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An einem Wildbadestrand am Weißen See wurden Glasscherben entdeckt - die Polizei ermittelt nun.

© Parkfreunde Weißensee e.V.

Nach Todesfall, Schwerverletzten und Vandalismus: „Wir müssen den Partytourismus nach Weißensee beenden“

Am Wochenende eskalierte die Lage am Weißen See. Die Behörden wollen nun reagieren.

Von Christian Hönicke

Nach einem Todesfall, mehreren Verletzten, Strafanzeigen, Vandalismus, illegalen Partys und unzähligen Rettungseinsätzen am Weißen See am vergangenen Wochenende wächst der Druck auf Behörden und Politik. Man müsse „jetzt durchgreifen“, fordert der Pankower SPD-Vorsitzende Dennis Buchner.

Das Wildbade- und Grillverbot müsse endlich durchgesetzt werden, dazu solle es ein nächtliches Alkoholverbot und ein „Betretungsverbot für die sensiblen Uferzonen" geben, fordert Buchner, der für Weißensee-Nord im Abgeordnetenhaus sitzt. So wie jetzt könne es nicht weitergehen. Man müsse in jedem Fall „den Partytourismus nach Weißensee beenden. Und zwar schnell.“

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Auch die Parkfreunde Weißensee fordern ein Eingreifen. „Wir fragen uns, was der Bezirk und die zur Erhaltung des Park zuständigen Stellen als Sofortmaßnahmen unternehmen werden, um dieser untragbaren Zuständen Herr zu werden", teilt der Verein mit. Die Bilanz des Wochenendes sei „traurig“, und die Sommersaison beginne gerade erst.

Am Wochenende war ein Mann im See ertrunken. Nach Angaben der Parkfreunde gab es zudem zwei Schwerverletzte durch Scherben „aufgrund vorsätzlicher Körperverletzung durch das Ausstreuen von Glasscherben an einer inoffiziellen Badestelle“. Dazu habe es rund um den See Müllberge, Grillen und offene Lagerfeuer, Sachbeschädigung am Bootsverleih und am Strandbad, Partys bereits ab 11 Uhr morgens „in ohrenbetäubender Lautstärke mit Boxentürmen und DJ-Pult“ gegeben.

Der See gilt als „Szenetipp“ für illegale Partys

„Der Unfalltod eines Menschen im Park am Weißen See macht uns sehr betroffen“, erklärte der zuständige Bezirksstadtrat Vollrad Kuhn (Grüne) dazu. Zu den genauen Hintergründen lägen jedoch bislang keine Informationen vor. Gleiches gelte auch für den Fall eine Frau, die durch einen abgebrochenen Ast verletzt worden war. „Hinsichtlich der Glasscherben, die nördlich der Strandbads ausgestreut wurden, wurde Strafanzeige gegen Unbekannt erstattet“, erklärte Kuhn.

Illegale Partys und Lagerfeuer seien „in keinem Falle gestattet“, so Kuhn weiter. Es sei zu vermuten, „dass sich Jugendliche über soziale Medien spontan zu einer Zusammenkunft im Park am Weißen See organisiert haben“.

Die Probleme im Park am Weißen See „haben sich in den Sommermonaten schon in den letzten Jahren kontinuierlich verschärft“, sagt Dennis Buchner. Der Park sei inzwischen in der ganzen Stadt ein Szenetipp: „Kein Wunder, gilt er doch als einziger See in unmittelbarer Nähe der Innenstadt, in dem man vermeintlich baden darf.“

Dabei herrscht außerhalb des Strandbades ein Badeverbot - wir hatten darüber schon mehrfach berichtet. Dieses sei jedoch in der Vergangenheit „zu keiner Zeit durchgesetzt" worden, kritisiert Buchner. Gleiches gelte für das Grillverbot und das Recht der Anwohner auf Nachtruhe.

SPD will Runden Tisch mit Innensenator

Um eine weitere Eskalation zu vermeiden, schlägt SPD-Mann Buchner nun einen Runden Tisch aus Bezirkspolitik, Polizei und Ordnungsämtern zum Weißen See vor. Dazu habe er Innensenator Andreas Geisel (SPD) und die Mitglieder des Bezirksamtes zu einem Runden Tisch aufgefordert. „Es braucht eine ständige Bestreifung durch das Ordnungsamt und Parkwächter, ähnlich wie im Mauerpark“, sagt Buchner.

Polizei, Ordnungsamt und Grünflächenamt wollen laut Bezirksbürgermeister Sören Benn (Linke) nun „abgestimmt auf die Lage reagieren“, ohne Details zu nennen. Stadtrat Kuhn erklärte dazu, das Bezirksamt und die mit der „Bestreifung“ beauftragte private Wachschutzfirma wollten sich noch am heutigen Donnerstag „über eine Verbesserung der Kommunikation und Koordinierung der Einsatzkräfte abstimmen". Als erste Maßnahme seien die Einsatzzeiten der Parkläufer geändert worden.

„Parkbestreifung“ gab es demnach bisher täglich zwischen 10 und 16 Uhr, auch am Wochenende. Nun sollen sie täglich zwischen 12 und 22 Uhr erfolgen. Ob das hilft, bleibt abzuwarten. Der Wachschutz hat laut Kuhn „keine ordnungsrechtliche Befugnis“, sondern kann lediglich „durch Ansprachen gegenüber den Parknutzern auf Fehlverhalten hinweisen“. Die Parkfreunde kritisierten zudem, dass die „Parkläufer“ am Weißen See am vergangenen Wochenende „nicht gesichtet“ worden seien.

Bürgermeister fordert mehr Geld für Ordnungskräfte

Das Hauptproblem des Weißen Sees sei seine zentrale Lage, hatte Benn dazu bereits vergangenes Jahr erklärt. Der See ziehe „bei entsprechender Wetterlage deutlich mehr Menschen an, als es der Park verträgt“ und das Ordnungsamt sei „nur ‚minimalinvasiv‘ in der Lage, die angezeigte Situation zu bewältigen“, so Benn damals. „An einem Hochsommertag mit unzähligen Sonnenhungrigen und Badegästen, die teilweise alkoholisiert, jegliche Regel missachten, helfen weder zwei noch vier Außendienstmitarbeiter, eine Hundertschaft wäre angebrachter!“

Zur Forderung Buchners nach einem Runden Tisch befand Benn nun: „Es ist erfreulich, wenn sich Mitglieder des Abgeordnetenhauses den massiven Problemlagen der Bezirke wenigstens im Wahlkampf zuwenden.“ Vielleicht helfe das künftig, die Bezirke personell und finanziell so auszustatten, „dass regelmäßige Bestreifungen und die Durchsetzung von Mindeststandards im Umgang mit dem öffentlichen Grün wieder leistbar werden“.

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