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Er ist dann mal weg. Nach mehr als 40 Jahren. Horst Spranger (meistensjut druff).

© privat

Ein Berliner und seine Pläne: Diese Woche bin ich endlich Rentner!

Horst Spranger, 67, hat 43 Jahre für seine Firma geackert, jetzt ist Schluss, Urlaub, Motorradtour. Hier erzählt er, wie er seine letzte Woche plant.

In unserer Rubrik „Von Woche zu Woche“ erzählen Leserinnen und Leser des Tagesspiegels, was sie in der neuen Woche vorhaben und in ihrem Leben bewegt. Diesmal: Horst Spranger, 67, der in Rente geht. Er ist Versicherungsagent - vor allem ist er aber bekannt als Spender des Weihnachtsbaums für die City West - erinnern Sie sich?

So was hat meine Firma noch nicht gesehen. Ich bin sogar nachts ans Telefon gegangen, die Agentur der Allianz ist ja bei mir im Haus. Die Kunden haben das selbst nicht für möglich gehalten, die dachten, das wäre der Anrufbeantworter. So einen Service, wie ich ihn meinen Kunden geboten habe, hat es bei keinem anderen gegeben, und wird es auch so schnell nicht wieder geben.

Deswegen wird hier auch bis zur letzten Stunde gearbeitet. Ausgleiten lassen? So etwas gibt’s bei mir nicht. Ich bin ja mit Herz und Liebe dabei. Meine Kunden habe ich auch in ganz privaten Dingen beraten, ob es um die Scheidung ging oder einen Todesfall. Diese Kunden sagen jetzt natürlich: „Aufhören? Das können Sie nicht machen! Sie gehören doch zur Familie!“

Es fällt mir schwer, aber den Druck werde ich nicht vermissen

Als ich 65 wurde, habe ich noch mal um zwei Jahre verlängert. Aber jetzt ist wirklich Schluss. Sogar meine Abschiedsfeier habe ich schon hinter mir. Mit Standing Ovations haben die Kollegen mich bedacht. Ich habe viele Auszeichnungen für meine Arbeit erhalten. Selbst Vorstände aus München waren da.Wenn ich mir den Film von der Feier noch mal ansehe, geht es mir durch und durch. Da kommen mir die Tränen! Ich habe Sorge, dass ich den Kontakt zu so vielen netten Kollegen verlieren könnte. Immerhin war ich 43 Jahre lang dabei. Es wird mir wirklich schwerfallen, nicht mehr zu arbeiten.

Dabei wollte ich ursprünglich gar nicht Versicherungskaufmann werden, sondern Handwerker. Ich habe das eigentlich meiner Mutter zuliebe gemacht. Sie wollte, dass ich morgens sauber das Haus verlasse und abends sauber zurückkomme. Nicht im Blaumann, sondern mit Anzug und Krawatte. Natürlich kann auch ich dem Ruhestand eine positive Seite abgewinnen. Als Vertreter steht man immer unter Leistungsdruck – und den werde ich bestimmt nicht vermissen.

In diesem Sommer fliege ich in den Urlaub nach Mallorca. Seit 25 Jahren fahre ich schon dorthin, immer in das gleiche Hotel. Mittlerweile habe ich sogar einen Stern im Eingangsbereich des Hotels, gleich neben dem von der Katzenberger.

Wenn ich wieder da bin, hole ich meine 37 Jahre alte Harley Davidson aus der Garage. Dafür habe ich ja jetzt Zeit. Mein Traum wäre es, mir einen Anhänger zu kaufen und damit in die Berge zu fahren. Aber ich bin jetzt 67 – vielleicht wird es auch nur Brandenburg.

Wollen Sie auch mitmachen? Einfach Mail an berlin@tagesspiegel.de. Der Text wurde aufgezeichnet von Susanne Grautmann.

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