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Spandau geht in der Havel baden, ab Sommer auch wieder an der Kleinen Badewiese in Gatow.

© picture-alliance/ dpa

Update

Wasserqualität wurde für gut befunden: Die Havel ist sauber, die Wirtin freut's

Seit Jahren hieß es: Geht nicht schwimmen an der Kleinen Badewiese! Und jetzt: alles sauber. Ein Anruf im Lokal am Ufer, wo die Freude groß ist.

Sie hatte so eine Ahnung, schon vor Wochen. Als nämlich die Bauarbeiter anrückten und direkt an der Havel einen dollen Spielplatz zusammenhämmerten und ein Lastwagen weißen Sand ans Ufer kippte. „War klar, was das bedeutet, oder?“

Sabine Becker, 54, die das erzählt, ist keine Unbekannte hier im Spandauer Süden, Ortsteil Gatow. Hier gibt es eine Nord-Süd-Straße, viele Felder, 4000 Einwohner, der berühmteste ist „Abendschau“-Legende Ulli Zelle. Sabine Becker ist seit 25 Jahren die Wirtin des Lokals „Kleine Badewiese“ am Havelufer.

Jeder kennt die Bratkartoffeln, jeder kennt die Badewiese

Fast jeder im Dorf kennt sie wegen ihrer Bratkartoffeln, wegen der Sülze, ihrer urigen Gaststätte.

Und fast jeder in Berlin kannte auch die Kleine Badewiese irgendwo da draußen in Spandau, weil dort Jahr für Jahr vor dem Baden gewarnt wurde. 2011, 2012, 2013

Ausflugsidyll. Bekannt für ihre Kartoffeln, versteckt am Ufer gelegen.
Ausflugsidyll. Bekannt für ihre Kartoffeln, versteckt am Ufer gelegen.

© Marcel Gehner

Die „Süddeutsche“ berichtete, auch der „Spiegel“. 21 000 Badestellen hatten die EU-Prüfer europaweit untersucht, 2300 davon in Deutschland. Ganze 14 davon fielen bundesweit durch – darunter dieses Fleckchen Gatow aus der Hauptstadt.

"Ich habe immer weniger Eis verkauft"

Und dann kam der Frühling 2016 und Sabine Becker sah den Kinderspielplatz und den frischen  Sand und dachte sich: In diesem Sommer werden hier wieder Kinder schwimmen gehen und in ihrem Lokal ein paar Cent lassen, so wie früher. „Kinder und Familien kamen hier immer weniger“, sagt Wirtin Becker, „ich habe immer weniger Eis verkauft.“

In dieser Woche dann stand fest: Messungen des Landesamtes für Gesundheit und Soziales, die inzwischen auch vom Umweltbundesamt und den EU-Prüfern bestätigt wurden, haben dazu geführt, dass der Zustand der Havel in diesem Bereich im laufenden Jahr als „gut“ eingestuft wird, teilte Gesundheits- und Sozialstadtrat Frank Bewig (CDU) mit.

Am Ende Berlins. Die Badewiese ist wirklich nicht viel mehr: als ein Stückchen Gras.
Am Ende Berlins. Die Badewiese ist wirklich nicht viel mehr: als ein Stückchen Gras.

© Ronny Schröder

Die Kleine Badewiese liegt an einer Ausbuchtung; das Wasser der Havel, die ja von Nord nach Süd fließt, kann sich hier schon mal sammeln. Und darunter ist dann so manches Bakterium, das wiederum Durchfall bei Kindern verursachen kann, aber nicht muss. Deshalb gab es auch kein Badeverbot, nur einen Rat.

Keine Badeverbot, nur eine Empfehlung

Als Grund für die schlechte Wasserqualität in der Vergangenheit gilt die Mischwasserkanalisation in weiten Teilen Berlins, bei der Abwasser und Regenwasser in gemeinsame Kanäle fließen. Bei Starkregen kam es hier regelmäßig zu Überläufen, und es gelangten Fäkalien in die Spree und im Strömungsverlauf in die Havel bis hin zur Kleinen Badewiese, wo sie nicht weitermitgerissen wurden, sondern sich dort verfingen.

Ein doller Spielplatz nebenan

Stadtrat Bewig hofft, „dass die Wasserqualität auch langfristig im grünen Bereich ist“. Grundsätzlich sei dies allerdings noch nicht sichergestellt, sodass es bei einer erneuten Verschlechterung der Messwerte wieder zu einer Änderung der Bewertung kommen könnte. Parallel wurde mit dem Investitionsprojekt „Grünanlage Kleine Badewiese“ begonnen. Es umfasst den Bau des besagten Spielplatzes „Dorf-Land-Fluss“ und mehr Parkplätze. Denn in diesem Sommer werden hier in der Straße Alt-Gatow mehr Badegäste erwartet.

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Weit draußen. Sagen wir mal so: Es gibt noch viel mehr Badestellen da draußen an der Havel.
Weit draußen. Sagen wir mal so: Es gibt noch viel mehr Badestellen da draußen an der Havel.

© Fabian Bartel

Ortstermin mit Wasserproben: Stadtrat Bewig (2.v.l.) und der Abgeordnete Peter Trapp (3.v.l.) mit Vertretern der Gatower CDU.
Ortstermin mit Wasserproben: Stadtrat Bewig (2.v.l.) und der Abgeordnete Peter Trapp (3.v.l.) mit Vertretern der Gatower CDU.

© promo

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