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Kennt jeder: die Altstadt von Berlin-Spandau. Hat die Form einer Schildkröte, ist aber nicht der Mittelpunkt.

© Zeichnung: André Görke

Rätsel für echte Berlin-Kenner: Wo liegt eigentlich der Mittelpunkt von Spandau?

Es begann mit einer kleinen Frage – und die Resonanz der Leserinnen und Leser war groß. Hier gibt es die Lösung. Oder besser: die sinnvollste Lösung.

Wo liegt der Mittelpunkt von Berlin-Spandau? War letztens eine kleine „Frage der Woche“ im Tagesspiegel-Newsletter für Spandau - und die Resonanz war groß. Die Mailbox ächzte prompt, so viele Tipps, Zeichnungen und Rechnereien trudelten ein. Vielen Dank für all Ihre Mails. Frei nach Jules Verne – hier kommt die „Reise zum Mittelpunkt von Spandau“.

„Herausforderung angenommen!“ schrieb Patrick Sellerie, Chef des Wirtschaftsförderung im Rathaus und Newsletter-Leser. Er erinnerte sich: „2007 hatten wir ein prima Quiz gemeinsam mit dem Vermessungsamt unter die Leute gebracht – genau zu der aufgeworfenen Frage.“ Die Antwort werde bestimmt Herr Becker verraten.

„Da stellen Sie ja eine schwere Frage“, mailte prompt jener Hans-Gerd Becker. Er war von 1993 bis 2015 Vermessungsamtsleiter im Bezirk ist, arbeitet als Berater in Namibia und Uganda und gibt als Newsletter-Leser aus der Ferne öfter mal Tipps. Er musste nur kurz die Karte checken.

Denn die Mitte Spandaus hat sich 2005 „um ein paar Zentimeter südlich verschoben, da bei einer Neuvermessung der Grenze zu Groß Glienicke ein unvermessener Streifen Land von einigen Metern Breite im Bereich der Gutsstraße an Spandau ‚fiel‘.“ Dazwischen lag die DDR-Grenze, wo die Vermessungsämter nicht so viel miteinander sprachen. Für Spandau war’s nach dem Mauerfall „ein Landgewinn ohne Krieg!“, so Becker. Und der Mittelpunkt? Dazu gleich mehr.

Sieht jeder, ist aber nicht der Mittelpunkt: das Rathaus Spandau.
Sieht jeder, ist aber nicht der Mittelpunkt: das Rathaus Spandau.

© André Görke

„Geographische Mittelpunkte lassen sich mit verschiedenen Methoden berechnen. Gängig ist der so genannte Flächenschwerpunkt“, erzählte Leser Jonas Kassigkeit. „Für Berlin liegt dieser zum Beispiel in Kreuzberg“ – hier der Tagesspiegel-Text.

„Der Schwerpunkt, also der Mittelpunkt des kleinstmöglichen Kreises, der Spandau komplett einschließt, ist an der Seeburger Straße zwischen Ulrikenstraße und Johannastraße“, schrieb Newsletter-Leser Philip Freisleben, der für die Grünen ins Abgeordnetenhaus will. Aber: „Der Schnittpunkt von Nord-Süd und Ost-West-Ausdehnung ist etwas westlich des Stieglakebeckens. Es gibt nämlich verschiedene Möglichkeiten, den Mittelpunkt zu berechnen.“

[Sie wollen den kompletten Spandau-Newsletter lesen? Gerne. Den gibt es von mir jetzt kostenlos hier: leute.tagesspiegel.de]

Ist das Wahrzeichen, aber nicht der Mittelpunkt: die Zitadelle von Berlin-Spandau.
Ist das Wahrzeichen, aber nicht der Mittelpunkt: die Zitadelle von Berlin-Spandau.

© André Görke

„Ich bin Kladower und zugleich auch gelernter Kartograph“, schrieb schließlich der nächste Fachmann an den Spandau-Newsletter – und hatte so richtig Lust auf dieses kleine Quiz. Sein Name: Stephan Fuchs. Er arbeitet seit über 25 Jahren bei der Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg in Potsdam und liest ebenfalls den Newsletter.

Kennt jeder: die Altstadt von Berlin-Spandau. Hat die Form einer Schildkröte, ist aber nicht der Mittelpunkt.
Kennt jeder: die Altstadt von Berlin-Spandau. Hat die Form einer Schildkröte, ist aber nicht der Mittelpunkt.

