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Neue Schule, neuer Idsteiner Platz.

© Simulation: promo/Bollinger + Fehlig Architekten Berlin

Millionen-Projekt in Berlin-Zehlendorf: „Wir bauen hier die Schule der Zukunft"

Baubeginn der Evangelischen Schule Zehlendorf. Hier die ersten Simulationen und die Infos zu Theater, Medien, Ökogarten - und Baulärm.

Kennen Sie den Idsteiner Platz? Machen Sie sich keine Sorgen um Ihre Ortskenntnisse im Berliner Südwesten, der Platz wird erst noch entstehen – und zwar vor dem Eingangsbereich der neuen Evangelischen Schule Zehlendorf. Über dieses wichtige Bauprojekt berichtet jetzt der Tagesspiegel-Newsletter für Steglitz-Zehlendorf.

Der Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf baut entlang des Buschgrabens an der Ecke von Idsteiner Straße (sie ist hier ein Fuß- und Radweg) und der Ludwigsfelder Straße eine neue Grundschule. Zwei Züge soll sie haben, in sechs Jahren, wenn alle Klassen „nachgewachsen“ sind, werden um die 300 Kinder durch den Haupteingang am neuen Idsteiner Platz in ihre Schule eintreten.

4,7 Millionen soll der Bau kosten. Trägerin der neuen Schule wird die Evangelische Schulstiftung der Landeskirche, die bereits 32 Schulen in der Region Berlin-Brandenburg betreibt. In wenigen Tagen wird die Baustelle eingerichtet, ab Anfang Mai wird gebaut.

„Hier entsteht eine ganz einmalige Lernatmosphäre für die Schule der Zukunft“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Schulstiftung Frank Olie. Auch für Eva Gubalke vom Architekturbüro Bollinger + Fehlig sei die Schule ein „Herzensprojekt“, auf das sie stolz sei.

„Herz“ ist ein gutes Stichwort. Denn es schlägt in dem zweigeschossigen Bau ohne Keller im Erdgeschoss – wenn Sie später vom Idsteiner Platz eintreten, stehen Sie sofort im kardiologischen Mittelpunkt der Schule. Es eröffnet sich ein riesiger Raum, der Foyer, Lounge, Theaterraum, Spiel- und Bibliothekslandschaft sowie Lernort in einem ist – der große freie Bereich ohne feste Zwischenwände nimmt ungefähr die Hälfte der gesamten Fläche im Erdgeschoss ein. Es ist das „Herz der Schule“. Auch farblich, so erklärt es Architektin Gubalke, passe sich die Gestaltung der organischen Analogie an: In Rot-, Violett- und Brauntönen soll der Kernbereich der Schule später gehalten werden; auch das „Puzzle“ aus verschiebbaren Podesten, Tischen und Regalen nimmt die Farben auf. Die Aufgänge in das obere Stockwerk sind freitragend geplant, keine Treppenhäuser unterbrechen den Frei-Raum.

Hier ein Blick ins Innere der neuen Schule.
Hier ein Blick ins Innere der neuen Schule.

© Simulation: promo/Bollinger + Fehlig Architekten Berlin

Alle übergreifenden Funktionsbereiche – von den Fachräumen über die Mensa bis zur Schulverwaltung – haben die Planerinnen und Planer im Erdgeschoss angesiedelt. Im ersten Stock befinden sich die Klassenzimmer. Auch hier haben sich die Schul-Planer etwas besonderes einfallen lassen: Immer zwei Klassenstufen teilen sich ein „Lernhaus“ (es gibt drei davon). Das sind jeweils vier Klassenräume zum Beispiel für die beiden ersten und zweiten Klassen, die um ein zentrales „Lernatelier“ angeordnet sind. Dort, das Lernatelier sei durch Glaselemente abgetrennt, könne auch altersübergreifendes Lernen stattfinden, erklärte die zukünftige Schulleiterin Yvonne Barckhausen.

