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Am Morgen danach. Fassungslosigkeit in Bad Neuenahr.

© pa/dpa

Musikinstrumente wurden von der Flut zertrümmert: Berliner Benefizkonzert fürs zerstörte Ahrtal

"Die Kinder können sonst keine Musik machen": Ein Schule, eine Kirche und ein Chor aus Berlin-Spandau wollen helfen und laden zum Benefizabend.

Diese Berliner Musiker wollen einer Kirchengemeinde im Ahrtal helfen. Denn die Flut hat die Musikinstrumente dort zerstört. Hier spricht Werner Eckel - Chef des Berliner Chors „Magic of Gospel“ - über das ganz besonders wichtiges Konzert in der Schule an der Haveldüne, über Lieblingsorte in Berlin-Spandau und ein großes Halleluja in der Dorfkirche Berlin-Kladow. Die Anfänge des Chors reichen zurück ins Jahr 2003, als die Musiker sich in der Zuversichtskirche in Berlin-Staaken trafen. Das Interview erschien wie immer zuerst im Tagesspiegel-Newsletter für Spandau, dessen aktuelle Ausgabe Sie hier bekommen: leute.tagesspiegel.de.

Lieber Herr Werner Eckel, Sie sind stimmgewaltig, korrekt?
„Ich glaube schon! Ich singe jedenfalls viel und gerne und hoffentlich auch meistens richtig (lacht). Im Chor singe ich selten mit, wenn, dann mal einen Solo-Part. Mit Dirigieren und Klavierspielen bin ich schon gut beschäftigt.“

Sie leiten den Spandauer Chor „Magic of Gospel“. Müssen wir uns das wie in den USA mit Halleluja und großem Hallo vorstellen?
„Guter Vergleich! Nur, dass Sie für ein Gospel-Erlebnis bei uns nicht in die USA reisen müssen. Wir begleiten gelegentlich Gottesdienste in der evangelischen Dorfkirche Kladow. Da passt unsere Gospelmusik (Gospel = engl. Evangelium) perfekt hin, allerdings ohne die Orgel. Wir erleben es auch im Gottesdienst, dass die Kladower Gemeinde mitsingt und mitklatscht, auch wenn es natürlich noch nicht so deutlich wie in den USA ist. Wir singen meist moderne, fetzige Gospellieder. Die andere Hälfte unseres Repertoires besteht aus bekannter Pop-Musik.“

Die Dorfkirche in Berlin-Kladow. Hier ist der Gospel-Chor öfter zu hören.
Die Dorfkirche in Berlin-Kladow. Hier ist der Gospel-Chor öfter zu hören.

© André Görke

Und warum nennen Sie sich „Magic“?
„Der Name unterstreicht die Magie des Gospelgesangs. Das war die Idee einiger Sänger und Sängerinnen vor fast 20 Jahren, als wir uns in meinem Wohnzimmer gegründet hatten. Wir sind auf rund 30 singende Mitglieder gewachsen und nehmen gerne Menschen auf, die musik- und gesangsbegeistert sind und Freude an Gemeinschaft haben. Gesang tut der Seele gut, ist ein perfektes Antistress-Management. Also Spandauer, meldet euch. Gesangsausbildung und Notenkenntnisse sind nicht erforderlich. Hier geht’s zu unserer Website: magic-of-gospel.de.“

Werner Eckel leitet den Berliner Chor "Magic of Gospel".
Werner Eckel leitet den Berliner Chor "Magic of Gospel".

© privat

Herr Eckel, ein großer Benefizabend an der Scharfen Lanke steht an und Ihr Chor steckt mittendrin. Erzählen Sie mal.
„Das Plakat hängt schon überall in Spandau. Am Sonntag, 19. Juni, laden wir in die Aula der Schule an der Haveldüne. Wir machen Musik, da geht einem der Hut hoch… aber der Anlass ist ernst: Die Flut im Ahrtal vor fast einem Jahr hat enorme Verwüstungen hinterlassen. Leider sind auch viele Musikinstrumente in der evangelischen Kirchengemeinde Bad Neuenahr zerstört worden, und damit auch die wertvolle musikpädagogische Arbeit, die die dortige Kantorin für Kinder leistet. Wir möchten daher helfen und mit unserer Musik erreichen, dass die Kinder wieder Musik machen können. Hinter dem Benefizabend steckt Markus Prill. Er war viele Jahre Leiter der Schule an der Haveldüne und hat selbst als freiwilliger Helfer im Ahrtal mit angepackt. Den Pfarrer aus der Weinberggemeinde von der anderen Seite der Jaczostraße, Christopher Piotrowski, hat er auch ins Boot geholt, weil von dort ebenso Spendengelder fließen sollen. Das Benefizkonzert wird vom Spandauer Gospelchor und von Kindern der Schule an der Haveldüne aus den Musikkursen bestritten. Um 17 Uhr geht es los.“

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Ist die Schule an der Haveldüne Ihre alte Schule als Kind gewesen?
„Nein. Ich bin in Frankfurt/Main zur Schule gegangen und über ein paar Umwege, Chicago und Tokio, nach Spandau gekommen. Ich bin Bankdirektor im (Un)Ruhestand und kann jetzt meine Leidenschaften und Hobbys so richtig ausleben.“

Wo liegt denn Ihr Spandau?
„Mit meiner Frau wohne ich im grünen Staaken direkt am Naturschutzgebiet. Wir gehen gerne in der Spandauer Altstadt bummeln, Markt, Weihnachtsmarkt, oder Kino. In der Gastronomie dort findet man Speisen aus der ganzen Welt.

Herr Eckel, die Politik liest mit: 3 Dinge, die in Spandau auf die lokale Rathaus-Agenda gehören. Erstens?
„Terminvergabe bei den Bürgerämtern. Die langen Wartezeiten – das geht gar nicht.“

Zweitens?
„E-Scooter mögen ja moderne Fortbewegungsmittel sein, aber wenn die überall auf Gehwegen wahllos abgelegt werden, sind das gefährliche Stolperfallen.“

Drittens?
„Durch die Musiker- und Chorleiterbrille betrachtet habe ich noch ein dickes Lob für das Rathaus: die Erhaltung und Erneuerung der Freilichtbühne an der Zitadelle. Dort geben wir jährlich ein Gospel-Konzert, so auch letztes Jahr zum 100-jährigen Jubiläum des Spielortes. Die Stimmung ist immer genial.“

Wenn Spandau ein Song wäre, dann…
„… würde ich ihn neu arrangieren mit einer schmissigen Klavierbegleitung. Spandau ist Rock’n’Roll, also manchmal, aber da geht noch mehr. “

Und zum Schluss: Verraten Sie uns Ihren Lieblingsplatz in Spandau?
„Zum Entspannen und Spazieren bin ich gerne an der Havel irgendwo zwischen Gutshof Neukladow und Fränkels Garten. Das ist Balsam für das Auge und die Seele – Kultur, Krakauer, Käsekuchen gibt’s obendrein. Perfekt.“

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