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Am frühen Donnerstagmorgen brannte das Info-Zelt am Oranienplatz ab.

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Update

Oranienplatz in Berlin-Kreuzberg: Info-Zelt abgebrannt - Demonstration in Kreuzberg

Am Donnerstagmorgen zündeten zwei junge Männer das Info-Zelt der Flüchtlinge vom Oranienplatz an. Innerhalb von Minuten brannte es ab. Am Abend versammelten sich die Unterstützer zu einer Solidaritätskundgebung.

Flammen in der Nacht

Um fünf Uhr in der Nacht zu Donnerstag stand das Informationszelt der Flüchtlinge am Oranienplatz plötzlich in Flammen. Flüchtlinge und Unterstützer der gegenüberliegenden Mahnwache sahen kurz vorher zwei junge, schlanke Männer am Zelt. Als einer der Männer das Zelt betrat, zogen sie sich ihre Schuhe an und wollten nachschauen, was diese dort machten, sagt Stefan, einer der Unterstützer vom Oranienplatz, der nur seinen Vornamen nennen will. "Doch als wir uns auf den Weg machten, stand das Zelt schon in Flammen und die Männer rannten davon."

Die Täter hätten das Zelt gleichzeitig an zwei gegenüberliegenden Stellen angebrannt, die Ummantelung und weiter oben am Dach. "So schnell wie das ablief, war das eine gezielte, geplante Aktion", meint Stefan.

Die Helfer versuchten noch die Flammen mit Sand und Wasser zu löschen. Aber die Kunststoffplane sei in wenigen Minuten abgebrannt. "Wir hatten keine Chance, das Zelt zu retten", sagt er.

Das Zelt brannte komplett nieder

Kurze Zeit später war die Feuerwehr vor Ort. Der Brand konnte in weniger als zehn Minuten gelöscht werden, teilte sie am Morgen mit. Das Infozelt der Protestierenden, die bis Anfang April hier wohnten, brannte dennoch komplett nieder. Die Kriminalpolizei ermittelt. Mehrere Zeugen haben der Polizei zufolge ausgesagt, zwei männliche Jugendliche beobachtet zu haben. Die Täter sein vermutlich zwischen 14 und 16 Jahren alt und hätten ein "südländisches Aussehen".

Letzte Überbleibsel des Info-Zeltes der Flüchtlinge am Oranienplatz.
Letzte Überbleibsel des Info-Zeltes der Flüchtlinge am Oranienplatz.

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Die Polizei, die zum Schutz der Mahnwache auf dem Oranienplatz Präsenz zeigt, hatten den Ort kurz vor dem Übergriff verlassen. Gegen zwischen 4.30 und 5.00 Uhr hätten die Beamten regelmäßig Wachwechsel, erzählt Stefan. An diesem Morgen seien die Flüchtlinge und ihre Unterstützer gegen 4.30 Uhr geweckt worden, wie fast jeden Tag. Schlafen ist bei der Mahnwache verboten. Das Nachlager der Demonstranten wurde Anfang Mai aufgelöst. Die Protestierer sind rund um die Uhr vor Ort, wenn sie mal einnicken, sei dies kein Problem, sagte der Pressesprecher der Polizei Stefan Redlich damals.

Die Polizei ist vor Ort und ermittelt.
Die Polizei ist vor Ort und ermittelt.

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Kurz vor fünf Uhr hätten die Polizisten den Platz zum Schichtwechsel in der Dienststelle verlassen, so der Unterstützer. Dann seien auch schon die Täter am Zelt aufgetaucht. "Die wussten, was sie taten", sagt er. "Spielende Kinder waren das nicht."

Die Polizei hatten den Oranienplatz kurz verlassen

Zehn Minuten später, als die Feuerwehr schon mit den Löscharbeiten begonnen hatte, sei auch ein Einsatzwagen der Polizei wieder zum Platz gekommen.

Vom Info-Zelt ist nur noch ein Kreis aus Ruß übrig. Eisenstangen und drei Holzmasten liegen angekohlt auf dem Boden. Vier Bierbänke und ein Stuhl stehen noch dort, wo das Zelt mal stand. Auch sie sind an einigen Stellen schwarz vor Ruß. Einer der Flüchtlinge vom Oranienplatz, der regelmäßig den Infostand betreut, ist fassungslos. Er selbst wisse noch gar nicht genau was passiert sei. Die Flüchtlinge der Mahnwache hätten ihn an frühen Morgen informiert. Der Container mit Informationsmaterial blieb unbeschädigt.

Um 11 Uhr kamen etwa 30 Unterstützer zusammen, die Stimmung war aufgebracht. Am Abend versammelten sich rund 100 Unterstützer und Flüchtlinge am Platz zu einer Solidaritätskundgebung. Demonstrativ errichteten sie an der Stelle des einstigen Zeltes ein weißes Partyzelt.

Innensenator Frank Henkel (CDU) sprach das Thema am Donnerstag im Parlament an, auch er sagte, dass er sich vermutlich um Brandstiftung handele. „Der polizeiliche Staatsschutz ermittelt“, sagte Henkel im Parlament.

In der Nacht auf Donnerstag kam es außerdem zu einem Zwischenfall in der von Flüchtlingen besetzten Schule in Kreuzberg, berichtet die Polizei. Gegen 23 Uhr wurden Beamte in die Ohlauer Straße gerufen. In einem Streit hatte ein Bewohner der Schule einem anderen das Handy weggenommen und es auf den Boden geworfen, so dass es beschädigt wurde. Eine halbe Stunde später musste die Polizei erneut anrücken. Der Täter hatte auf einen Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes eingeschlagen und diesen an der Hand verletzt hatte. Da der 29-Jährige den Polizisten gegenüber ankündigte, den Verletzten weiterhin attackieren zu wollen, wurde der Mann vorübergehend in Gewahrsam genommen. Am Donnerstagmorgen wurde er wieder frei gelassen.

Die Innenverwaltung teilte auf eine Anfrage der Piraten hin mit, dass im Vorjahr 500 Asylbewerber aus Berlin abgeschoben worden seien. Die Piraten kritisierten, dies seien 30 Prozent mehr als 2012.

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