ein paar Millionen Euro kosten dürfte, sagt Heide Wohlers. Bisher sei es schwer gewesen, in den vielen Abteilungen der Verkehrsbetriebe die richtigen Ansprechpartner zu finden. Hoffnung macht ihr, dass nun auch der Leiter der bezirklichen Wirtschaftsförderung, Michael Pawlik, die BVG um ein Gespräch gebeten hat.

- Weitere Informationen unter www.onkeltomsladenstrasse.de

Der Autor ist Reporter im Tagesspiegel-Ressort Berlin-Brandenburg. Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin aus dem Südwesten.

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