zum Hauptinhalt
Bei der Bearbeitung der Anträge auf Unterhaltsvorschuss sind die Mitarbeiter im Rathaus überlastet.

© André Görke

Jugendamt in Spandau ist überlastet: 3 Monate warten auf den Unterhalt

Fast 2000 Anträge aus dem Jobcenter. Jetzt sollen Prioritäten gesetzt werden.

Durch eine Gesetzesänderung haben seit dem 1. Juli mehr Alleinerziehende Anspruch auf den sogenannten Unterhaltsvorschuss. Doch Betroffene, die häufig dringend auf die Zahlung angewiesen sind, warten in Spandau bisher vergeblich auf das Geld. Das Jugendamt leidet unter Personalmangel und ist überfordert durch eine Flut von Anträgen, die ihm vom Jobcenter zugeleitet wurden. Die sind eine verwaltungsinterne Formsache, denn sie betreffen Menschen, die ohnehin Leistungen beziehen und von der neuen Regelung nicht profitieren. Diese Vorgänge will Jugendstadtrat Stephan Machulik (SPD) jetzt hinten anstellen.

Sprechstunden wurden eingeschränkt

Um die Antragsflut überhaupt bearbeiten zu können, war die Unterhaltsstelle des Jugendamtes vom 11. September bis zum 6. Oktober für den Publikumsverkehr geschlossen. Auf der Website wurde darum gebeten, von Nachfragen abzusehen, berichtete eine Betroffene. Sie fragte trotzdem nach und bekam die Auskunft, dass es wohl ein Dreivierteljahr dauern werde, bis alle Anträge bearbeitet sind. Auch im November gibt es nur eine wöchentliche Sprechstunde donnerstags zwischen 16 und 18 Uhr, die ausschließlich der Entgegennahme von Anträgen dient. Beratungen finden nicht statt.

Gesetzesänderung sorgte für Antragsflut

Nach der Gesetzesänderung entfällt für bis zu zwölfjährige Kinder von Alleinerziehenden, die vom anderen Elternteil keine oder nur sporadische Unterhaltszahlungen erhalten, die bisherige Höchstbezugsdauer von 72 Monaten. Unter bestimmten Voraussetzungen besteht sogar ein Anspruch bis zum 18. Geburtstag. Beim Spandauer Jugendamt sind seitdem 2945 Anträge eingegangen. 1968 davon kamen vom Jobcenter. Sie betreffen Alleinerziehende, die bereits Sozialleistungen erhalten, mit den der Unterhaltsvorschuss verrechnet wird. Hier erhalten die Betroffenen keinen Cent mehr, die Summen werden nur zwischen den Behörden verrechnet.

Dabei herrscht beim Jugendamt Personalmangel. Für die Bearbeitung der Anträge hatte man einen Personalbedarf von acht Mitarbeitern berechnet, aber nur drei Stellen bewilligt bekommen, so der Stadtrat. Inzwischen wurde drei weitere Stellen genehmigt, um die letzten zwei Posten wird noch gerungen. Diese Jobcenter-Anträge sollen jetzt hinten angestellt werden, sagte Machulik dem Tagesspiegel. Derzeit liege die Bearbeitungszeit der sonstigen Anträge bei drei Monaten. „Wir müssen darunter kommen“, so die Vorgabe des Dezernenten.

+++

Immer dienstags - unser Spandau-Newsletter

Sie wollen mehr aus Spandau lesen? Gern. Sie finden uns unter www.tagesspiegel.de/Spandau, auf www.facebook.com/tagesspiegelspandau. Und unseren Bezirks-Newsletter "Leute Spandau" können Sie kostenlos bestellen unter www.tagesspiegel.de/leute

Zur Startseite