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Containerviertel für Studenten. Diese Anlage soll an der Eichbuschallee im Plänterwald entstehen, nahe dem Spreepark.

© promo / Simulation: Holzer Kolber Architekten

Betrugsverdacht bei Bau von Studentenwohnungen: Baumängel im Containerdorf in Treptow

Die Wohnungsbaugesellschaft Howoge will den Bauträger verklagen. Die Fertigstellung des Studentendorfes in Plänterwald wird sich auf lange Zeit verzögern.

Die Fertigstellung des Studentendorfes Eichbuschallee im Treptower Ortsteil Plänterwald muss auf längere Zeit verschoben werden. Die Wohnungsbaugesellschaft Howoge vermutet betrügerisches Handeln und will strafrechtlich gegen einen Immobilienentwickler vorgehen, der das Bauvorhaben im Howoge-Auftrag fertigstellen sollte. Der Name der Firma ist der Redaktion bekannt, eine Stellungnahme liegt jedoch bislang nicht vor.

Bisher wurden 109 Wohncontainer aufgestellt, weitere 280 sollten bis 2018 bezugsfertig sein, doch es kam zu einem Wasserschaden auf der Baustelle. Nach längeren Verhandlungen mit der Firma habe man sich auf eine Wiederaufnahme der Bauarbeiten für Februar 2019 verständigt, doch Mitte Mai wurden die Bauarbeiten nach Angaben der Howoge erneut eingestellt „und bis heute nicht wieder aufgenommen.“

Im September kündigte die Howoge den Vertrag mit der Firma und beauftragte ein Wirtschaftsprüfungsunternehmen mit Recherchen. Die hätten ergeben, dass die Immobilienfirma und das mit der Fertigstellung beauftragte Bauunternehmen „finanziell angeschlagen“ seien, inzwischen sei Gläubigerschutz beantragt worden. Auch auf der Baustelle wurden Recherchen angestellt.

Dabei kamen neben den bekannten Schäden durch Feuchtigkeit weitere Mängel zu Tage: „Unsachgemäß verlegte Kabelverbindungen, mangelhafte oder fehlende Wärmedämmung und vor allem mangelhafter Brandschutz.“ Die Howoge geht von einem Schaden von mehr als zehn Millionen Euro aus. Die Fertigstellung des Studentendorfes will das Unternehmen jetzt selber in die Hand nehmen. 

Das als Innovation im Bereich kostengünstiges Bauen gefeierte Projekt – auch als Studierendendorf Frankie & Johnny bekannt – begann 2013. Der Unternehmer Jörg D. ließ Seecontainer umbauen und stellte sie auf dem 11 000 Quadratmeter großen Grundstück an der Eichbuschallee 51 zu einem Wohnensemble zusammen. Vorbild war das Amsterdamer Studentendorf Keetwonen, das mit 1000 Wohnungen als größte Containerstadt der Welt gilt. Schon ein Jahr später konnten die ersten Wohneinheiten bezogen werden, die Nachfrage war groß. Das Projekt wurde mit dem Preis des Deutschen Stahlbaus 2018 und dem Architecture MasterPrize ausgezeichnet.

2016 kaufte die Howoge das Projekt, da waren 109 Apartments fertiggestellt. Dort habe es keine Baumängel gegeben. In Schieflage geriet der Bauträger wohl, als nach dem Wasserschaden 2018 die Versicherung nicht zahlte, da – so die Howoge – „Zweifel an der sachgerechten Sicherung der Baustelle bei Starkregen bestanden“.

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