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Seit 1978 kauft Charlottenburg in der Fußgängerzone der Wilmersdorfer Straße ein.

© Cay Dobberke

Berlin-Charlottenburg: Dienstags ist die Wilmersdorfer Straße Spitze

Die älteste Fußgängerzone der Stadt erweist sich immer noch als Renner – zu Wochenbeginn schlägt sie sogar den Ku’damm und den Alexanderplatz.

Am Wochenende ist es wenig überraschend. Da liegt die Tauentzienstraße ganz vorne, gefolgt vom Kurfürstendamm und dem Alexanderplatz. Doch zu Beginn der Woche gibt es einen unerwarteten Sieger im Ranking der belebtesten Einkaufsviertel der Stadt: Nirgends sind dann mehr Passanten unterwegs als in der überregional fast unbekannten Wilmersdorfer Straße in Charlottenburg. Zu diesem Ergebnis kommt die Maklerfirma Engel & Völkers Commercial in ihrer neuesten bundesweiten Frequenzzählung.

Durchschnittlich 4484 Menschen pro Stunde passierten am Dienstag, dem 14. April, den Zählpunkt in Berlins ältester Fußgängerzone – gefolgt von der Tauentzienstraße (4351 Passanten) und der Friedrichstraße (4153). Sonnabends belegt die Wilmersdorfer Straße immerhin noch Rang vier in Berlin.

In der Straße wurde aufgeräumt und gebaut

Geschäftsleute und Bezirkspolitiker sind sich einig, dass die seit 1978 bestehende Fußgängerzone im Aufschwung ist. Das Straßenbild wurde entrümpelt, unter anderem verschwanden Verkaufspavillons und Dächer über den Eingängen des U-Bahnhofs. Außerdem wurde viel investiert. Den Anfang machte Karstadt im Jahr 2000 mit der Modernisierung seines Kaufhauses. 2005 eröffnete das Kant Center an der Ecke Kantstraße, 2007 folgten die Wilmersdorfer Arcaden, in denen seit einem Jahr ein Bürgeramt noch mehr Besucher anzieht.

Auch die wirtschaftlich angeschlagene Buchhandelskette Hugendubel schätzt die Lage. Filialen in der Tauentzienstraße und in den Potsdamer Platz Arkaden mussten schließen, aber für die 2004 eröffnete Buchhandlung an der Ecke Goethe- und Wilmersdorfer Straße verlängerte Hugendubel den Mietvertrag zuletzt um einige Jahre.

Anrainer werten die Gegend auf

Die Geschäftsleute engagieren sich in einer Arbeitsgemeinschaft. Sie laden zu Frühlingsfesten und Weihnachtsmärkten ein und schafften es, der einst düsteren Bahnbrücke am S-Bahnhof Charlottenburg mit Sponsorenhilfe eine bessere Beleuchtung zu spendieren. Nur der Drogenhandel am Stuttgarter Platz, der sich bis in die Straße ausgebreitet hat, bleibt ein Ärgernis für die Anrainer.

Nahversorger für Charlottenburg

Trotz ihrer Größe handele es sich um eine Kiezstraße für Charlottenburger, sagt der Apotheker und AG-Vorsitzende Thomas Bong. Die Fußgängerzone ist weder eine Luxus- noch eine Ramschmeile. Ihre Nahversorgungsfunktion erklärt, warum sie andere Toplagen dienstags überrundet – denn diese leben großenteils von den Touristenströmen am Wochenende.

Jenseits der Fußgängerzone: Tradition und Mittelstand

Gemütlicher und schöner als im zentralen, von Filialisten geprägten Teil ist die Straße im alten Charlottenburger Ortskern: Nördlich der Bismarckstraße gibt es viele mittelständische Traditionsgeschäfte wie die 87 Jahre alte Fisch- und Feinkosthandlung Rogacki oder die urige Kneipe Wilhelm Hoeck, in der es fast noch wie im Gründungsjahr 1892 aussieht. Nur bei den Passantenzahlen liegt der historische Kiez weit hinter der Fußgängerzone.

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