© Zeichnung: André Görke

„Das Problem bei der Sache ist, dass es nicht die eine wissenschaftlich anerkannte, geschweige denn amtlich anerkannte Methode gibt“, erzählt Fuchs. „Die entscheidende Rolle spielt die Form der Fläche, für die ein Mittelpunkt gesucht wird und zu welcher Methode man darum greift. So beanspruchen z.B. mindestens sieben Gemeinden für sich, der Mittelpunkt Deutschlands zu sein. Und jede hat nach ihrer Methode der Berechnung recht.“

Für Spandau hat er sieben Methoden gewählt, um den Mittelpunkt zu bestimmen – und fast alle liegen im Kiez nahe dem Ziegelhof. Stephan Fuchs hat für Sie, die Leserinnen und Leser des Spandau-Newsletters, sogar alle auf eine Karte gezeichnet – hier der Link.

Hier ist der Mittelpunkt. Achten Sie mal auf den blauen Punkt. Zur größeren Ansicht aufs Kreuz klicken.
Hier ist der Mittelpunkt. Achten Sie mal auf den blauen Punkt. Zur größeren Ansicht aufs Kreuz klicken.

© Karte: Stephan Fuchs

Am sinnvollsten sei der blaue Punkt auf dieser Karte, sagt der Kartograph, und meint damit das Haus an der Seeburger Straße 46 („an der Rückseite des Hauses“). Hier die Google Maps Daten.

„Dort liegt der Flächenschwerpunkt – wenn Sie Spandau ausdrucken/ausschneiden und so auf einer Nadel balancieren, dass Spandau exakt horizontal schwebt“, sagt Fuchs. „Funfact: wenn man diese Methode für das Land Brandenburg anwendet, läge der Mittelpunkt Brandenburgs in Tempelhof.“ Als Brandenburger Mittelpunkt wird aber nach einer anderen Methode der Fahrländer See kurz hinter Kladow angegeben: Hier meine Fotos vom Ausflug.

Hans-Gerd Becker übrigens, der langjährige Vermessungsamtschef, verortet den Mittelpunkt auch dort in der Seeburger Straße, fast auf den Zentimeter genau: „Seeburger Straße 47, im Hausflur

Nicht der Mittelpunkt, aber mittendrin: der Spandau-Newsletter.
Nicht der Mittelpunkt, aber mittendrin: der Spandau-Newsletter.

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Und hier die Themen, die Sie im aktuellen Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel finden. Den gibt es von mir einmal pro Woche unter leute.tagesspiegel.de

- Zwischen ICE-Bahnhof, Fluss und Rathaus: "Postbrache" ist Top-Thema im Newsletter

- Spandaus 100-Mio-Viertel: Investor spricht über Zeitplan und Postbrunnen

- "Musik auf der BVG-Fähre": Wer ist die neue Chefin der Musikschule und welche Ideen hat sie?

- Ärger in Haselhorst und Siemensstadt wegen fehlender Corona-Teststellen

- 50 junge Bäume, glattes Pflaster und große Entrümpelung: Marktplatz wird umgebaut (bald mit Schatten)

- Feuerwehr und DLRG trauern um Pfarrer von St. Nikolai

- Die Rechnung, bitte: So viel kosten die Schwimmbad-Baustellen

- "Unser altes Kino": Kostbare Leser-Fotos aus Staaken (damals noch DDR)

- Straßenbahn zum Rathaus Spandau: Die neue Linie kommt vom Flughafen TXL

- Pfusch am Bau: Wie geht es der wackeligen Wasserstadtbrücke?

- Havel, Glienicker, Tiefwerder: Spandau will mehr Bootstouristen anlocken (gemeinsam mit einem anderen Bezirk)

- Prinz Philip und seine Briten in Spandau - "God save Gatow": ein Filmtipp

- Als der Sowjet-Flieger in den Stößensee stürzte - Erinnerung

- Johannes B. Kerner kommentiert Spandauer SV gegen Hertha BSC: der Filmtipp II

- Neuer U-Bahnsteig an der Polizeiakademie

Die Tagesspiegel-Newsletter gibt es für alle 12 Berliner Bezirke und haben mittlerweile schon 245.000 Abos. Darin informieren wir Sie einmal in der Woche gebündelt und kompakt, was so los ist in Ihrem Kiez. Auch lassen wir in den Newsletter oft Leserinnen und Leser zu Wort kommen, schließlich kennt keiner die Kieze so gut wie die Leute, die dort leben.

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