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Der Dramatiker Rolf Hochhuth bei der Anhörung im Kulturausschuss.

© Britta Pedersen / dpa

Anhörung im Berliner Kulturausschuss: Diskussion um Ku'damm-Bühnen: Rolf Hochhuth flucht, Klaus Lederer beschwichtigt

Die Einigung über die Zukunft der Boulevardtheater am Kurfürstendamm bleibt umstritten. Das zeigte sich nun auch im Berliner Kulturausschuss.

Der Dramatiker Rolf Hochhuth hat den Kompromiss zur Zukunft des Theaters und der Komödie am Kurfürstendamm kritisiert. Die alten Säle sollen im Sommer 2018 abgerissen werden, dafür ist eine neue, unterirdische Bühne im Ku’damm-Karree geplant. Es sei ein „unbegreifliches Pflichtversäumnis“, dass Landeskonservator Jörg Haspel die Theater nicht zu Baudenkmalen erklärt habe, sagte Hochhuth in einer Anhörung im Kulturausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses. Er griff auch Politiker scharf an. Ende der 1990er Jahre hätten die damaligen Senatorinen Annette Fugmann-Heesing und Ingeborg Junge-Reyer (beide SPD) „kriminell gehandelt“, als sie die Nutzungsbindung der Theaterräume gegen eine Millionenzahlung des damaligen Gebäudeeigentümers aufhoben.

Hochhuth ist den Ku'damm-Bühnen stark verbunden, unter anderem war sein Stück „Der Stellvertreter“ 1963 im Theater am Kurfürstendamm uraufgeführt worden. Er fragte die Kulturpolitiker im Ausschuss: „Wie kommt eine Nation dazu, so reich wie nie in ihrer Geschichte, Theater abzureißen – ausgerechnet diese zwei Ku'damm-Bühnen, mit einer so großen Vergangenheit, dass unsere kulturell so beschämend armselige Gegenwart, überhaupt nicht riskieren könnte, sich an dieser Tradition zu messen?“. Als Hochhuth nach einigen Minuten gebeten wurde, seine Rede bald zu beenden, verließ er fluchend und türenknallend den Saal.

Kultursenator Klaus Lederer (Linke) verteidigte die von ihm mit ausgehandelte Einigung zwischen Theaterintendant Martin Woelffer und Investoren, die das Karree umbauen wollen. Der Bühnenbetrieb werde für mindestens 20 Jahre gesichert. Dafür müsse das Parlament in den Haushaltsberatungen noch seinem Wunsch zustimmen, die jährlichen Zuschüsse von 230 000 auf 800 000 Euro zu erhöhen.

Am Mittwoch tagt der BVV-Stadtentwicklungsausschuss

Der Charlottenburg-Wilmersdorfer Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) wies auf den beschränktem Handlungsspielraum des Bezirksamts hin. Ohne Denkmalschutz und Nutzungsbindung sei die Erhaltung der alten Theater nicht durchsetzbar gewesen.

Am Mittwoch berät der Stadtentwicklungsausschuss der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) über die Theater, die Sitzung beginnt um 17.30 Uhr im Rathaus Charlottenburg. Dabei geht es besonders um die Frage, ob die BVV ein Bebauungsplanverfahren für die Neugestaltung des Ku'damm-Karrees verlangt oder ob „baurechtliche Befreiungen“ genügen, die Stadtrat Schruoffeneger als zeitsparende Lösung anstrebt. Er möchte die Baugenehmigung in sechs bis neun Monaten erteilen.

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