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Links die Landshut, rechts das Museum in Berlin-Spandau.

© dpa, Rückeis

Berlin statt Bodensee: Kommt die „Landshut“ auf den Flugplatz Gatow?

Das entführte Flugzeug könnte im größten Berliner Museum landen. Es wäre eine Sensation. Ein Check aus Spandauer Sicht.

Kommt die „Landshut“ auf den Flugplatz Gatow? Diese Nachricht ist gut versteckt  im Tagesspiegel zu finden – und eine echte Sensation für Berlin-Spandau: Die Lufthansa-Maschine „Landshut“, die 1977 von Terroristen nach Mogadischu entführt worden ist, soll auf dem Flugplatz Gatow ihre letzte Heimat finden: im „Luftwaffenmuseum“, dem größten Museum Berlins. Eröffnet: 1995. Besucher: 70.000 pro Jahr.

Millionen sollen bis 2030 auf dem Flugplatz Gatow investiert werden. Die alten Hangars sollen aufgemöbelt, eine Empfangshalle soll errichtet werden. Die Bezirkspolitik um Bürgermeister Helmut Kleebank, SPD, grübelt seit Jahren, wie das Museum besser an die Potsdamer Chaussee angebunden werden kann – sogar U-Bahn-Träume gibt es.

Doch die Sache ist zäh. Im Frühjahr 2020 wartet das Museumsteam um Ralf-Gunter Leonhardt und Doris Müller-Toovey auf die Starterlaubnis durch den Bund – und sagt lieber noch nichts offiziell. Der Flugplatz gehörte einst der „Royal Air Force“. Hier landete bis 1994 die Queen. Von den Landebahnen existieren noch zwei 800 Meter lange Stummel – und hunderte Flugzeuge, die im Nieselregen vor sich hinrosten. 

Die Bundesregierung hatte die verschollene „Landshut“ im Jahr 2017  aus Brasilien zurückgeholt – doch das geplante Museum in Friedrichshafen wird’s nicht geben.

Nun also Berlin statt Bodensee? Die „Landshut“ auf dem Flugplatz Tempelhof auszustellen, komme eher nicht in Frage, sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters, CDU. Martin Rupps, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat „Landshut“, ist allerdings skeptisch: Die Boeing 737 sei ein Zivilflugzeug – das passe nicht so gut ins Luftwaffenmuseum.

Außerdem liege der Flugplatz Gatow so weit draußen. Hier der Faktencheck: 45 Minuten sind es vom Hauptbahnhof mit Regio und BVG. Bis zum Museum in Tempelhof wären es allerdings auch 20 Minuten. Der Unterschied beträgt also 25 Minuten. Der Flugplatz Gatow liegt übrigens gar nicht in Gatow; der gehört seit 2003 zu Kladow. Das Thema Verkehrsanbindung spielt im Hintergrund schon seit Monaten eine Rolle - letzten Sommer erkundigten sich mehrere Senatoren beim Spandau-Trip nach der Anbindung und brachten eine Busverbindung vom Kladower Hafen zum Flugplatz ins Spiel.

„70.000 Besucher pro Jahr in Gatow und es werden mehr.“ Ich habe Doris Müller-Toovey für den Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Spandau angerufen, der zehntausende Leserinnen und Leser erreicht. Sie ist die Leiterin Neukonzeption und die Vizechefin im Museum Gatow. Zur Landshut sagt auch sie nichts, hat aber interessante Zahlen und Neuigkeiten: 70.000 Besucher zählt das Museum pro Jahr, Tendenz steigend. „Es kommen mehr Gruppen zur politischen Bildungsarbeit. Und wir erreichen immer mehr Schulen – sogar im Kunstunterricht, beispielsweise für Foto-Kurse.“

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GSG9 zieht bereits nach Spandau. Wie passend: Die Eliteeinheit der Polizei wurde bekannt durch die Operation „Feuerzauber“. Damit war die Erstürmung der „Landshut“ 1977 gemeint. Eben jene GSG9 bezieht bis 2035 die umgebaute Schmidt-Knobelsdorf-Kaserne in Spandau. 250 Millionen Euro will der Bund an der Wilhelmstraße investieren, inklusive Hubschrauber-Landeplatz für die Spezialkräfte („chemische, biologische, radioaktive und nukleare Attacken“). 500 Bundespolizisten werden dort stationiert – hier meine Fotostrecke aus der alten Kaserne.

Übrigens: Unter den 87 „Landshut“-Geiseln war auch eine Frau, die viele Jahre später im Unterricht über ihre Entführung in Mogadischu sprach. Die Frau war Lehrerin, hier bei uns in einer Oberschule nahe der Altstadt. Da war das Drama um die „Landshut“ plötzlich ganz nah in Spandau.

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