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Inhaltlich hat sich die erste Evangelische Grundschule in Zehlendorf einiges vorgenommen. Bis zur vierten Klasse werde es keine Noten geben, erläuterte die Schulleiterin, „wir werden unter anderem mit Lernenwicklungsberichten arbeiten“. Es gehe ihr darum, die Kinder „erst einmal in ihrem Menschsein wahrzunehmen“, erst dann spiele das Können eine Rolle. Zum Profil der Schule gehört Theater ab der ersten Klasse als Unterrichtsfach (es gibt eine Kooperation mit dem Deutschen Theater), die Vermittlung von Medienkompetenz („wir sind aber keine Tablet-Schule“) und der Blick ins Grüne – in den Schul- und Ökogarten, bei dem die Schule mit dem seit langen Jahren dort ansässigen Verein „Ökogarten am Buschgraben“ kooperiert (der Verein behält seinen eigenen Garten, es gebe zusätzlich neue „Kooperationsflächen“). „Ich möchte, dass die Kinder, das, was sie ernten, auch zubereiten“, ergänzt Yvonne Barckhausen.

Was den Blick nach draußen lenkt. Das langgezogene Schulgebäude wird relativ dicht an dem Fuß- und Radweg in der Verlängerung der Idsteiner Straße gebaut werden. Dadurch entsteht auf der anderen Gebäudeseite hin zum Bett des Buschgrabens Platz für den gestreckten „Schulhof“ und den Schulgarten. Sowohl ein „Felsenmeer“ als auch ein „Sandsee“ sind geplant, ebenso eine Theaterbühne, ein Marktplatz, Ballspielbereiche, eine Terrasse entlang des Zentralraums im Erdgeschoss, ein grünes Klassenzimmer und ein Seilklettergarten.

Hören sollen die Bewohner der Postsiedlung am Ernst-Lemmer-Ring möglichst wenig von den Schulkindern – der Großteil der Außenbereiche wird durch das Schulgebäude abgeschirmt. Eine mögliche Lärmbelästigung war einer der Kritikpunkte der Anwohner an dem Schulvorhaben gewesen. „Es wird belebter werden“, stellte der Superintendent des Kirchenkreises,Johannes Krug, klar: „Doch vor Lärm muss niemand Angst haben.“ In der Bauphase werde es jedoch lauter werden, ergänzte Architektin Gubalke, „wir können nicht leise bauen“. Allerdings müsse keine große Baugrube ausgehoben werden, ein Keller werde nicht gebaut, für die Fachfrau sei der „konventionelle“ Massivbau mit Holzsparrendach „kein komplexes Bauwerk“. Lärmintensive Arbeiten würden vor allem im ersten Baujahr anfallen.

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Kooperation mit der Nachbarschule? Als der Kirchenkreis und die Schulstiftung das Projekt der Öffentlichkeit im November 2018 erstmalig präsentierten, wurde von Bürgerseite noch ein Problem angesprochen: die direkte Nachbarschaft zur Grundschule am Buschgraben auf der anderen Seite der Ludwigsfelder Straße. Die neue, attraktive private Schule würde der staatlichen Nachbarin das Schüler-Wasser abgraben, war die Befürchtung.

Hier der Blick aus dem Schulgarten.
Hier der Blick aus dem Schulgarten.

© Simulation: promo/Bollinger + Fehlig Architekten Berlin

Die Kirchenverantwortlichen wiesen auf die erfahrungsgemäß sehr großen Einzugsgebiete der evangelischen Schulen hin und versprachen, mit der Nachbargrundschule über Kooperationen zu sprechen, es gebe viel Potenzial, hieß es. In der Pressekonferenz zum Baustart zwei Jahre später musste Schulleiterin in spe Yvonne Barckhausen zugestehen, dass über Kooperationen noch nicht weiter gesprochen worden sei, „es ruhte ein wenig“. Nach wie vor sei jedoch zum Beispiel beim Thema Verkehr eine Kooperation wünschenswert, sagte sie auf Nachfrage des Tagesspiegels. Doch da der Schulbau laut Plan Ende 2022 beziehungsweise Anfang 2023 fertig sein werde, „werde es erst jetzt richtig konkret“.

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Auch wenn das Schulgebäude erst in zwei Jahren bezogen werden kann – der Startschuss für die Evangelische Grundschule Zehlendorf fällt bereits im August. Denn dann starten die ersten beiden ersten Klassen der neuen Schule in Containern am Übergangsstandort auf dem Gelände der Kirchengemeinde Schönow-Buschgraben an der Andréezeile/Ecke Pfarrlandstraße (hier mein Bericht). Wenn die ersten Schülerinnen und Schüler der Evangelischen Grundschule in die dritte Klasse wechseln, ziehen sie in ihr neues Lernhaus mit Herz am Idsteiner Platz.

Noch sind Plätze für Erstklässler frei – mehr über die neue Schule erfahren Sie auf ev-schule-zehlendorf.de.

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