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In dem Spiel „El Hijo“ schlüpft man in die Rolle eines sechsjährigen Jungen, der seine Mutter sucht.

© Honig-Studios

Honig-Studios aus Berlin-Neukölln: Spiel „El Hijo“ mit dem deutschen Computerspielpreis ausgezeichnet

Studio-Mitgründer Jiannis Sotiropoulos spricht im Interview über die Inspiration für das Spiel, den Entwicklungsprozess und sein Verhältnis zu Neukölln.

Jiannis Sotiropoulos ist einer der Mitgründer der Honig-Studios, einer kleinen Produktionsfirma aus der Hobrechtstraße in Berlin-Neukölln. Mitte April wurde deren Spiel „El Hijo“ mit dem Deutschen Computerspielpreis in der Kategorie Familienspiel ausgezeichnet. Im Interview spricht er über die Arbeit des Studios und die Auszeichnung.

Jiannis, euer Spiel „El Hijo“ wurde kürzlich ausgezeichnet. Wie kam es dazu? 
Wir produzieren in erster Linie Videospiele. Das Studio haben wir 2012/13 gegründet und zunächst spielerische Erfahrungen für Filme und Dokumentarfilme kreiert, aber auch Videospiele. Unser erstes eigenes Projekt war für Kinder im Vorschulalter, eine App mit Geschichten, Musik und Spielen.

Danach haben wir uns mehr auf Spiele für Kinder fokussiert, fanden aber auch die Idee spannend, für eine ältere Zielgruppe zu entwickeln. Daraus ist dann „El Hijo“ entstanden, das Spiel ist wie eine Art Mix aus beiden Welten. Einerseits ist es familienfreundlich, ohne Gewalt, süß und romantisch, aber wiederum spielerisch anspruchsvoll genug, sodass auch Erwachsene das gerne spielen.

Worum genau geht es bei dem Spiel? 
Du spielst einen sechsjährigen Jungen. Das  Spiel findet im Wilden Westen statt. Das ist an sich natürlich ein Ort, der sehr gewaltvoll ist – aber du spielst eben diesen sechsjährigen Jungen, der seine Mutter sucht und versucht, mit seinem Spielzeug, seiner Steinschleuder und Stinkbomben und so weiter, die Gegner abzulenken und sich zu verstecken, um voranzukommen und die Mutter zu finden.

Wie entstand die Idee dafür?
Das war eigentlich ein organischer Prozess. Die Ursprungsidee basiert auf dem Film „El Topo“ von Alejandro Jodorowsky. Der Film fängt genauso an: Ein Vater mit seinem sechsjährigen Sohn, und der Vater verlässt den Sohn um die Familie zu rächen. Die Geschichte folgt dem Vater, der Film ist insgesamt sehr brutal. Sehr schön, aber auch sehr brutal. Und dann kam die Idee: Wie wäre es, einmal die Geschichte aus der Perspektive des Kindes zu erzählen?

Wie kann man sich die Arbeit an dem Spiel vorstellen? 
Insgesamt haben wir rund vier Jahre daran gearbeitet. Das ist ein interaktiver Prozess im Team, der mit einem Konzept startet, einer Grundidee. Dann entwickelt man de Spielmechaniken, den Stil, das Visuelle. Und dann bauen wir den eigentlichen Prototypen, der dann weiterentwickelt wird. 

Er wird um Musik ergänzt und weitere Soundeffekte und dann geht der Prozess von einem Prototyp zum nächsten, bis am Ende das fertige Spiel steht. Dass die Arbeit an „El Hijo“ so lange gedauert hat, liegt auch daran, dass es unser erstes Projekt in diesem Ausmaß war und für viele Konsolen angepasst wurde.

Jiannis Sotiropoulos ist Mitgründer des Produktionsstudios Honig-Studios in Berlin-Neukölln. 
Jiannis Sotiropoulos ist Mitgründer des Produktionsstudios Honig-Studios in Berlin-Neukölln. 

© privat

Was bedeutet die Auszeichnung mit dem Deutschen Computerspielpreis für euch? 
Das haben wir ehrlich gesagt noch gar nicht so viel reflektiert (lacht). Es ist auf jeden Fall eine Anerkennung, auch, weil die anderen beiden Nominierten sehr bekannte und beliebte Spiele waren. Dass am Ende wir gewonnen haben kam ein bisschen unerwartet.

Wie ist generell die Resonanz auf das Spiel? 
Das Spiel kommt bislang sehr gut an. Für uns ist interessant, was kritisiert wird: Das Spiel ist nicht für Menschen gedacht, die bereits sehr viel Spielerfahrungen haben, diejenigen wird das kaum vor Herausforderungen stellen. Die Leute, die eher ein leichtes Spiel spielen wollen, bei denen kommt es sehr gut an.

[Das Interview erschien ursprünglich im Neukölln-Newsletter. Das kostenlose Abo gibt es hier: leute.tagesspiegel.de]

Habt ihr irgendein didaktisches Konzept hinter dem Spiel? 
Wir haben viel recherchiert zu den historischen Hintergründen, aber generell ist das Spiel nicht so konzipiert, dass man viel dabei lernt. Im Vordergrund steht, dass man Spaß hat.

Was bedeutet es eigentlich für euch, in Neukölln euer Büro zu haben?
Wir hatten schon vor der Gründung der Studios ein kleines Büro in Neukölln, etwa seit 2006, als es hier noch nicht einmal Dönerbuden gab. Wir mussten damals immer bis zum Kotti laufen, um Essen zu holen (lacht). Dann haben wir bemerkt, dass jeden Sommer mehr Bars in der Nachbarschaft aufgemacht haben. 

Diese Lebendigkeit war auch der Grund, warum wir, als wir ein größeres Büro gesucht haben, in der Nachbarschaft geblieben sind. Das war für uns Teil des Prozesses, hier zu sein. Tatsächlich ist unser aktuelles Büro genau gegenüber unseren ersten Räumen, dort ist jetzt eine Eisdiele.

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