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Erinnerung an David Bowie in der Hauptstraße 155 in Berlin-Schöneberg, wo Bowie von 1976 bis 1978 lebte.

© Reuters

Update

Treffpunkt Berlin: Erinnerung an David Bowie - und seinen Gastgeber Edgar Froese

David Bowie starb am 10. Januar, Edgar Froese vor fast genau einem Jahr. Berlin gedenkt der beiden großen Musiker, die in der Mauerstadt zusammenkamen.

Von Markus Hesselmann

„Vielleicht sollten wir daran denken, über der Eingangstür der Nummer 7 eine Gedenktafel anzubringen“, schreibt Pascale Hugues halb ironisch, halb fasziniert in ihrem Buch „Ruhige Straße in guter Wohnlage. Die Geschichte meiner Nachbarn“. Denn einer der historischen Nachbarn der Autorin war David Bowie, wenn auch nur für kurze Zeit. Weil Bowies Wohnung in der Hauptstraße 155 noch nicht fertig war, kam er nach seinem Umzug nach Berlin für ein paar Wochen bei Edgar Froese von der Elektronikband Tangerine Dream in der Schwäbischen Straße im Bayerischen Viertel unter. Die Berliner Band hatte dort in den Siebzigerjahren auch ein Studio.

„Orte haben für mich eine Art Erinnerung, insofern als sie Erinnerungen bei denen hervorrufen, die sie anschauen“, schreibt W.G. Sebald. Der Schriftsteller prägt damit einen Leitsatz für psychogeographisch veranlagte Flaneure, für die Gedenktafeln Wegmarken sind, von denen es viele gibt im Bayerischen Viertel.

Die Gedenktafel für David Bowie, der am 10. Januar starb, wird aber wohl eher in der Hauptstraße 155 enthüllt, also ein paar Straßen weiter - wenn nicht gleich der entsprechende Abschnitt der Hauptstraße oder eine andere Schöneberger Straße nach ihm benannt wird. Dort lebte Bowie von 1976 bis 1978. Und für das, was Bianca Froese-Acquaye plant, fehlt der Platz in dem Altbau in der Schwäbischen Straße 7. Edgar Froeses Frau möchte in Berlin ein Tangerine-Dream-Museum eröffnen. Das Projekt wird am 30. Januar im Haus der Berliner Festspiele bei einem Erinnerungsabend für den am 20. Januar vor einem Jahr gestorbenen Tangerine-Dream-Gründer vorgestellt. Eine Gedenktafel für Edgar Froese darf es aber gern geben in der Schwäbischen Straße.

UPDATE: Bianca Froese-Acquaye schreibt in einem Post auf ihrer Facebookseite über David Bowie und Edgar Froese unter anderem: "Edgar hat David Bowie und Iggy Pop 1976 in Berlin dabei unterstützt, eine Wohnung in Berlin-Schöneberg zu finden. Während die Wohnung renoviert wurde, lud Edgar David und Iggy ein, bei ihm und seiner Familie zu wohnen. Es war eine intensive Zeit für die Musiker in jeder Beziehung. David war glücklich, in Berlin zu sein und ein neues Leben zu beginnen, persönlich und musikalisch. Gleichzeitig aber war es eine harte Zeit für ihn. Edgar führte ihn in die Berliner Kultur ein, zeigte ihm Hansa-Studios, Potsdamer Platz, SO36, Romy Haags Chez Nous, den Dschungel. David und Edgar interessierten sich sehr für Literatur, bildende Kunst, Philosophie und führten große intellektuelle Debatten - sie hörten nie auf, großen Respekt vor einander zu haben." Im Gespräch mit Pascale Hugues für deren Berlin-Buch hatte Edgar Froese angekündigt, dass er in seiner Autobiographie, die nun posthum erscheint, noch einiges mehr über seine Zeit mit David Bowie in Berlin schreiben werde.

Edgar Froese von Tangerine Dream.
Edgar Froese (1944 - 2015)

© dpa

Dazu passt, was David Bowie im Jahr 2002 in einem Tagesspiegel-Interview, geführt von meinem Kollegen Lars von Törne, sagte:

Wen würden Sie gerne wiedertreffen, wenn Sie nächste Woche in Berlin sind?

Edgar, ich würde gerne Edgar sehen.

Edgar?

Edgar Froese von Tangerine Dream. Ein sehr netter Kerl. Edgar und seine Frau haben mir wirklich geholfen, als ich in Berlin lebte. Ich ging damals durch eine schwierige Phase, hatte ungeheure Schmerzen. Und sie haben mich unterstützt, vom Kokain wegzukommen. Ja, die beiden waren sehr lieb zu mir.

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