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In dem Baudenkmal am Kurfürstendamm 12 verkaufen heute die Modemarken Benetton und Sisley. Man erkennt noch das ehemalige Kinofoyer.

© Cay Dobberke

Berlin-Charlottenburg: Neuer Glanz im Gloria

Für das ehemalige Kino Gloria Palast am Ku'damm gibt es einen neuen Investor, der die leer stehenden Etagen füllen will. Zum Projekt gehören auch zwei Nachbarhäuser.

Der 1926 eröffnete Gloria Palast am Kurfürstendamm war eines der traditionsreichsten Berliner Kinos, 1930 wurde darin der Filmklassiker „Der blaue Engel“ mit Marlene Dietrich uraufgeführt. Den ersten Standort im Romanischen Haus zerstörten Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg, heute steht dort das Europa-Center. Doch das Kino kehrte 1953 in einem damaligen Neubau am Ku'damm 12 zurück, auch die Berlinale gastierte dort. In den 70er Jahren kam das kleine Kino Gloriette im Untergeschoss hinzu.

1998 schlossen beide Filmtheater, 2012 stellte das „Hotel Boulevard“ darüber seinen Betrieb ein. Seitdem stehen vier der sechs Etagen leer, unten verkaufen die Modemarken Benetton und Sisley.

Nun will ein neuer Investor das Haus in bester Lage gleich neben dem Breitscheidplatz aufwerten. Nach Tagesspiegel-Informationen hat die Düsseldorfer Centrum Holding die „Gloria Galerie“ erworben. Unter diesem Namen standen drei Immobilien zum Verkauf.

Dazu gehören auch das neuere Nachbarhaus am Ku'damm 13/14 mit dem Schuhgeschäft Görtz sowie der prächtige Gründerzeitbau mit der Hausnummer 15, in dem unten McDonald's seine Hamburger verkauft. Früher gab es dort das berühmte Lokal „Mampes Gute Stube“ und später ein „Marché“-Restaurant von Mövenpick. Die oberen Etagen stehen ebenfalls leer, dort empfing früher das „Avantgarde Hotel“ seine Gäste.

Zunächst erwarb jetzt die von Briten geführte CR Investment Management GmbH die „Gloria Galerie“ als Teil eines Immobilienpakets aus 127 Objekten in 84 deutschen Städten; der Vorbesitzer war in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Die Häuser am Ku’damm wurden weiterverkauft an die Centrum Holding.

Relikt aus ruhmreichen Zeiten. Am Ku'damm 12 gab es den Gloria-Palast von 1953 bis 1998. Auch die Berlinale gastierte dort.
Relikt aus ruhmreichen Zeiten. Am Ku'damm 12 gab es den Gloria-Palast von 1953 bis 1998. Auch die Berlinale gastierte dort.

© www.spreefotos.de

Die Dachterrasse mit dem Hotelschriftzug ist verwaist – abgesehen davon, dass sich dort Tauben einquartiert haben.
Die Dachterrasse mit dem Hotelschriftzug ist verwaist – abgesehen davon, dass sich dort Tauben einquartiert haben.

© www.spreefotos.de

Jetzt wird wieder investiert

„Natürlich wird der Erwerber erheblich in die Gebäude investieren, um die leer stehenden Flächen zu vermieten und das Objekt als Top-Immobilie in einer Toplage zu positionieren“, teilte eine CR-Sprecherin mit. Mehr könne man wegen der vereinbarten Vertraulichkeit nicht sagen. Auch die Käuferfirma Centrum nennt noch keine Einzelheiten. Ihr gehört in der City West bereits das Gebäude des Sportkaufhauses Adidas an der Tauentzienstraße.

Gerüchten zufolge soll es sogar Überlegungen gegeben haben, das Gloria-Haus um zwei bis drei Etagen aufzustocken, was angesichts des Denkmalschutzes allerdings kaum vorstellbar scheint. Der Charlottenburg-Wilmersdorfer Baustadtrat Marc Schulte (SPD) weiß nichts über solche oder andere Pläne; er erfuhr erst durch den Tagesspiegel vom Verkauf.

In den vorigen Jahrzehnten gab es schon mehrere Eigentümerwechsel. Viele Berliner kennen die „Gloria Galerie“ noch als „Gloria-Passage“. Für diese Einkaufszeile wurden die Kinosäle 1986 völlig neu gebaut, doch sie lockte wenig Kunden an und schloss später wieder. Ein Hauptproblem war wohl, dass es sich nicht um eine Passage im üblichen Sinne handelte, ein Durchgang in Richtung Kantstraße fehlte.

Für eine Rückkehr des Kinos gibt es keine Chance

Mit einem neuen Kino ist wegen der sprunghaft angestiegenen Gewerbemieten am Ku'damm nicht zu rechnen, auch andere traditionsreiche Filmtheater wie das Marmorhaus schräg gegenüber wurden zu Filialen von Modeketten. Immerhin ist der letzte Betreiber des Gloria-Palasts, Hans-Joachim Flebbe, heute noch in der Nähe aktiv: Er gründete die Astor Film Lounge am Kurfürstendamm und leitet das Ende 2013 wiedereröffnete Kino Zoo-Palast.

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