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Die Bildungsplattform „Lernraum Berlin“ bereitet immer wieder große Probleme und ist für Schüler und auch Lehrer oft nicht nutzbar.

© Ulrich Perrey/dpa

Nach Ärger um Lehrraum Berlin: So klappt digitaler Unterricht an dieser Schule

Überall Probleme? Stimmt nicht. Hier ein lehrreiches Beispiel für Lehrer, Eltern, IT-Kräfte aus einer Schule in Berlin-Reinickendorf. Ein Vorbild für andere?

Dieser Lehrraum bleibt nicht leer – während für mehr als 100.000 Berliner Schülerinnen und Schüler nach den Weihnachtsferien der angekündigte Start ins digitale Lernen mit einem Flop begann, liefen an mehr als 100 anderen Schulen der Stadt die Rechner problemlos an.

Die waren vom Blackout der offiziellen Schulplattform der Bildungsverwaltung, dem „Lehrraum Berlin“, nicht tangiert. Hier hatten Schulleitungen und Fachbereichsleiter auf die „HPI Schul-Cloud“ gesetzt, entwickelt von dem in Potsdam beheimateten Hasso-Plattner-Institut.

Zu den Schulen, die sich entschlossen haben, vom offiziellen Weg abzuweichen, gehört die Paul-Löbe-Schule in Berlin-Reinickendorf.

Der Reinickendorfer Fachbereichsleiter für Informatik und Berufsorientierung, Toni Schneider, ist damit an seiner Integrierten Sekundarschule erfolgreich. Wenn allerdings, wie am Montag, aus dem außereuropäischen Ausland ein massiver Hackerangriff auf die Schulcloud erfolgt, ist auch der 37-Jährige eines der Opfer, und seine Schülerinnen und Schüler mit ihm. Toni Schneider betreut im Auftrag seiner Schulleiterin, Elke Rimpau, die Lernsoftware.

Die 490 Jugendlichen lernen in jeweils fünf 7. bis 10. Klassen mit Hilfe der HPI-Schulcloud, und Schneider ist zufrieden, wie es läuft, wenn es läuft, und wenn nicht gerade – wie jetzt erstmals – die Hacker unterwegs sind.

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Die Entscheidung seiner Kolleginnen und Kollegen für HPI  nach den ersten Tests auch mit dem offiziellen „Lehrraum Berlin“ fiel schnell. Der „Lehrraum“ habe sich als vergleichsweise kompliziert erwiesen. Aber schließlich sollen damit ja auch  Lehrerinnen und Lehrer umgehen können, die keine Computerexperten sind. Die HPI-Lernplattform – sie wird seit 2017 entwickelt – sei hingegen selbsterklärend.

Eine einstündige Schulung habe für alle ausgereicht. Der Anbieter war von Anfang bei der Lösung aller Fragen äußerst hilfsbereit, sagt mir Toni Schneider noch. So hätten Videos, die sich bei Fragen in der Antwortfunktion von selbst anbieten und öffnen, das Lernen erleichtert. Vor allem auf den Datenschutz und Datensicherheit habe man selbstverständlich vor der Entscheidungsfindung besonders geachtet. Alle Rechner von HPI stehen in Deutschland – was sie aber, wie man am Montag gesehen hat, nicht davor bewahrte, durch Hacker lahmgelegt zu werden.

Ein besonderes Thema sei von Anfang an die Einbindung der Eltern gewesen, erklärt mir der Fachbereichsleiter. Für diejenigen unter ihnen, die im Umgang mit Computern nicht geübt sind, habe er alle Datenschutzanforderungen ausgedruckt und unterschrieben zurückerbeten. Die würden nun die nächsten vier Jahre aufgehoben. Toni Schneider fühlt sich da auch deshalb auf der sicheren Seite, weil die Schul-Cloud von HPI mit Förderung des Bundesbildungs- und Wissenschaftsministeriums entwickelt worden sei. Die Kosten werden bis Ende des Schuljahres 2021/22 von der Europäischen Union getragen. Natürlich hoffen alle Beteiligten, dass sich die Förderung, wenn die Cloud weiter erfolgreich ist, verstetigt.

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Gibt es eigentlich Fächer, für die das HPI-Angebot nicht nutzbar ist? Darauf hat der Fachbereichsleiter eine geradezu begeisterte Antwort: Mit dieser Software könne man zum Beispiel für den Sportunterricht Bewegungsabläufe rekonstruieren und Übungen entwickeln. Sie tauge außerdem im Musik- und im Kunstunterricht mit vielfältigen Anregungen.

Natürlich gibt es auch Probleme, wie der Hackerangriff gezeigt hat. Diese Probleme liegen aber nicht bei HPI. Toni Schneider nutzt im Unterricht zwölf Laptops, 16 Tablets und zehn weitere Geräte, die er als Mischung aus Laptop und Tablet definiert. Pro Klassenraum gibt es aber nur eine Steckdose. Während andere Bezirke den Schulen bei der Behebung dieses Mangels zusätzliche Gelder zur Verfügung stellen, muss die Paul-Löbe-Schule in Reinickendorf im Rahmen ihres Normbudgets bewältigen.

PS: Die meisten Reinickendorfer kennen die Paul-Löbe-Schule vermutlich vom Vorbeifahren Richtung Residenzstraße – ein großer, beeindruckender Bau. Hier können Sie die Schule auf einer Luftaufnahme anschauen: Google Maps.

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