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An der Gedächtniskirche soll der Karnevalszug nur vorbeiführen, anders als früher wird dort nicht gefeiert.

© Johannes Eisele / dpa

Berliner „Hauptstadtzug“: Karnevalisten wollen am Breitscheidplatz auf Krach verzichten

Beim Karnevalszug auf dem Ku'damm hoffen die Veranstalter auf eine Viertelmillion Gäste. Wegen des Anschlags auf dem Breitscheidplatz wird die Abschlussparty auf den Wittenbergplatz verlegt.

Nicht „Alaaf“ oder „Helau“, sondern „Hei-Jo“ werden die Berliner Karnevalisten rufen, wenn sie am Sonntag, den 19. Februar, über den Kurfürstendamm und die Tauentzienstraße ziehen. Das Wort ist abgeleitet von „Heiterkeit“ und „Jokus“. Ein weiterer beliebter Narrenruf ist „Karneval an der Spree, olé, olé, olé!“. Die Veranstalter hoffen auf mehr als 250.000 Gäste, wie sie am Mittwoch ankündigten.

Der „Hauptstadtzug“ unter dem Motto „Sei, wer du willst“ soll um 11.11 Uhr am Olivaer Platz starten, wo Berlins Erzbischof Heiner Koch einen Segen sprechen will. Gerne wäre der aus Düsseldorf stammende Kirchenmann sogar auf einem der Festwagen mitgefahren, heißt es, ihm sei aber ein wichtiger Termin dazwischengekommen.

Nahe der Gedächtniskirche soll keine Musik von den Wagen schallen

Bereits vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass der Umzug diesmal nicht wie üblich mit einer Party auf dem Breitscheidplatz endet. Dies hatten die Genehmigungsbehörden aus Pietätsgründen wegen des dortigen Terroranschlags am 19. Dezember untersagt. Daran änderte auch eine geplante Gedenkminute für die Anschlagsopfer nichts. Nunmehr sollen die rund zwei Dutzend Festwagen bis in die Tauentzienstraße rollen, die „Afterzugparty“ folgt auf dem Wittenbergplatz. Wenn die Feiernden die Gedächtniskirche passieren, sollen die Wagen ihre Musik abschalten. Zu den Sicherheitsmaßnahmen können die Organisatoren nicht viel sagen, denn die Polizei will keine Einzelheiten ihres Konzepts öffentlich machen. „Wir wissen nur, dass der Einsatz der uniformierten Kräfte und Zivilbeamten verstärkt wird“, sagten Vertreter des „Festkomitees Berliner Karneval“.

2000 Karnevalisten aus 70 Gruppen und Vereinen engagieren sich

Berlins Karneval hat mit den rheinischen Umzügen schon zahlenmäßig wenig gemein. Ungefähr 2000 Karnevalisten aus 70 Gruppen, Vereine und Garden beteiligen sich aktiv an dem Karnevalszug, werfen Kamelle oder spielen Musik auf den Wagen. Nach Schätzung des Festkomitees dürften insgesamt 35 bis 40 Tonnen Süßigkeiten unters Volk gebracht werden. Statt eines Prinzenpaares verkörpert diesmal ein „Kinder-Dreigestirn“ den Berliner Karneval.

Bei der Abschlussparty wird es eine Livebühne geben, unter anderem treten dort der amerikanisch-deutsche Musiker U-Jean, die Sängerin Annemarie Eilfeld und der Sänger Julian David auf.

2014 und 2015 war der Umzug durch die Innenstadt wegen Geldmangels ausgefallen. Im vorigen Jahr gelang das Comeback mit finanzieller Hilfe der Kostümhandlung Deiters, die in Köln ein traditionsreicher Familienbetrieb ist und in Berlin eine Filiale hat. Beim „Hauptstadtzug“ ist die Firma jetzt auch Mitveranstalter.

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