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Gelbes Wahrzeichen: Berlins U-Bahn.

© Getty Images / iStockphoto

Machbarkeitsstudie für die U10: Berliner SPD will U-Bahn vom Alexanderplatz durch Weißensee bauen lassen

Gerade noch „verspinnerte Vision“, nun „realistisches Projekt“: Die SPD will den Bau der legendären U-Bahnlinie 10 vorbereiten. Was steckt hinter dem Umdenken?

Von Christian Hönicke

Eine Wahl steht an, und plötzlich entdecken die Parteien in Berlin die legendäre U10 wieder. Um diese U-Bahn-Linie tobte vor nicht allzu langer Zeit ein riesengroßer Streit in der Pankower Bezirksverordnetenversammlung. Die CDU hatte die U10 nach Weißensee und weiter hoch nach Blankenburg und Buch gefordert, um die Neubauquartiere wie den "Blankenburger Süden" zu erschließen.

Die rot-rot-grüne Zählgemeinschaft lehnte das damals einhellig scharf ab. Der Pankower SPD-Fraktionschef Roland Schröder sprach von "verspinnerten Visionen", Bürgermeister Sören Benn (Linke) von "Unsinn", die Grünen fürchteten bis zu eine Milliarde Euro Kosten für die U10.

Doch bitte zurücktreten – auf einmal will die SPD ganz vorne einsteigen. Das Programm der Landespartei sieht ja generell auch den U-Bahn-Bau vor (unter anderem die Verlängerung der U2 nach Pankow Kirche). Doch nun ist sogar die Phantomlinie U10 nach dem Landesparteitag am Wochenende offiziell auf der SPD-Agenda.

"Neben der Verlängerung bestehender U-Bahn-Strecken wirbt die SPD Berlin auch für die Durchführung einer Machbarkeitsstudie für eine komplett neue U-Bahn-Linie vom Alexanderplatz nach Weißensee (U10)", heißt es in einer Pressemitteilung der SPD Weißensee.

[Dieser Text stammt aus dem Pankow-Newsletter vom Tagesspiegel. Den kompletten Pankow-Newsletter gibt es kostenlos unter leute.tagesspiegel.de]

Die Weißenseer SPD sei es gewesen, die erst der Bezirks- und dann der Landespartei die U10 schmackhaft gemacht habe, sagt deren Vorsitzender Georg Heyn. "Für eine zukunftsträchtige Stadtentwicklung gehört die U-Bahn dazu. Bei uns in der Bezirkspartei besteht da große Einigkeit, jetzt glücklicherweise auch auf Landesebene." Weißensee und der Norden Pankows sei "einer der letzten weißen Flecken auf dem S- und U-Bahn-Plan", der geschlossen werden müsse. "Wir nehmen das realistisch in den Blick."

Maßgeblich für das Umdenken dürfte das Engagement des Weißenseer SPD-Verkehrspolitikers Tino Schopf gewesen sein. Er setzt sich seit Jahren für die U10 ein. Die neue U-Bahn-Linie würde "noch mehr Menschen von der Straße auf die Schiene bringen", sagt er. "Das ist gut für die Umwelt und ganz konkret für die Menschen in Weißensee."

"Menschenströme in Richtung Innenstadt nicht allein durch die Tram auffangbar"

Die SPD verspricht sich von der U10 auch "eine verbesserte Anbindung des Berliner Nordostens" als Entlastung der Tramlinie M4. Denn trotz Taktverdichtungen und dem Einsatz längerer Straßenbahnen "sind die Menschenströme von Weißensee in Richtung Innenstadt nicht allein durch die Tram auffangbar", sagt Heyn.

"Jeder, der in Weißensee wohnt, weiß, dass man in der Hauptverkehrszeit teilweise nicht mehr in die Tram hineinkommt. Wenn man die Bauentwicklung im Pankower Norden sieht, muss man davon ausgehen, dass künftig noch mehr Menschen dazukommen und dann auch eine weitere Verdichtung der Tram nicht mehr ausreicht."

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Pläne für eine U-Bahn entlang der Greifswalder Straße zumindest bis nach Weißensee gibt es schon seit den 1920er Jahren. Es wurden sogar Tunnel und Bahnhöfe im Rohbau angelegt, etwa unter dem Alexanderplatz. Doch ob sie nun „Line F“, „U3“ oder „U10“ hieß – die Strecke blieb stets eine Phantomlinie. Das will die SPD nun ändern, es müsse endlich mit der Planung der U10 begonnen werden, sagt Heyn.

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Die Einwände insbesondere von Linkspartei und Grünen, der Bau einer U-Bahn dauere 30 Jahre und verursache Kosten im dreistelligen Millionenbereich, weist Heyn zurück. "Wir wollen, dass das schneller geht als 30 Jahre – dafür müssen wir jetzt die Weichen stellen." Das Projekt werde sicher "nicht in fünf Jahren stehen, aber es muss jetzt angegangen werden. Wir wollen die Machbarkeitsstudie in der kommenden Legislaturperiode durchführen."

SPD-Verkehrspolitiker: U10 wird in den Koalitionsverhandlungen wichtige Rolle spielen

Und was ist mit der Milliarde, die das Ganze angeblich kosten soll? Da gebe es Förderprogramme vom Bund, auf die auch die CDU bereits hingewiesen hat, sagt Heyn: "Innerhalb der Machbarkeitsstudie wird es dann auch eine Kosten-Nutzen-Bewertung geben, auf deren Basis die Finanzierung geplant werden kann."

Die U10 werde in den Koalitionsverhandlungen nach der Abgeordnetenhauswahl eine wichtige Rolle spielen, sagt Heyn. Dabei fordert er insbesondere von den Grünen, die den Ausbau der Tram präferieren, ein Umdenken: "Wir hoffen, dass die Grünen die Zeichen der Zeit erkennen."

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