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Das Gutshaus mit dem Café von Bork Melms. Hier kann man auch gut frühstücken.

© André Görke

Update

„Lärm, Müll, Touristen“: Dauerstreit um den Gutspark Neu-Kladow

1600 Leute finden die Pläne zum Umbau am Havelufer nicht gut und fordern Nachbesserungen. Ist ein Kompromiss für alle möglich?

1000 Ideen, 15 Mio Euro: Der Gutspark Neukladow am Berliner Havelufer wird modernisiert und entrümpelt. Die Pläne hatte der Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel vorgestellt. Diskutiert wird schon seit vielen Jahren, denn Anwohner, Radfahrer und Nutzer wünschten sich ein attraktiveres Angebot. Es muss ja nicht gleich ein Freizeitpark sein.

Der Havelradweg wird nun asphaltiert. Museum und Restaurant entstehen, eine Hochzeitslocation und eine Museums-Außenstelle sind in Planung. Und damit all die Gäste nicht wild rumparken, entsteht am Rand des Geländes ein Parkplatz mit 70 Stellplätzen. Zielhorizont: 2025. Doch es gibt Ärger. Wie berichtet gibt es die Sorge vor zu viel Trubel.

Eltern der Schule nebenan und Anwohner finden den Parkplatz nicht gut und fürchten Busse und Krach in ihrer Straße. Liebhaber des Naturidylls fürchten, dass der neue Biergarten und die Ladestation für E-Bikes den Blick auf den Wannsee stören. Andere sind wiederum in Sorge, dass die Badebucht an der Havel nicht mehr nutzbar ist und fordern die Erhaltung dieses Zugang zum Fluss. Die Zahl der Badegäste ist eher gering, aber viele Zugänge gibt es nicht in Kladow.

Besonders leidenschaftlich wird im Frühjahr 2021 über Hundekot und die eingezäunte Obstwiese diskutiert. Ist der Hundekot schädlich für die sensiblen Trinkwasserbrunnen? Der Schriftverkehr zwischen Wasserbetrieben, Rathaus und  Demonstranten füllt mittlerweile dicke Datenträger. Die Furcht vor einem Zaun steht an vielen Stellen im Mittelpunkt.

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„Unsere Petition richtet sich gegen die aktuelle Planung und die Ignorierung der Bürgerwünsche vor allem im Bezug auf die Einzäunung der Havelwiese, der Verbreiterung des Fahrradwegs auf das Maß einer Autostraße und den Bau einer unsinnigen Aussichtsplattform“, schrieben Pascale Arndtz und Oliver Ueberreiter an den Spandau-Newsletter. Mit der Aussichtsplattform ist ein Ausguck an der Havel gemeint, der über einen Steg zu erreichen ist.

Die beiden organisieren den Protest in Berlin-Kladow und wohnen in den Innenstadt: „Wir sind beide aus Berlins Mitte. Trotzdem liegt uns der Park sehr am Herzen.“ Zu der Initiative gehören aber auch Bürger aus Kladow und Gatow, die sich in ihrem Ortsteil mit viel Engagement eingesetzt haben. Eine Internetseite hat die Bürgerinitiative nicht.

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Sommer 2019. Berlins Politikspitze ist zu Gast, staunt über das Idyll - und stolpert über alte Treppen. Hinten der Wannsee.
Sommer 2019. Berlins Politikspitze ist zu Gast, staunt über das Idyll - und stolpert über alte Treppen. Hinten der Wannsee.

© André Görke

Die Initiative hat 1600 Unterschriften gesammelt und ans Rathaus übergeben. Zuständig sind alle: Frank Bewig (CDU, Radweg), Helmut Kleebank (SPD, Finanzen), Andreas Otti (AfD, Gebäude), Gerhard Hanke (CDU, Kulturideen), Stephan Machulik (SPD, Hochzeiten) sowie die Senatorinnen und Senatoren Klaus Lederer (Linke, Kulturförderer), Ramona Pop (Grüne, Touri-Förderin)… also eigentlich alle bis auf die FDP. Fortsetzung folgt.

Denn es gibt auch Kritik an der Unterschriftenliste, die in Cafés und Restaurants im Dorfkern ausliegt: "Der Gutspark soll NICHT mehr betretbar für die Öffentlichkeit sein", steht dort als Überschrift - was nicht stimmt, denn der Park bleibt geöffnet und soll durch Gastro und Kultur eher öffentlich belebt werden.

Hier eine Aufteilung der Gebäude mit Rosengarten und Teich. Im Haupthaus könnte ein Museum einziehen.
Hier eine Aufteilung der Gebäude mit Rosengarten und Teich. Im Haupthaus könnte ein Museum einziehen.

© Simulation: BA Spandau

Kritiker fordern, die Badewiese nutzen zu wollen, "OHNE Eintrittsgelder zahlen zu müssen" - dabei war auch das bisher kein Thema, schließlich verläuft ein öffentlicher Fuß- und Radweg quer durch den Park. Und weiter: An mehr als 170 Tagen ("mindestens") würden Großveranstaltungen stattfinden. Was eine Großveranstaltung sein soll, wird auf den Zetteln nicht erklärt. Programmiert seien, so steht es auf den Zetteln, eine "ewige Baustelle, Lärm, Müll, Touristenströme". Wer dagegen sei, solle die Unterschriftenliste unterzeichnen.

Diese Art des Stimmenfangs ist aber auch der Bürgerinitiative zu billig. Sie distanziert sich mittlerweile von diesen Zetteln, die in Gastronomiebetrieben für die Unterzeichnung der Unterschriftenliste werben. "Damit haben wir nichts zu tun", erklären die Kritiker der Parkpläne, die auch in Kontakt mit dem Rathaus stehen ("und zwar konstruktiv"). Das schreiben sie auf Anfrage in einem Brief an den Spandau-Newsletter. Klartext: "Solche merkwürdigen und unfundierten Aussagen machen wir nicht. Diese würden sicherlich nicht von über 1600 Leuten unterschrieben werden." Die Initiatoren werben weiter dafür, die Debatte auch 2021 weiterzuführen. "Es lohnt sich, hier gemeinsam ein schönes Projekt zu entwickeln." Ob wohl doch noch ein Kompromiss im eher ruhigen Kladow gefunden wird?

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Infozettel zur Unterschriftenliste in Kladower Restaurants: "Der Park soll nicht mehr betretbar sein", sogar "Eintrittsgelder" werden thematisiert.
Infozettel zur Unterschriftenliste in Kladower Restaurants: "Der Park soll nicht mehr betretbar sein", sogar "Eintrittsgelder" werden thematisiert.

© privat

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 80 neue Parkplätze entstehen neben dem Eingang.
80 neue Parkplätze entstehen neben dem Eingang.

© BA Spandau

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