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Ist schon jemand zu Besuch, muss der Weihnachtsmann draußen bleiben. Er darf aber von der Straße aus winken.

© imago images/Müller-Stauffenberg

Bescherung mit Maske und Abstand: Der Weihnachtsmann zählt als fremder Haushalt

Auch in der Corona-Pandemie vermitteln Agenturen Darsteller für das Weihnachtsfest. Wer Angst vor dem Virus hat, bucht einfach die Video-Version.

Das erste Corona-Weihnachtsfest darf in Berlin nur zu maximal fünft gefeiert werden, plus Kinder unter zwölf Jahren. Aber was ist mit dem Weihnachtsmann? Wird der extra gerechnet? Muss er eine Maske tragen? Kommt er dieses Jahr überhaupt? Ist ja auch nicht mehr der Jüngste.

Zur Beantwortung dieser kniffligen Fragen verweist die Innenverwaltung des Senats auf die Gesundheitsverwaltung. Die mauert zunächst. Sei ja noch nichts in Rechtsform gegossen, sagt Sprecher Moritz Quiske. Die aktuelle Verordnung mit einer Obergrenze von fünf Personen aus zwei Haushalten bei privaten Zusammenkünften gelte nur bis 22. Dezember. 

Nach weiterer Klärung mit den Hausjuristen bekommt der Weihnachtsmann vorerst grünes Licht: Die Infektionsschutzverordnung erlaube in der aktuellen Fassung den Besuch des Weihnachtsmannes, auch physisch, in typischer Verkleidung.

Der Weihnachtsmann, beziehungsweise in der weiblichen Form als -frau oder neutral als -engel, gilt allerdings als ein weiterer Haushalt. Ist schon jemand zu Besuch, der nicht zur Familie oder WG gehört, muss der Geschenkelieferant draußen bleiben. Er könnte die Gaben beispielsweise vor die Tür stellen, klingeln und anschließend von der Straße aus winken.

Professionelle Weihnachtsmannvermittler wie die „Weihnachtsmannzentrale“ („Wir zeigen Corona die Rute!“) oder „Weihnachtsmann2Go“ („Wir bieten die klassische Bescherung“) wollen ihre Darsteller trotz der Virusgefahr in die Familien schicken. „Wir wollen den Kindern nach all den Corona-Einschränkungen mal was Schönes bieten“, sagt Frederik Tholey von Weihnachtsmann2Go. 

Bei einer Umfrage hätten sich 30 Prozent der Stammkunden für einen Besuch entschieden, viele Familien seien aber auch völlig verunsichert, sagt Tholey, der die Plattform mit einem Kompagnon betreibt und regelmäßig selber ins Kostüm steigt. Normalerweise arbeitet er in einer Anwaltskanzlei.

Im Vorgespräch werden die Details geklärt

Unter den meist jüngeren Darstellern sei die Stimmung positiv gewesen. Die Älteren seien verständlicherweise eher zurückhaltend. Ein 84-jähriger Darsteller wolle dieses Jahr lieber nicht ausrücken. Bei Weihnachtsmann2Go gibt es zwischen Darstellern und Kunden ein ausführliches Vorgespräch, auf dem festgelegt wird, was der Weihnachtsmann zu tun hat und wie viel Geld er dafür verlangt. 

Denkbar sei auch, dass die Bescherung in den Hausflur oder Garten verlegt wird, um die Infektionsgefahr zu verringern, sagt Tholey. Verabredet werden könnte auch, dass sich der Darsteller vorher testen lässt. Als sicherste Variante bietet die Agentur eine Videobotschaft vom Weihnachtsmann an. 

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Vorab wird dann verabredet, was der Darsteller den Kindern erzählt und wo er die Geschenke versteckt hat. Jurist Tholey will dieses Jahr selber als Videoweihnachtsmann auftreten. Er verbringt das Fest in Taiwan, sein Kostüm hat er dabei. „Da braucht man nicht viel, nur noch ein Smartphone und das Stativ.“

Die Macher von Weihnachtsmann2Go haben ein ausführliches Hygienekonzept ins Netz gestellt. Demnach ist Singen nicht erwünscht, alle Bescherungsteilnehmer sollen eine Maske tragen – bis auf Kinder bis sechs – und vor und während der Zeremonie sollte gelüftet werden. Das Konzept sei allerdings nicht mit dem zuständigen Gesundheitsamt abgestimmt, sagt Tholey.

Weihnachtsmannappell auf dem Ex-Flughafen

Marion Kubau von der Weihnachtsmannzentrale versichert, dass ihr Hygienekonzept mit den Behörden abgestimmt sei. Weihnachtsmann und Kunden müssten der Agentur vorab versichern, dass sie symptomfrei sind. Der Weihnachtsmann trage bei der Bescherung eine durchsichtige Maske aus Plastik, „das sind die Masken, die auch in der Gastronomie zugelassen sind“, sagt Kubau. 

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Auch der traditionelle Weihnachtsmannappell zur Kontrolle der ordnungsgemäßen Verkleidung soll dieses Jahr nicht ausfallen. Am 5. Dezember werde man sich dazu im Tempelhofer Flughafengebäude treffen. Aber auch Kubau erwartet dieses Jahr wegen Corona deutlich schlechtere Buchungszahlen als üblich.

Das „Weihnachtsmannbüro“ hat sich noch was anderes überlegt: Um „Weihnachten 2020 zu entzerren“, können Weihnachtsdarsteller auch noch nach Heiligabend gebucht werden, sogar bis einschließlich 3. Januar – „man kann eine Bescherung problemlos auch später machen“, schreibt Petra Henkert auf ihrer Webseite. 

Sie hat sich Ende November in einem offenen Brief an die Kanzlerin gewandt, die Bedeutung des „Kulturgutes“ Weihnachtsmann hervorgehoben und sie gebeten, die Arbeit der Weihnachtsdarsteller zu unterstützen – zum Beispiel mit kostenlosen Schnelltests. Eine Antwort ist nicht bekannt.

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