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Milos Kozon, 43, der markanten Leierkastenmann vorm Brandenburger Tor.

© privat

Allein am Brandenburger Tor: Er ist Berlins trauriger Leierkastenmann

Er ist eine echte Marke: Milos Kozon, 43, aus der Slowakei. Er spielt sonst für Touristen. Aber wenn keine kommen? Wir haben ihn angerufen.

Da steht er vor dem Brandenburger Tor, der Leierkastenmann, um den sich sonst die Touristen scharten. Aber dann kam die Pandemie und Milos Kozon aus Berlin-Reinickendorf war plötzlich alleine vor dem Brandenburger Tor, denn Touristen waren keine mehr unterwegs, und selbst, wenn Berlinerinnen und Berliner ihm gerne zugehört hätten – stehen bleiben in Gruppen war ja über viele Monate hinweg nicht erlaubt.

Dann packte er seine Sachen traurig zusammen und fuhr nach Hause, wo seine Frau und die drei Kinder auf ihn warteten. Es waren Monate, in denen die Einnahmen rapide zurückgingen. Leierkastenmänner leben davon, dass Menschen stehen bleiben, zuhören, sich von der Musik begeistern lassen und Geld spenden. Kinder werden vorgeschickt und legen stolz-verlegen Münzen auf einen Teller, der auf dem Leierkasten steht. Und der Leierkastenmann senkt dankend den Kopf und lächelt die Kinder an … das sind Erinnerungen, die bleiben.

Natürlich kann man den Leierkastenmann auch für Veranstaltungen buchen, dann hat er seinen Stundensatz – aber wenn keine Veranstaltungen sind? Keine Vereinsjubiläen, bei denen sich in Berlin ein Leierkasten immer gut macht? Wenn er bei keiner Hochzeit spielen darf, weil es keine Hochzeitsfeste mehr gibt? Wenn außer dem Brautpaar und dem Standesbeamten und den zwei Trauzeugen niemand zuhören kann, denn das sind ja schon fünf, und natürlich aus mehreren Haushalten.

Nein, es war keine schöne Zeit für den 43-jährigen Milos Kozon aus der Slowakei, der seit 21 Jahren in Berlin lebt und seit acht Jahren von der Leierkastenmusik lebt. In den vergangenen zwölf Monaten kam er nur dank der staatlichen Nothilfen über die Runden. Dabei müssen sich ja auch die Anschaffungen amortisieren.

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So ein schöner Leierkasten wie der von Milos Kozon kostet glatte 13.000 Euro, hat er mir erzählt, als ich ihn fragte, wie es ihm so geht. Mit der Anschaffung des Instrumentes ist es ja nicht getan, erklärte er mir dann. Jede Rolle für die Musik kostet noch einmal 130 Euro, und wenn der Leierkasten einen Abend spielen soll, braucht man schon ein Dutzend Rollen.

Ich hatte ihn im Familienurlaub in der Hohen Tatra erwischt. Nun ist er wieder zu Hause, in der Nähe von Tegel, und wenn Sie ihn buchen wollen, dann schreiben Sie ihm eine Mail an leierkastenmannberlin@gmail.com. Und wenn Sie sich einstimmen wollen auf diese Ur-Berliner Art des Musizierens, dann gehen Sie einfach auf diesen Youtube-Link

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