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Die Mandela-Schule - hier bei einem Besuch von Unicef-Botschafterin Eva Padberg - ist beliebt bei mobilen Familien.

© AP

Internationale Schule in Wilmersdorf: Streit um Leitung der Nelson-Mandela-Schule

Der Schulleiter der Nelson-Mandela-Schule gibt sein Amt auf. Um seine Nachfolge gibt es nun Ärger.

Eine der ambitioniertesten und nachgefragtesten Schulen Berlins droht in eine Schieflage zu geraten: Christian Nitschke, der beliebte Leiter der Nelson- Mandela-Schule wechselt zur Deutschen Schule nach London, ohne dass seine Nachfolge geklärt wäre: Die Schule wehrt sich vehement gegen die einzige Bewerberin um Nitschkes Stelle. Zudem wirft der scheidende Schulleiter der Bildungsverwaltung im Rückblick vor, die Schule nur halbherzig zu unterstützen.

Die Ablehnung der von der Bildungsbehörde ausgewählten Kandidatin war vor wenigen Tagen krachend ausgefallen: Die Schulkonferenz votierte mit überwältigender Mehrheit gegen sie, zur Konferenz gehören Vertreter von Eltern, Lehrern und Schülern. Dem Vernehmen nach moniert das Gremium in erster Linie, dass die Pädagogin keinerlei Erfahrung als Schulleiterin habe.

Nitschke hingegen hatte zuvor die Deutsche Schule in Boston geleitet. Die Bewerberin war Englischlehrkraft sowie anerkannt als Fachbereichsleiterin für Internationales und Qualität, bevor sie in Teilzeit an eine Stiftung abgeordnet wurde, die ein internationales Lehreraustauschprogramm organisiert. Zudem war oder ist sie in der Bildungsbehörde mit Belangen der Kultusministerkonferenz befasst.

Die Verwaltung hätte die Frist aber verlängern können

„Aus unserer Sicht hat die Bewerberin nicht das richtige Profil für diese Stelle“, fasst der Vorsitzende der Gesamtelternvertretung, Christian Lohr, die Bedenken der Elternschaft zusammen.

Dem Vernehmen nach hatte es in der dreiwöchigen Bewerbungsfrist nur diese eine Bewerbung gegeben. Die Verwaltung hätte die Frist aber verlängern können, wenn es ihres Erachtens keinen geeigneten Kandidaten gäbe. Das tat sie nicht, sondern schrieb einen Auswahlvermerk, was bedeutet, dass keine weiteren Bewerber mehr zugelassen werden können. Als nächsten Schritt muss die Verwaltung nun die Stellungnahme der Schulkonferenz bewerten. Allerdings hat diese Stellungnahme nur empfehlenden Charakter. Die Bildungsverwaltung kann sich somit rein rechtlich trotz des klar ablehnenden Votums für die Bewerberin entscheiden.

In jedem Fall dürfte es eine schwierige Aufgabe werden, die Mandela-Schule zu leiten, denn sie hat etliche Besonderheiten. Dazu gehört, dass sie nach dem Hauptstadtumzug Berlins Antwort auf den Zuzug von international agierenden Familien war: Ihnen wollte man ein kostenloses staatliches Angebot machen. Auch Berliner Familien, die zwischenzeitlich im Ausland lebten, nutzen die Schule. Die Elternschaft gilt als kritisch und selbstbewusst. Zudem muss die Schulleitung mit einer internationalen Lehrerschaft kooperieren: Sehr viele Pädagogen kommen aus dem Ausland.

Keine große Unterstützung seitens der Bildungsverwaltung

Und die Mandela-Schule ist groß: Zurzeit lernen hier rund 1400 Schüler. Seit Jahren sollte wegen der großen Nachfrage eine zweite staatliche internationale Schule gegründet werden. Dies scheiterte daran, dass das bevorzugte Gebäude in der Levetzow-Straße in Tiergarten durch Flüchtlinge belegt ist. Vorübergehend wurde daher eine Filiale in der Babelsberger Straße in Wilmersdorf gegründet. Diese Filiale soll demnächst in eine eigenständige zweite internationale Schule überführt werden. Auch dieser Prozess ist zu managen.

Auf große Unterstützung seitens der Bildungsverwaltung darf die Schule generell nicht hoffen. Diese Erwartung legt zumindest die Einschätzung Christian Nitschkes nahe: Er hatte in seinen Jahren als Schulleiter „das Gefühl, dass die Schule politisch nicht opportun ist und eher als Elitentum wahrgenommen wird“. Auch bei seinem Weggang spiele „die Art und Weise des Umgangs mit der Schule“eine Rolle.

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