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Polizeioberkommissar Chris Bläsner demonstriert den Taser-Einsatz.

© Soeren Stache/dpa

„Besser als massive Gewalt“: Brandenburgs Polizei testet Taser - Berlin hadert mit breiter Einführung

Brandenburgs Polizei setzt in einem Testlauf Elektroschockgeräte ein und ist zufrieden damit. In Berlin ist die Probephase indes verlängert worden.

Als Chef der Berliner Spezialeinheiten hat Oliver Stepien sie nach jahrelangem Testlauf bereits eingeführt – sogenannte Distanz-Elektroimpulsgeräte, auch bekannt als Taser. Seit mehr als einem Jahr ist Stepien nun Polizeipräsident in Brandenburg, jetzt werden die Geräte auch hier getestet – zunächst im Landkreis Elbe-Elster und seit einem Monat bei der Cottbuser Einsatzhundertschaft. Stepien spricht von einem Erfolg. „Die positive Erwartungshaltung bestätigt sich“, sagte er am Mittwoch in Potsdam.

Die Geräte verschießen zwei Elekrodrähte mit Haken, durch die Strom geleitet wird. Bei getroffenen Personen kontrahieren die betroffenen Muskeln fünf Sekunden lang extrem schnell und schmerzhaft, sodass sie für diese Zeit gelähmt sind – die Personen sind außer Gefecht gesetzt.

Sechs mal reichte es seit März bislang aus, den Einsatz des Tasers anzudrohen, damit Verdächtige sich festnehmen ließen, bissige Hunde nicht auf die Beamten gehetzt oder Durchsuchungsbeschlüsse durchgesetzt werden konnten.

Zwei Mal musste das Gerät eingesetzt werden – bei einem Ex-Boxer. In Sonnewalde im Süden des Landes hatte dieser randaliert. „Es wäre massive Gewalt nötig gewesen, um ihn zu stoppen“, sagte der Polizeipräsident. „Der Mann ist nicht unerfahren in Auseinandersetzungen mit der Polizei.“

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Ende März randalierte er auf einem Parkplatz, demolierte Autos, beleidigte Passanten. Er war betrunken und hob die Fäuste – dass Polizisten mit dem Taser drohten, störte ihn nicht. Dann drückten die Beamten ab. Im Mai beschimpfte er – wieder betrunken – an einer Tankstelle Kunden und stellte sich mitten auf die B96. Wieder setzten die Polizisten den Taser ein, um den Mann festzunehmen.

Oliver Stepien, Polizeipräsident des Landes Brandenburg.
Oliver Stepien, Polizeipräsident des Landes Brandenburg.

© Soeren Stache/dpa

Stepien erhofft sich vom Taser, uneinsichtige und aggressive Personen schneller und mit weniger Gewalt unter Kontrolle bringen zu können. Zudem wirke etwa Pfefferspray bei aggressiven Personen, die im Alkohol- oder Drogenrausch sind, nicht immer. Der Taser-Test läuft bis 2022, dann werden die Ergebnisse ausgewertet. Das Innenministerium entscheidet, ob die gesamte Polizei ausgestattet wird.

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Ein Polizeibeamter aus Brandenburg stellt einen Taser vor.
Ein Polizeibeamter aus Brandenburg stellt einen Taser vor.

© Soeren Stache/dpa

In Berlin ist der seit 2017 laufende Test auf zwei Abschnitten um ein weiteres Jahr bis 2021 verlängert worden. Rot-Rot-Grün konnte sich nicht darauf einigen, Taser als reguläres Einsatzmittel einzuführen und gesetzlich neu zu regeln.

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Dabei gibt es im Polizeialltag durchaus Situationen, in denen sie besser geeignet sind als Schlagstock oder gar Pistole: Mit Tasern wurden schon Suizide verhindert, Männer gestoppt, die auf ihre Partnerinnen losgingen - oder ein Nackter gefasst, der nach einem Einbruch Polizisten mit einem Messer bedrohte.

In Berlin werden Taser aber rechtlich wie Schusswaffen behandelt, anders ist es bei der Bundespolizei, die die Taser seit November unter anderem am Berliner Ostbahnhof testet.

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