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Kleines Tierchen mit viel Macht: die Kreuzkröte.

© Imago

Kreuzkröten-Biotop statt Möbelmarkt: NABU stellt Pläne für Naturschutzreservat am „Pankower Tor“ in Berlin vor

Der Naturschutzbund fordert ein Schutzgebiet für die bedrohte Kreuzkröte. Dafür soll das geplante Möbelhaus weichen – auch der „Panke Trail“ wäre betroffen.

Von Christian Hönicke

Schutzreservat für Kreuzkröten statt Möbelmarkt: Im Streit um das Neubauprojekt „Pankower Tor“ hat der NABU Berlin konkrete Pläne vorgelegt. Knapp ein Drittel der Fläche des ehemaligen Rangierbahnhofs Pankow-Heinersdorf müsse „von Bebauung freigehalten werden“, fordert der Naturschutzbund. Zehn der insgesamt 34 Hektar würden benötigt, um die vom Aussterben bedrohte Kreuzkröte und weitere seltene Tierarten zu schützen, darunter Zauneidechse, Brachpieper und Steinschmätzer.

Das Areal gehört dem Möbelunternehmer Kurt Krieger. Um die Zukunft des Rangierbahnhofs wird seit fast einem Jahrzehnt gerungen – nun endlich schien der Weg frei. Bezirk, Land und Investor einigten sich darauf, es unter anderem mit 2000 Wohnungen, einer Schule und einem Möbelmarkt zu bebauen. Im Februar haben sechs Planerteams dafür erste Konzepte vorgelegt.

Der NABU hält die Planungen in dieser Form jedoch für rechtswidrig. Man werde dagegen "rechtliche Schritte nicht scheuen" und in letzter Konsequenz eine Klage beim Berliner Verwaltungsgericht einreichen, sagte NABU-Sprecherin Janna Einöder.

Anlass ist die beabsichtigte Umsiedlung der streng geschützten Kreuzkröte nach Brandenburg. Die Population mit 641 erwachsenen Tieren sei „von bundesweiter Bedeutung“. In Berlin sei es das einzige Vorkommen der Kreuzkröte, teilt der NABU mit: "Wir fordern, dass die Landespolitik für die geschützte Art Verantwortung übernimmt und die Kreuzkröten Berliner bleiben."

Um das zu erreichen, schlägt der NABU vor, auf den Bau des Möbelmarktes an der Prenzlauer Promenade zu verzichten. Der östliche Teil des Bahnhofsgeländes sei stattdessen „an den Ansprüchen der Kreuzkröte auszurichten“.

[Dieser Text stammt aus dem Pankow-Newsletter vom Tagesspiegel. Den kompletten Pankow-Newsletter gibt es kostenlos unter leute.tagesspiegel.de]

Außerdem fordert der NABU, einen „Biotopstreifen“ entlang des S-Bahndamms zwischen den Bahnhöfen Pankow und Pankow-Heinersdorf anzulegen. Auch dies hätte Auswirkungen auf ein wichtiges Berliner Bauprojekt – dort soll nach aktuellem Stand nämlich der Radschnellweg „Panke Trail“ verlaufen.

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Der Biotopstreifen solle eine Breite von 20 bis 30 Metern haben. „Dieser ist wichtig, damit Kreuzkröten und Zauneidechsen wandern können und die Möglichkeit haben, neue Habitate zu erschließen“, erklärt Einöder. Der "Panke Trail" solle so verschoben werden, dass er südlich dieses Schutzstreifens verlaufe.

Auf beiden Flächen müssten zudem „Kleingewässer“ angelegt werden – also kleine Tümpel oder Teiche, „um den guten Erhaltungszustand der Kreuzkröte zu gewährleisten“. Das Schutzreservat und der Biotopstreifen müssten zudem durch einen Zaun vor Hunden und anderen Störungen geschützt und regelmäßig gepflegt werden.

Der Entwurf von Nöfer Gesellschaft von Architekten mbH, CSKA l Christoph Kohl Stadtplaner Architekten, Fugmann Janotta Partner Landschaftsarchitekten, STADT+VERKEHR Ingenieurbüro Terfort, Buro Happold.
Der Entwurf von Nöfer Gesellschaft von Architekten mbH, CSKA l Christoph Kohl Stadtplaner Architekten, Fugmann Janotta Partner Landschaftsarchitekten, STADT+VERKEHR Ingenieurbüro Terfort, Buro Happold.

© Nöfer Gesellschaft von Architekten mbH, CSKA l Christoph Kohl Stadtplaner Architekten, Fugmann Janotta Partner Landschaftsarchitekten, STADT+VERKEHR Ingenieurbüro Terfort, Buro Happold

Das Bezirksamt Pankow hat die Forderungen des NABU nach einer Umplanung bereits abgelehnt und will die Umsiedlung der Kreuzkröten nach Brandenburg forcieren. Andernfalls sei das ganze Projekt „Pankower Tor“ gefährdet.

„Damit wäre das Gesamtvorhaben nicht umsetzbar, von daher sind Senat und Bezirk der Meinung, dass hier ein öffentliches Interesse für das Vorhaben überwiegt“, erklärte Pankows Baustadtrat Vollrad Kuhn (Grüne).

Der NABU widerspricht: Der bedrohte Möbelmarkt liege anders als die Kreuzkröten keineswegs im „öffentlichen Interesse“. Und eine Umsiedlung der Tiere habe bisher bundesweit „nirgends funktioniert, und sie wäre gleich aus einer ganzen Reihe von Gründen rechtswidrig". Das Bezirksamt will es nun auf einen Gerichtsentscheid ankommen lassen.

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