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Blick auf den Fluss Panke im Bürgerpark im Bezirk Pankow.

© imago

Renaturierung der Panke in Berlin: Unser Fluss soll schöner werden

In der Panke in Pankow sollen bald wieder Fische und Reptilien leben, der Fluss wieder freier fließen können. Doch wie vieles in Berlin wird auch das Öko-Projekt "Panke 2015" länger dauern als ursprünglich geplant.

Das Projekt "Panke 2015" wird wohl bald umbenannt werden müssen. Panke 2018 könnte es dann heißen. Vielleicht fällt die Jahreszahl auch ganz weg, um weitere Verzögerungen bei der Renaturierung der Panke nicht ganz so offensichtlich werden zu lassen. Noch bis Dienstag können Bürger die Planunterlagen für das Vorhaben einsehen, bis zum 11. August läuft dann die Beschwerdefrist.

Bis der Planfeststellungsbeschluss gefasst wird und das Projekt endlich vorankommt, werden aber noch weitere Monate ins Land gehen. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt geht derzeit von einem Baubeginn nicht vor 2018 aus, wie sie dem Tagesspiegel mitteilte. Intern heißt es, für ein Projekt wie dieses gebe es keine Erfahrungswerte, was konkrete Planungen erschwere.

Ein Mammutprojekt

Tatsächlich ist die Panke ein Mammutprojekt. Insgesamt 27,7 Millionen Euro sind dafür veranschlagt. Entsprechend der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie soll der Fluss, der von Brandenburg kommend durch Pankow über den Wedding nach Mitte fließt, wieder seine natürliche Struktur erhalten. In Berlin geht es um fast 18 Flusskilometer, rund drei Viertel davon liegen in Pankow.

Hier schlängelt sich der Fluss an einigen Stellen noch ganz idyllisch durch die Stadtlandschaft, im Schlosspark Schönhausen zum Beispiel, weiter im Süden gleicht die Panke dann mehr einem künstlichen Kanal. Weite Teile des Flusses wurden in den vergangenen 200 Jahren begradigt, in Stein- oder Betonbetten oder in unterirdische Röhren verlegt.

Baden in der Panke

Wo möglich, sollen nun Uferbefestigungen entfernt und breitere Böschungen angelegt werden. Außerhalb der Stadt sollen neue Auen entstehen. Damit wird auch der Hochwasserschutz verbessert, denn der Fluss wird an vielen Stellen gebremst und erhält neue Überlaufreserven. Vor allem aber geht es darum, im und am Fluss neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere zu schaffen.

Im 19. Jahrhundert gab es in der Panke noch Barsche, Hechte und Stichlinge. Die Berliner badeten sogar in dem Fluss. Doch mit der Industriealisierung war es damit vorbei. Allein 23 Gerbereien leiteten gegen Ende des 19. Jahrhunderts ihre Abwässer in die Panke.

Beteiligungswerkstätten und Infoveranstaltungen

In einigen Jahren soll es wieder deutlich mehr Fischarten, kleinere Reptilien und sogar Biber in der Panke geben. Und auch der Mensch soll wieder besser an den Fluss herankommen. Zumindest in Pankow, wo er gleich durch mehrere Parks fließt, wird er schon heute stark als Erholungsraum genutzt. Von einem ausgewogenen Ökosystem ist er aber auch hier weit entfernt.

Der seltene Heldbock-Käfer lebt im Pankower Schlosspark.
Der seltene Heldbock-Käfer lebt im Pankower Schlosspark.

© dpa

"Schon mit kleinen Maßnahmen kann man allerdings viel erreichen", sagt Katrin Koch vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Verankerte Wurzeln oder Steine könnten Fischen Schutz und Nahrung bieten, Gehölze am Uferrand Schatten für die Tiere spenden. Der Umweltverband hat das Projekt Panke 2015 von Anfang an begleitet und war auch in die Planungen einbezogen. Auch die breite Öffentlichkeit konnte sich einbringen. Seit 2003 wurden mehrere Informationsveranstaltungen und Beteiligungswerkstätten organisiert. Deshalb rechnet man bei der Senatverwaltung nun auch nicht mit größeren Einwänden im Planfeststellungsverfahren. Da fast ausschließlich öffentliche Flächen betroffen sind, gibt es ohnehin wenig Konfliktpotenzial.

Gefahr für den Heidbock

Im Schlosspark Schönhausen konnten die Planer auf alte Karten zurückgreifen, auf denen die Panke stärker verzweigt und mit Bauminseln besetzt ist. Ziel ist nun die Wiederannäherung an die "Lennésche Panke". Nabu-Expertin Koch hat damit allerdings "ein wenig Bauchschmerzen", wie sie sagt.

Denn für die Umsetzung müssen unter Umständen Bäume gefällt werden, die dem Heidbock-Käfer als Lebensraum dienen. Die Käferart, auch großer Eichbock genannt, ist in Deutschland vom Aussterben bedroht. Der Schlosspark Schönhausen gehört hierzulande zu seinen letzten Refugien. "Ich hoffe, dass die Planungen soweit verändert werden, dass auch Bäume, die noch nicht heute, aber künftig ein Zuhause für den Käfer sein könnten, erhalten bleiben," sagt Katrin Koch.

1200 Bäume werden gefällt

Insgesamt werden für die Renaturierung der Panke fast 1200 Bäume gefällt, was in der Umweltverträglichkeitsstudie kritisch bewertet wird. Auch der Flächenverbrauch ist demnach sehr hoch. Naturschützerin Koch kann damit aber leben. "Die Vorteile dieses großartigen Ökoprojektes überwiegen eindeutig", sagt sie. Auch die Grünen im Abgeordnetenhaus stehen hinter dem Projekt. Der umweltpolitische Sprecher der Fraktion, Turgut Altug, sagte dem Tagesspiegel: "Die Ziele sind gut und richtig, und auch die Einbindung der Naturschutzverbände funktioniert gut."

Er ärgert sich allerdings darüber, dass der Senat über Verzögerungen bei der Umsetzung der Panke-Umgestaltung nur unzureichend informiere. "Dazu werden wir demnächst eine Anfrage stellen." Ähnliches planen auch die Piraten in der Pankower Bezirksverordnetenversammlung. Sie wollen vor allem wissen, wie das Bezirksamt an dem Projekt beteiligt ist. Auf Anfrage des Tagesspiegels teilte der zuständige Stadtrat, Torsten Kühne (CDU), mit, der Bezirk sei in die Planungen einbezogen worden. Auch er hält die Renaturierung der Panke für "wichtig und notwendig". "Den Bürgern wird zudem die Möglichkeit gegeben, einen streckenweise naturnahen norddeutschen Tieflandbach zu erleben", schreibt Kühne.

Treppen für die Fische

Ein paar Maßnahmen sind trotz der Verzögerungen bereits erfolgt. So wurde im nördlichen Schlosspark in Pankow eine Staustufe in der Panke entfernt und durch eine Treppe aus Steinen ersetzt. "Die kann nun von Fischen überwunden werden", erklärt Katrin Koch. Andere Pläne für Alt-Pankow wurden dagegen wieder verworfen. So stand zwischenzeitlich zur Debatte, den Park am Elisabethweg vollständig in den Flusslauf einzubeziehen. Das wird nun nicht umgesetzt.

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