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Der Turm und sein Pendant auf der anderen Havelseite - rechts oben.

© Andre Görke, Silvia Jargon

Rätsel am Havelufer: Das Geheimnis um den Berliner Jaczoturm

Sieht man immer aus dem BVG-Bus: ein Türmchen im Wald. Eine alte Ritterburg? Nein. Aber wer hat das dann dort aufgebaut?

Und jetzt ein Berliner Rätsel: Diesen Turm sieht man immer aus dem BVG-Bus, wenn man von der Heerstraße nach Berlin-Gatow fährt – kurz hinter der Havelklinik auf der linken Seite: der „Jaczoturm“. War das mal ’ne Burg? Darüber hat jetzt der Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Spandau berichtet. Ein unscheinbarer Spazierweg führt in die „Jaczo-Schlucht“ hinab zum Havelufer. Das Türmchen mit den 13 Zacken steht am Wegesrand im Schatten. Davor: Sitzbänke.

„Dieser Turm steht da als ‚Pseudo-Ruine‘ in einem kleinen Waldstück nahe der Havel und ist recht aufwendig gestaltet, sogar mit einem Relief, auf dem der legendäre Fürst Jaczo mit seinem Pferd abgebildet ist“, erzählt Leserin Silvia Jargon, die neulich dort war und mir zwei Fotos geschickt hat. Nur: Warum steht der Turm eigentlich da? Das ist ein Rätsel.

Dahinter steckt ein Märchen, eine Sage, und zwar diese: Hier soll vor über 850 Jahren der Slawenfürst Jaczo von Köpenick vor Albrecht dem Bären und zwei weiteren Reitern durch die Havel geflohen sein, nachdem er seine Schlacht bei Kladow verloren hatte (ungefähr auf der Wiese des heutigen Flugplatz Gatow).

Als er mit Pferd und Rüstung in der Havel hüpfte und unterzugehen drohte, flehte er laut der Sage den verhassten „Christengott“ an und – zack! – wurde Jaczo gerettet. Er schaffte es ans Ufer, hängte Schild und Horn an einen Baum und wurde Christ.

Das „Schildhorn“ bekam so auch gleich noch seinen Namen – sagt die Legende. Allerdings könnten kluge Kinder spätestens hier erste Zweifel an der Erzählung hegen, weil das benachbarte Breitehorn oder Weinmeisterhorn nix mit Hörnern zu tun haben.

[Mehr Tipps und kleine Berlin-Rätsel immer im Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel: leute.tagesspiegel.de]

Blick von der Gatower Straße hinab in die "Jaczo Schluch".
Blick von der Gatower Straße hinab in die "Jaczo Schluch".

© Silvia Jargon

„Zur Erinnerung an diese in der Romantik verbreitete Legende ließ König Friedrich Wilhelm IV. 1844 eine Gedenksäule auf der Landzunge Schildhorn errichten“, heißt es im Straßenlexikon Kauperts. Rechts oben sehen Sie mein Foto vom Schildhorn-Denkmal. Theodor Fontane soll das Ding mal an einen „Telegraphenpfosten“ erinnert haben. Neun Meter ist es hoch; in den 50ern wurde es wieder aufgebaut.

Der Jaczoturm im Berliner Westen.
Der Jaczoturm im Berliner Westen.

© Silvia Jargon

Und was ist nun mit dem Türmchen in Gatow? Das liegt nicht an der „Jaczostraße“, wurde aber kurz nach der Straßenbenennung vor 100 Jahren von einem unbekannten Bürger errichtet. Warum? Ein Ritterfan? Ein Spielburg für Kinder? Alles nicht bekannt. Der Unbekannte ließ den vier Meter hohen Turm 1914 aufbauen, ehe er in Vergessenheit geriet – und vergammelte.

Der Turm wurde als Klo benutzt, von Hertha-Fans besprüht, die Holztür ist längst verfeuert. Vor zehn Jahren haben Gatower Bürger den Turm schließlich repariert. Lektüretipp mit Fotos: Luise Berlin

Mein Tipp für den Frühling: Spazieren Sie von Turm zu Turm: 1,5 Stunden oder 30 Minuten mit dem Rad. Das Restaurantschiff „Alte Liebe“ macht hoffentlich auch bald mal wieder auf. Zwischendurch gibt's sonst eine Currywurstbude auf der Halbinsel Pichelswerder.

Und hier die Themen, die Sie im aktuellen Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel finden

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