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Marodes Baudenkmal. An den Zufahrten der 1930 eröffneten Hochgarage wurden inzwischen zusätzliche Stahlstützen montiert.

© Cay Dobberke

Berlin-Charlottenburg: Viele wollen die Kant-Garagen retten – doch der Eigentümer schweigt

Vor einem Jahr wurden Pläne bekannt, die historischen Kant-Garagen abzureißen. Für die Erhaltung des Baudenkmals in der Kantstraße gibt es seitdem zahlreiche Ideen. Nur die Firma Pepper, der die 84 Jahre alte Hochgarage gehört, reagiert nicht darauf.

Noch immer überlegen Architekten, Stadtplaner und andere Interessierte, wie eine zukunftsträchtige Nutzung der denkmalgeschützten Kant-Garagen in der Charlottenburger Kantstraße aussehen kann. Vor gut einem Jahr hatte der Tagesspiegel erstmals über Abrisspläne berichtet und eine breite Diskussion über das 84 Jahre alte Parkhaus ausgelöst. Die Ideen reichen vom Zentrum für Elektromobilität über ein Automobilmuseum und ein Fahrradparkhaus bis zur Mischnutzung mit einem Hotel für Rucksacktouristen und Büros für Existenzgründer. Nur einer schweigt beharrlich: Eigentümer Christian Pepper, der den Abrissantrag gestellt hatte.

Abgeblitzt ist bei ihm nun auch der Verein „Berliner Wirtschaftsgespräche“, der demnächst eine Podiumsdiskussion über die Kant-Garagen plant. Eingeladen sind unter anderem Landeskonservator Jörg Haspel, der Charlottenburg-Wilmersdorfer Baustadtrat Marc Schulte (SPD) sowie der Wissenschafts- und Technikhistoriker René Hartmann.

Die Einladung zur Diskussion schlägt der Eigentümer aus

Angefragt wurde ebenso bei Peppers Firma, zu deren Immobilien außerdem das Europa-Center am Breitscheidplatz und Gebäude am Ernst-Reuter-Platz gehören. Die Antwort sei ein „kategorisches Nein“ ohne Begründung gewesen, wundert sich Architektin Margarete Winkes, die den Diskussionsabend zusammen mit einem Kollegen moderieren will.

Der „Kant-Garagen-Palast“, wie das Baudenkmal ursprünglich hieß, ist die älteste erhaltene Hochgarage und das letzte verbliebene Werk des Architekten Hermann Zweigenthal in Deutschland. Eine Besonderheit sind die Wendelfahrbahnen: Durch die Form einer Doppelhelix begegnen sich hoch- und herunterfahrende Autos nicht.

Bis heute wird der Bau für automobile Zwecke genutzt. Es gibt eine Tankstelle, Kfz-Betriebe und vermietete Parkplätze. Im Abrissbegehren hatte der Eigentümer mangelnde Wirtschaftlichkeit geltend gemacht, der Sanierungsbedarf sei hoch. Offen blieb, für welche Nutzungen ein Neubau entstehen sollte.

Der Bezirk hat den Abrissantrag zurückgewiesen

Das Bezirksamt und der BVV-Stadtplanungsausschuss lehnten den Abriss ab. Man wolle ein „deutliches Zeichen setzen“, sagte Baustadtrat Schulte im Herbst 2013: Eigentümer eines Baudenkmals seien verpflichtet, „verantwortungsvoll“ damit umgehen. Ein Gebäude verkommen zu lassen und dann den Abrisswunsch mit dem schlechten Zustand zu begründen, sei nicht akzeptabel.

Bereits 2010 hatte der Landesdenkmalrat – ein ehrenamtliches Gremium aus Fachleuten, die Berlins Stadtentwicklungsverwaltung beraten – die Rettung des „einzigartigen Verkehrsdenkmals“ gefordert. Außerdem gründete sich 2013 eine Initiative gegen den Abriss. Zu den Unterstützern gehören der Internationale Rat für Denkmalpflege (Icomos), die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, der Bund Deutscher Architekten, die Architektenkammer Berlin, die Akademie der Künste und die Stiftung Bauhaus Dessau.

Einer der Gründer der Initiative ist Andreas Barz von der Genossenschaft des Studentendorfs Schlachtensee. Auch dieses hatte sich vor einigen Jahren trotz Denkmalschutzes gegen Abrisspläne wehren müssen. Für die Kant-Garagen schlägt Barz ein ähnliches Genossenschaftsmodell vor. Außerdem hätten mehrere Institutionen ihre Bereitschaft signalisiert, Fördermittel zu gewähren, sagt er.

Gutachter untersuchen das Baudenkmal

Doch Pepper hat seine Abrisspläne noch nicht aufgegeben. Die Entscheidung liegt jetzt bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, zu der das Landesdenkmalamt gehört. Seit Monaten prüfen Gutachter, die vom Amt und dem Investor beauftragt wurden, gemeinsam die Schäden und die Wirtschaftlichkeit. Wann das Ergebnis vorliege, sei nicht absehbar, sagte eine Sprecherin der Senatsverwaltung.

Dass die Kant-Garagen mal ein „wunderschöner Bau“ gewesen seien, könne man gar nicht mehr erkennen, beklagen Andreas Barz und René Hartmann von der Rettungsinitiative. Inzwischen fehlt ein Buchstabe in der alten Leuchtreklame, die nun für „Kant-Gargen“ wirbt. Neuerdings deuten Stahlstützen an der Zufahrt auf Sicherungsmaßnahmen hin. Was genau dort geschieht, ist aber unklar – denn der Eigentümer sagt ja nichts.

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