zum Hauptinhalt
Jörg Moser-Metius ist der Geschäftsführer vom Museum „Die Mauer“ am Leipziger Platz.

© Kitty Kleist-Heinrich

Beton und Stacheldraht: Ein neues Museum in Berlin erinnert an die Mauer

Touristen willkommen: Am Leipziger Platz hat ein privates Museum über die Geschichte der Berliner Mauer eröffnet.

Wer in Dreilinden auf der Bundesautobahn 115 das Berliner Stadtgebiet verlässt, sieht kurz vor dem ehemaligen, nun zum Gewerbegebiet „Europarc“ umfunktionierten Grenzkontrollpunkt am rechten Fahrbahnrand eine skulpturartige Stele aus hellem Beton in die Höhe ragen: zwei parallele schlanke Pfeiler, oben durch einen in der Mitte leeren Betonring zusammengehalten.

Nicht jedem wird sich der Zweck dieser Doppelstele gleich erschließen, es ist ja auch schon fast 30 Jahre her, dass das runde Loch mit einer kreisrunden Scheibe gefüllt war – dem Staatswappen der DDR, die damit signalisierte: Hier beginnt der reale Sozialismus, im Zeichen von Hammer und Zirkel, von Ähren umgeben, den Insignien des selbst erklärten Arbeiter- und Bauernstaats.

Seit einigen Wochen ist das fehlende Mittelstück wieder zu besichtigen, vom ursprünglichen Standort nun aber rund 15 Kilometer Luftlinie entfernt, gleich zu Beginn des Rundgangs durch das neue Museum „Die Mauer – The Wall“ am Leipziger Platz 11 (täglich 11 - 18 Uhr, berlinwallexpo.de). 

Das Areal hat sich damit zu einer Art zweiter Museumsinsel gemausert: Vor 20 Jahren begann dies mit der Eröffnung des mittlerweile um den Bereich Fernsehen erweiterten Filmmuseums am östlichen Ende der Potsdamer Straße, später folgten Dalí-Ausstellung und Deutsches Spionagemuseum, nun eben die Mauer-Schau, verantwortet von ihrem Initiator Jörg Moser-Metius.

Der hatte 2010 die Gesellschaft Berlin Wall Exhibition UG mit dem noch bescheidenen Ziel gegründet, den DDR-Wachturm in der dem Leipziger Platz gleich benachbarten Erna-Berger-Straße als Pächter zu sanieren und ihn gegen Eintritt museal zu nutzen. Aus langjähriger Beschäftigung mit dem Thema entstand ein Fundus an Fotos und Archivalien, mit denen Moser-Metius schon mehrere Ausstellungen entwickelte, so 2014 zum 25. Jahrestag des Mauerfalls in den Potsdamer Platz Arkaden oder fünf Jahre später in der nahen Mall of Berlin. Als dann ein Ladengeschäft am südöstlichen Rand des Leipziger Platzes frei wurde, sah er seine Chance und schuf sich dort sein eigenes Museum.

Panzersperren aus Eisenbahnschienen

Man erkennt es sofort: Panzersperren aus alten Eisenbahnschienen, wie sie rechts und links des Eingangs auf wuchtigen Betonquadern stehen, sieht man in der Mitte Berlins zum Glück schon lange nicht mehr. Auch zwei als DDR-Grenzer uniformierte Schaufensterpuppen hinter Glas geben Passanten und unter ihnen vor allem den auf jegliche Mauerrelikte erpichten Touristen eine gruselige Anmutung von der versunkenen Welt des Kalten Krieges. 

[370.000 Leute, 1 Newsletter: Den Tagesspiegel-Newsletter für Mitte gibt's hier - voller Debatten, Ideen, Tipps und Terminen: leute.tagesspiegel.de]

Der sogar richtig kalt war, worauf Moser-Metius gerne hinweist, jedenfalls in den Tagen des Mauerbaus im Spätsommer 1961. Am 13. August sank die Temperatur nachts auf knapp über 8 Grad, auch dieser meteorologische Aspekt des Mauerbaus wird in der Ausstellung gewürdigt.

"Halt Staatsgrenze! Passieren verboten!"

Man sieht dort allerhand originales Material, ein Stück Grenzzaun etwa, die obligatorische Kalaschnikow der DDR-Grenzer in zweifacher Gestalt, Warnschilder wie „You are leaving the American sector“ und „Halt Staatsgrenze! Passieren verboten!“ oder eine alte Stacheldrahtrolle, noch unbenutzt.

Die alliierten Uniformen und weitere Ausstellungsstücke sind Dauerleihgaben der Privatsammlung Andreas Skala.
Die alliierten Uniformen und weitere Ausstellungsstücke sind Dauerleihgaben der Privatsammlung Andreas Skala.

© Kitty Kleist-Heinrich

Der Schwerpunkt aber liegt auf Fotos mit knappen, touristenfreundlichen Texten, geordnet zu Themenbereichen wie der Situation an der Bernauer Straße in den ersten Mauertagen oder der Entwicklung der Grenzbefestigungen von den ersten Stacheldrahtrollen über schlampig zusammengemörteltes Mauerwerk bis zu den abgewinkelten Betonelementen der letzten Bauphase. 

Auch der Alltag der Grenzer hat seine Ausstellungsecke bekommen, und breiter Raum ist dem friedlichen Ende des Mauerregimes gewidmet, unter besonderer Würdigung der „Heldenstadt“ Leipzig.

Mit seiner Ausstellung will Moser-Metius auch einige Legenden um die Berliner Mauer geraderücken, etwa die um das berühmte Foto des Volkspolizisten Conrad Schumann beim Sprung über den Stacheldraht in die Freiheit. 

Der Fotograf Peter Leibing schuf damit ein ikonografisches Bild des Kalten Krieges, war aber keineswegs der einzige Fotograf des auch gefilmten Sprungs. Denn schon bei der Ausstellung in den Potsdamer Platz Arkaden waren sechs weitere Aufnahmen der bekannten Szene zu sehen.

Zur Startseite