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Gestatten: Alfred.

© privat

Berliner Tierliebe: Ein Kiez sucht einen Vogel namens "Alfred"

Plötzlich war der Nymphensittich weg. Doch eine Familie aus Steglitz begab sich auf die Suche - und jetzt gab es das Happyend (auch wenn es weh tat).

Vielleicht haben Sie sie gesehen: Am Sonntagabend, es war der 20. September, stand Tagesspiegel-Leserin Julia Müller fast auf der Albrechtstraße und wedelte mit Alfreds Lieblingstuch und Lieblingssocke über dem Kopf herum. Vom Balkon aus schickte ihr Mann gleichzeitig Alfreds Lieblingspfiff in die Steglitzer Weiten. Dann sah sie ihn: Alfred flog weit über ihr seine aufgeregten Kreise – dann drehte er ab und verschwand in den Abend.

„Was für eine Katastrophe!“, schrieb die Leserin des Tagesspiegel-Newsletters für Steglitz-Zehlendorf .

Zu Fuß war der Nymphensittich unter der Barriere hindurch auf den Balkon gelaufen, bekam „einen Schreck vor vorbeifliegenden Krähen“ und machte sich auf und davon.

Die Leserin hängte 60 Plakate im Kiez auf, in jedem Supermarkt und bei jedem Tierarzt wurde nach Alfred gefahndet. Sie schaltete eine Annonce bei Ebay-Kleinanzeigen. „Was dann passierte, verblüffte mich“, berichtet Julia Müller. „Menschen sprachen mich an, ob Alfred wieder da wäre, bedauerten die Situation, wünschten Glück bei der Suche, andere fragten per Mail an, wohin er geflogen wäre, sie würden jetzt spazieren gehen und könnten suchen helfen“.

Die Suche hatte Erfolg – eine junge Familie meldete sich bei Alfreds „Eltern“; die siebenjährige Tochter hatte eines der Plakate gesehen. Alfred war in den 11. Stock des Hochhauses in der Albrechtstraße geflogen. „Durch unglaubliches Glück hatte er sich nichts gebrochen, als er gegen die Fensterscheibe des Balkons flog“, so Julia Müller.

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Die Mutter der Familie habe den Vogel geistesgegenwärtig mit einer Eiskühlbox eingefangen. Alfreds Halterpaar war heilfroh, dass sie Alfred wieder gefunden hatten.

Dickkopf: Alfred.
Dickkopf: Alfred.

© privat

Doch galt es noch eine schwere Aufgabe zu bewältigen: „Den Kindern mussten wir leider sagen, dass sie Alfred nicht behalten können.“

Die habe sich sehr über die große Resonanz bei „mir bisher absolut fremden Menschen“ gefreut", sagt Julia Müller. Auch als sie die Plakate wieder einsammelte, wurde sie angesprochen – von Menschen, „die dann ehrliche Freude über das glückliche Ende äußerten“.

"Er ist wieder da!"

Ein paar Plakate hat sie hängen lassen und mit einem „Er ist wieder da!“ beschriftet. Ihre Begründung: „Denn vielleicht gibt es noch mehr Menschen, die nicht nur Suchanzeigen lesen wollen, sondern auch mal von einem glücklichen Ende eines verloren gegangenen Tieres erfahren möchten.“

Die Müllers haben festgestellt, „wie sehr uns Alfred gefehlt hat“. Und wie schön es ist, in einer Nachbarschaft zu leben, die zwar städtische Individualität erlaubt, aber trotzdem Anteil nimmt an dem, was nebenan passiert. Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre über die jüngsten Ereignisse in Ihrer Nachbarschaft im Südwesten Berlin.

[Dieser Text stammt aus dem Tagesspiegel-Newsletter für Steglitz-Zehlendorf. Den bekommen Sie in voller Länge unter leute.tagesspiegel.de]

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