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Kochen für Obdachlose: Schon im vergangenen Jahr fanden die Freiwilligentage "Gemeinsame Sache" unter Pandemiebedingungen statt.

© Corinna von Bodisco/Tsp

Auftakt Berliner Freiwilligentage 2021: Zusammenhalt und Gemeinschaft - freiwilliges Engagement trotzt der Krise

Angesichts der Krise steht die engagierte Zivilgesellschaft vor vielen Herausforderungen. Über Veränderungen des Engagements wurde beim Auftakt für die Freiwilligentage diskutiert. 

Ein rotes Herz mit zwei Händen, die sich unterstützen wollen: das ist das Logo der „Gemeinsamen Sache“ an den  Berliner Freiwilligentagen, die mit den jährlichen Aktionstagen – diesmal vom 10. bis 19. September – freiwilliges Engagement in der Stadt sichtbar macht. Zum elften Mal werden die Mitmach-Aktionen vom Paritätischen Wohlfahrtsverband und dem Tagesspiegel mit mehr als 30 Partner:innen organisiert und sind schon „Tradition in Berlin“, wie Gabriele Schlimper, Geschäftsführerin der Paritäter, sagt.

Wie so viele Treffen in der Pandemie konnte auch der Auftakt zur Gemeinsamen Sache am Dienstag nicht live stattfinden. Das Thema: „Zivilgesellschaft in der Krise – Wie vielfältig, kreativ und digital muss freiwilliges Engagement sein?“ In Workshops wurde unter anderem diskutiert, wie die Zivilgesellschaft gestärkt aus der Krise hervorgehen kann, wie sich Engagement verändern muss und wie es gefördert werden sollte.

„Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass eine gelungene Freiwilligenwoche auch unter den Bedingungen einer Pandemie möglich ist“, sagte der Regierende Bürgermeister und Schirmherr der Freiwilligentage, Michael Müller (SPD), in seinem Grußwort. 2020 engagierten sich tausende Freiwillige bei mehr als 350 Aktionen. Dieses Jahr trägt Berlin zudem das Label „Europäische Freiwilligenhauptstadt“.

Die Auftaktveranstaltung begann mit einer Frage an die mehr als 70 Teilnehmer:innen: „Zivilgesellschaft in der Krise heißt für mich…?“ Die häufigsten Antworten lauteten „Zusammenhalt“ und „Gemeinschaft“; weniger Teilnehmer:innen antworteten mit negativen Begriffen wie „Verunsicherung“ oder „Verlust von Kontrolle“. Holger Krimmer, Leiter des Projektes Zivilgesellschaft in Zahlen (ZiviZ), zeigte sich überrascht von diesem positiven Ergebnis. Viele Vereine und Organisationen befänden sich in einer Finanzierungskrise.

Strukturen zu verändern ist Herausforderung

Die engagierte Zivilgesellschaft steht also vor vielen Herausforderungen, das Engagement müsse „krisenfester gemacht werden“, sagte Gerd Nowakowski vom Tagesspiegel. Über die Soforthilfe 2.0 stellt das Land Berlin 2021 weitere fünf Millionen Euro für gemeinnützige Vereine und Organisationen zur Verfügung. Doch das erste Hilfspaket vom Herbst 2020 zeigte, dass kleine Vereine mit der Antragstellung überfordert sind: nur ein Drittel der fünf Millionen wurden ausgeschöpft (1,5 Millionen Euro), laut Nowakowski wurde fast keine Organisation mit migrantischem Hintergrund berücksichtigt.

„Strukturen zu verändern ist immer schwierig“, sagte Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) in einem vorab aufgezeichneten Gespräch mit Aktiven von Demokratielotsen e.V. In diesem Verein engagieren sich Menschen mit oder ohne Fluchterfahrung für Antisemitismus-Aufklärung, für Frauenrechte und gegen Extremismus. Mögliche Lösungen wären unbürokratischere Hilfen oder die Übersetzung von Informationen. Außerdem: „Wenn man in der Zivilgesellschaft vorkommen will, muss man sich sichtbar machen“, findet Nina Coenen von den Demokratielotsen.

Vielfältiges Engagement als "Rückgrat" der Gesellschaft

Vereine und andere Organisationen sind auf Unterstützung angewiesen, um die Krise zu überstehen. Engagement-Staatssekretärin Sawsan Chebli (SPD) sieht in ihnen "das Rückgrat unserer Zivilgesellschaft". Als Orte der Hilfe und des lebendigen Austauschs mache Engagement Demokratie widerstandsfähig und stark. "Dort, wo Gleichgültigkeit herrscht, haben Feinde der Demokratie leichtes Spiel", sagte sie. 

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Die Zivilgesellschaft ist aber neben den Herausforderungen der Pandemie auch Gestalterin der Krise, berichtet Peter Wagenknecht von der Freiwilligenagentur Lichtenberg. Im März 2020 habe man begonnen, Corona-Nachbarschaftshilfen aufzubauen. Daraus habe sich in Zusammenarbeit mit den Stadtteilzentren und den Bezirksverwaltungen ein verlässliches, berlinweites Netzwerk entwickelt. Die Anzahl der registrierten Freiwilligen sei höher als der Bedarf, allein 390 Menschen engagieren sich in Lichtenberg.

Trotz aller Herausforderungen: vom 10. bis 19. September wird das Engagement Berlins noch sichtbarer, alle interessierten Berliner:innen können an Aktionen teilnehmen oder eigene Projekte anbieten: vor Ort im Kiez, digital oder von zu Hause. 

Mehr Informationen: www.gemeinsamesache.berlin

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