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Die Polizei war in der Stendaler Straße nicht zu übersehen; im Kiez, wo Georgine Krüger und ihr mutmaßlicher Mörder wohnten.

© Sven Goldmann

Besuch in der Stendaler Straße: Der Kiez, in dem Georgine Krüger wohnte

Vor zwölf Jahren verschwand Georgine Krüger in Moabit. Ein Ortstermin im Kiez, wo sie und ihr mutmaßlicher Mörder wohnten.

Das Leben ist vergänglich und 2006 lange her. „Fußball-Weltmeisterschaft, oder?“, sagt einer der beiden Männer, die sich vor einem Café am Nachmittagsbier erwärmen und sich dabei auch nicht vom Regen stören oder von dem scharfen Wind, der durch die Stendaler Straße pfeift.

Moabit im frühen Dezember. Die Stendaler Straße wird wie viele Straßen hier geprägt von einer Mischung aus Gründerzeitbauten und Mietskasernen der Nachkriegszeit. Moabit könnte aufatmen an dem Tag, da der Fall der verschwundenen Georgine Krüger vor seiner Aufklärung steht. Doch Moabit reagiert eher abweisend auf die vielen Kameras und Mikrofone und Polizisten, die hier Stellung bezogen haben.

Der Bus hält noch immer hier

Um die Ecke an der Bushaltestelle ist Georgine Krüger zuletzt gesehen worden, im September 2006, ein paar Wochen, nachdem die Fußballwelt in Berlin zu Gast war. Der Bus M27, mit dem sie damals aus der Schule kam, hält auch zwölf Jahre später noch an der Perleberger Straße. Die Frau, die hier mit ihrer Einkaufstasche wartet, wohnt schon seit ein paar Jahren in der Gegend. Hm, ein verschwundenes Mädchen... „tut mir leid, aber an diesen Fall kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern“, und dann kommt auch schon der Bus, und sie muss weiter. So ähnlich reagieren viele hier. Der Verkäufer im Lotto-Toto-Shop, der Mann vor dem Gemüsestand und der Wirt im Schnellimbiss, wo Georgine Krüger früher vielleicht auch mal auf einen Börek oder Döner eingekehrt ist.

Zurück in die Stendaler Straße, in das Café, vor dem die beiden Biertrinker stehen. Am Tisch würfeln drei Männer und schieben Spielsteine hin und her. „Wissen Sie, was da vor dem Haus nebenan los ist?“ Allgemeines Murren, Arme gehen nach oben und signalisieren Verständnisprobleme. Draußen auf der Straße zeigt einer auf ein Wohnhaus in der Nachbarschaft von Georgine Krügers Familie. Stendaler Straße 3, „da haben sie den Keller durchsucht“, es gehe wohl um einen Familienvater im zweiten Stock, er kenne den Mann nur vom Sehen, aber von mir haben Sie das nicht“.

Polizisten schirmen das Gebäude ab

Vor dem Haus Nummer 3 haben sich fünf Polizisten in blauer Montur aufgebaut. Das Wort führt ein Hüne mit dunkler Mütze und Knopf im Ohr. „Pardon, eine kurze Frage...“ – „Fragen dürfen Sie gerne, aber eine Antwort können wir Ihnen nicht geben. Steht aber alles schon im Internet.“ – „Was genau machen Sie denn hier?“ – „Wir passen auf, dass hier kein Unbefugter reingeht, und es wäre schön, wenn Sie jetzt weitergehen.“

Drei Mannschaftswagen der Polizei stehen vor dem hellbraun gestrichenen Haus, die auf dem Gehweg geparkten dunklen Limousinen gehören wohl auch nicht den Anwohnern. Die ersten Polizisten warten schon am U-Bahnhof Birkenstraße, gut 500 Meter entfernt vom vermeintlichen Tatort. „Um 8 Uhr morgens sind die ersten Polizeiwagen mit Spürhunden vorgefahren“, sagt der ältere der beiden Biertrinker vor dem Café. „Und kurz danach waren auch schon die Leute mit den Kameras da“, das müsse er sich später unbedingt anschauen, sie seien ja hier nicht so oft im Fernsehen.

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