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Nobelpreisträger Bruce Beutler sprach bei der Stolpersteinverlegung am Theodor-Heuss-Platz.

© Cay Dobberke

Holocaust-Gedenken in Berlin-Charlottenburg: Stolpersteinverlegung mit Nobelpreisträger

Am Theodor-Heuss-Platz sind fünf „Stolpersteine“ zur Erinnerung an die jüdische Familie Beutler verlegt worden. Unter den Gästen war der amerikanische Immunologe und Medizin-Nobelpreisträger Bruce Beutler.

Deutschland habe er schon etwa 30 Mal besucht, sagte Bruce Beutler am Mittwoch in Charlottenburg bei der Verlegung von „Stolpersteinen“ für seine Vorfahren. In keinem anderen Land sei er so oft gewesen. Nur beim ersten Mal im Jahr 1972 sei ihm „creepy“ (unheimlich) zumute gewesen, damals habe er sich oft gefragt, wer hier wohl noch der Nazi-Ideologie anhänge. Bei späteren Reisen dachte sich der in Chicago geborene Immunologe dann, die jüngere Generation der Deutschen sei doch nicht verantwortlich für die Judenverfolgung und andere Gräuel in der NS-Zeit.

Bruce Beutler ist Träger des Nobelpreises für Physiologie oder Medizin, 2011 gewann er die Auszeichnung zusammen mit zwei Kollegen. Bereits 2014 hatte er anlässlich einer wissenschaftlichen Tagung in Berlin ein Wohnhaus seiner Großeltern in Eichkamp besucht. Jetzt ist er wieder in die Stadt gekommen – zusammen mit sechs weiteren Familienmitgliedern aus den USA und Frankreich.

Die Großeltern flohen mit ihren Kindern aus Nazi-Deutschland

Denn am Mittwoch verlegte der Künstler Gunter Demnig fünf Stolpersteine zur Erinnerung an die deutsch-jüdische Familie Beutler vor dem Haus am Theodor-Heuss-Platz 2. Dort hatten Alfred David Beutler und dessen Frau Käthe eine Arztpraxis und ihren letzten Wohnsitz in Berlin, bis sie 1935 mit ihren drei Kindern in die USA emigrierten. Bruce Beutlers Vater Ernst war damals sieben Jahre alt, auch er wurde später als Ernest Beutler ein bekannter Mediziner.

Doch nicht alle Mitglieder der Familie entgingen dem Massenmord an den Juden, für die Todesopfer sollen im April in Schöneberg weitere Stolpersteine verlegt werden.

Künstler Gunter Demnig hat die europaweite Stolperstein-Initiative gegründet und setzte sie am Mittwoch in Charlottenburg fort.
Künstler Gunter Demnig hat die europaweite Stolperstein-Initiative gegründet und setzte sie am Mittwoch in Charlottenburg fort.

© Cay Dobberke

Familie Beutler flüchtete 1935 vor der Nazi-Diktatur, wie die neuen Gedenksteine vor der einstigen Arztpraxis und Wohnung zeigen.
Familie Beutler flüchtete 1935 vor der Nazi-Diktatur, wie die neuen Gedenksteine vor der einstigen Arztpraxis und Wohnung zeigen.

© Cay Dobberke

Charité-Mediziner gaben den Anstoß

Die Initiative für die Gedenkaktion ging von den Charité-Medizinern Thomas Kammertöns und Christof Dame aus. Sie hatten Bruce Beutler zu einer erneuten wissenschaftlichen Tagung eingeladen, wollten es dabei aber nicht bewenden lassen. Am Mittwochabend fand in der Charité, in der Alfred David Beutler einst ausgebildet worden war, ein Symposion zur Familiengeschichte statt.

Zu den Kuriositäten gehört, dass die Kinderärztin Käthe Beutler auch ein Kind von Magda Goebbels (geborene Behrend), der Frau des NS-Politikers Joseph Goebbels, behandelt hatte. Es war deren Sohn Harald Quandt aus der ersten Ehe mit dem Industriellen Günther Quandt.

Bruce Beutler nannte die Stolperstein-Initiative „wundervoll“, mit dem Gedenken an Nazi-Verbrechen trage sie dazu bei, dass „so etwas nicht noch einmal passiert“.

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