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30 Jahre Wasserstadt in Berlin-Spandau: Die wilden Neubau-Träume von 1990

„Wie am Fraenkelufer, wie am Lietzensee“: Ende 1990 tauchten erstmals überraschend die Wasserstadt-Pläne auf.

Glückwunsch zum 30. Geburtstag, Wasserstadt. Die schönsten Geschichten findet man ja beim Stöbern im Tagesspiegel-Archiv: Vor ziemlich genau 30 Jahren, November 1990, wurde diese Simulation mit Schmackes vorgestellt: ein gewaltiges Neubauviertel im Westen unserer Stadt, in Berlin-Spandau.

„Pläne für neue Stadt an der Oberhavel“, schrieb der Tagesspiegel auf der ersten Berlin-Seite, damals noch in schwarz-weiß gedruckt. Die Rede war von Geheimplänen am Havel-Ufer.

Warum geheim? Weil der Senat kurz nach dem Mauerfall Immobilienspekulationen fürchtete. Dort wollte Bausenator Wolfgang Nagel, SPD, 18.000 Wohnungen errichten lassen für 50.000 Menschen.

Gucken wir mal in die Geburtsurkunde, also auf die erste Berlin-Seite im Tagesspiegel. 10 Milliarden D-Mark werde der Bau kosten, schätzte Nagel im Tagesspiegel. Fertig solle alles Pi mal Daumen im Jahr 2000 sein. Einige Senatsmitglieder waren nicht so begeistert und sprachen von „Luftschlössern“. Spandaus Bezirksbürgermeister Werner Salomon, SPD, wählte die diplomatischste Formulierung aus dem Politik-Repertoire: „Ich begrüße die Pläne erst mal grundsätzlich“.

Auf den Simulationen fehle ihm „etwas Grün“, was beim Anblick der Betonwüste arg untertrieben wirkt. Wohnblöcke, wohin das Auge reicht.

„Wie am Lietzensee“ sollten sich die Spandauer fühlen. Bausenator Nagel träumte von der großen Zukunft im wilden Westen: „Wo jetzt noch Schrottplätze, Lagerhallen, Kohlehalden und verseuchte Flächen seien, könne ökologischer Stadtumbau gezeigt werden. Städtische Atmosphäre ist das Hauptziel", fabulierte er im Spätherbst 1990, "ein Wohngefühl wie am Lietzensee, am Fraenkelufer, im Nikolaiviertel oder am Tegeler Hafen.“

Eine Idee kam aus Hamburg. Die Verkehrsanbindung der neuen Wasserstadt sollte nämlich "auch mit Barkassen erfolgen“, also mit Schiffen wie im Hamburger Hafen: hier ein Foto.

[Dieser Text stammt aus dem Spandau-Newsletter. Sie interessieren sich für Spandau? Prima, ich auch. Hier gibt es den Newsletter für den Berliner Westen - kostenlos: leute.tagesspiegel.de]

Ganz so glatt und rasant lief das alles aber nicht. Erst 1992 beschloss der Senat das Projekt, das wegen der hohen Kosten noch viel Ärger machen sollte. Und die Schiffsanbindung bleibt auch 30 Jahre nach Baustart ein Traum - und war schon oft Thema im Spandau-Newsletter.

Im Jahr 2021 drehen sich in der Wasserstadt ohne Ende die Kräne. Am Ufer entsteht ein neues Hochhaus. Gewobag und WBM errichten bis 2025 Wohnungen für 7000 Menschen, vor allem am östlichen Ufer. Das westliche Ufer ist zu größten Teilen bereits bebaut.

Als nächstes Projekt werden im Frühjahr 2021 auf einer Wiese neben der Wasserstadtbrücke Mietshäuser errichtet - das Grundstück liegt seit über 20 Jahren brach (die Wasserstadtbrücke ist auf der Simulation von 1990 noch gar nicht eingezeichnet). Die Pläne hatte die WBM neulich erst im Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Spandau vorgestellt.

Der Verkehr aber bleibt das Problem und ist deshalb Dauerthema im Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel. Im Newslettter finden Sie konkrete Pläne und Zwischenstände zu S-Bahn- und Tram-Bauvorhaben, die nur langsam vorankommen. Den Newsletter gibt es kostenlos unter leute.tagesspiegel.de

Hier einige der aktuellen Top-Themen in dieser Woche im Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Spandau.

- Heerstraße: BVG kapituliert im Chaos

- Kaputter Fahnenmast in Spandau: Abriss am Rathaus - der Termin steht fest

- Nächste Großbaustelle: Umbau der Pichelsdorfer Straße naht - es gibt endlich einen Termin der Berliner Wasserbetriebe

- Scharfe Lanke: Wer ist der Mann hinter dem Kiez-Kalender? Das große Interview und was die Scharfe Lanke und den Fernsehturm verbindet

- Fahrplanwechsel: Alle BVG-Infos für Spandau - inklusive der neuen Linie M36 (und was alles gestrichen wird)

- X37, M49: Hier schon mal erste Infos zum Fahrplanwechsel der BVG im Dezember 2021 (!)

- Straßenbahn: Senat hat seit zwei Jahren nichts für die Straßenbahn nach Spandau getan

- "Landshut" kommt nicht nach Berlin-Gatow und hat sich böse verflogen: Dann also lieber Bonn?

- 30 Jahre Wasserstadt: Hier ist der 1. Tagesspiegel-Text von 1990 und was damals geplant war

- Schnellradweg auf der Heerstraße ab 2026: Drei Perspektiven, drei Leserbriefe zu den Plänen des Senats

- Kein Bus, kein Auto am Landschaftsfriedhof: Alles dicht in Gatow wegen einer "Veranstaltung", pardon: Beerdigung

- Verlosung eines Tagesspiegel-Kriminalbuchs (und eine Frage an Sie: Was wünschen Sie Spandau 2021)

- Das leuchtende Kreuz: Kunsttipp aus der Kirche St. Markus, auch "St. Melitta" genannt

Die Tagesspiegel-Newsletter gibt es für alle 12 Berliner Bezirke und haben mittlerweile schon über 230.000 Abos. Darin informieren wir Sie einmal in der Woche gebündelt und kompakt, was so los ist in Ihrem Kiez. Auch lassen wir in den Newsletter oft Leserinnen und Leser zu Wort kommen, schließlich kennt keiner die Kieze so gut wie die Leute, die dort leben.

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