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Berlin-Charlottenburg: Landespolitiker wollen keinen Turm auf dem Hardenbergplatz

Bei Berliner Politikern haben die AG City und Architekt Christoph Langhof kein Glück mit ihrer Idee, auf dem Charlottenburger Hardenbergplatz am Zoo ein 209-Meter-Hochhaus zu bauen.

Als der Entwurf für das größte Hochhaus der Stadt im Oktober überraschend vorgestellt wurde, lehnten der Bezirk und die Stadtentwicklungsverwaltung diesen postwendend ab. Vorstände der AG City, in der Geschäftsleute aus der westlichen Innenstadt organisiert sind, und Architekt Langhof gaben aber nicht auf. Sie trafen sich später mit Vertretern aller Abgeordnetenhausfraktionen.

Verwunderung löst allerdings ein aktueller Newsletter aus, in dem von viel Unterstützung die Rede ist. Demnach „erging an den Architekten und die AG City die Bitte, baldmöglichst mit dem Regierenden Bürgermeister und dem Senator für Stadtentwicklung Kontakt aufzunehmen, um die nächsten Schritte einzuleiten“.

Die Anregung, das Projekt auf der Immobilienmesse MIPIM in Cannes vorzustellen, sei „positiv aufgenommen worden“.

Einig sind sich CDU und AG City in der Kritik an Plänen des Bezirks

Der CDU-Stadtentwicklungsexperte Stefan Evers fragt sich „bei aller Wertschätzung für die AG City, ob ich im gleichen Termin gewesen bin“. Das Resümée mache den Eindruck einer „ausgesprochen euphorischen Interpretation“. Mit keinem Satz sei erwähnt, was die Abgeordneten inhaltlich zu den Plänen gesagt haben.

„Es wird lediglich gesagt, dass die Unzufriedenheit mit den jetzigen Plänen für den Hardenbergplatz groß ist (stimmt), dass es für den Platz keine Denkverbote geben darf und jede Idee ihren Raum bekommen soll (stimmt) und dass eine Hochhausstrategie für Berlin diskutiert werden sollte (stimmt).“

Ein Hochhaus auf dem Hardenbergplatz habe er gleichwohl „deutlich abgelehnt“.

Das Engagement wurde gelobt – der Turm aber wohl nicht

Ähnlich schildern es die anderen Fraktionsvertreter. Antje Kapek (Grüne) sagt, sie habe die in der AG City organisierten Geschäftsleute „ermuntert“, Vorschläge machen, zugleich aber „kein Missverständnis darüber aufkommen lassen, dass wir das Hochhaus nicht unterstützen“. Vielmehr fordere sie für ganz Berlin einen Hochhausentwicklungsplan mit Regeln für solche Projekte.

Katrin Lompscher (Linke) nennt das Schreiben „irreführend“; sie habe nur gelobt, dass die AG City aktiv wird. Wolfram Prieß (Piraten) sowie Ellen Haußdörfer und Frank Jahnke (SPD) reagierten ebenfalls erstaunt. Jahnke fügte hinzu, „privat“ habe er eine gewisse Sympathie für das Hochhaus, dies entspreche aber nicht der Haltung seiner Fraktion.

Architekt Christoph Langhof gestaltete bereits den Turm „Upper West“, für den sich hinten Kräne am Breitscheidplatz drehen. Hier ein Blick aus der „Monkey Bar“ am Bikini-Haus.
Architekt Christoph Langhof gestaltete bereits den Turm „Upper West“, für den sich hinten Kräne am Breitscheidplatz drehen. Hier ein Blick aus der „Monkey Bar“ am Bikini-Haus.

© Cay Dobberke

Masterplan gefordert

Auch im Stadtentwicklungsausschuss der Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin konnte Architekt Langhof seine Entwürfe auf Einladung des ehrenamtlichen Vorsitzenden Christoph Meyer vorstellen. Dieser ist Gründer der auf Einzelhandelsimmobilien spezialisierten Firma CM Best Retail, gehört der AG City als einfaches Mitglied an und unterstützt die Hochhausidee.

Der Ausschuss habe die Initiative der AG City grundsätzlich begrüßt und sich für einen „Masterplan“ für die ganze Gegend um den Zoo ausgesprochen, sagt Meyer. Zum Hochhausprojekt selbst „gab es wie üblich Befürworter und Gegner“.

„Wir wollen etwas voranbringen“

AG-City-Vorstandsmitglied Gottfried Kupsch betonte am Mittwoch, im Newsletter stehe nichts Falsches. Man habe den Abgeordneten keine einhellige Begeisterung unterstellt. Doch zum Teil habe es mehr Zustimmung gegeben, als jetzt aus den Reaktionen gegenüber dem Tagesspiegel ersichtlich sei. Nicht zuletzt habe wohl auch der „Posemuckel“-Kommentar von Bernd Matthies manche Politiker nachdenklich gemacht.

Im Übrigen sei die AG City keine starke, finanzkräftige Lobby, sondern ein Verein engagierter Anrainer, die mit begrenzten Mitteln „etwas voranbringen wollen“, sagt Kupsch. Und darin sehe man sich nach den Gesprächen bestärkt.

Der Artikel erscheint auf dem Ku'damm-Blog, dem Online-Magazin für die westliche Innenstadt.

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