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Das Neuköllner Rathaus.

© Paul Zinken/dpa

Bernward Eberenz von den Freien Wählern: Neuköllner Umweltstadtrat wünscht Aktivistin Massenvergewaltigung

Der Ex-CDU und Ex-AfD-Politiker fiel bereits in der Vergangenheit mit radikalen Äußerungen auf. Für einen Kommentar wird er nun scharf kritisiert.

Bernward Eberenz, Umweltstadtrat in Berlin-Neukölln (Freie Wähler), hat der Autorin und Aktivistin Jasmina Kuhnke auf Twitter eine Massenvergewaltigung gewünscht. Neuköllns Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) und der Bezirksstadtrat Jochen Biedermann (Grüne) distanzierten sich kurz darauf und verurteilten Eberenz' Äußerungen scharf.

Kuhnke hatte auf ihrem Account "Quattromilf" eine Äußerung von Manuel Ostermann, stellvertretender Bundesvorsitzender der Polizeigewerkschaft DPolG, kritisiert. Ostermann hatte eine Videoaufnahme einer sexuellen Massenbelästigung aus Pakistan mit den Worten „Was sind das für Affen“ kommentiert.

Kuhnke kommentierte das mit den Worten: „Das Polizeiproblem in einem Tweet“ und kritisierte Ostermanns Äußerungen in weiteren Tweets als rassistisch. Man könne eine Tat auch verurteilen, ohne sich rassistischer Vorurteile zu bedienen, schrieb Kuhnke weiter.

Der Neuköllner Stadtrat Eberenz kommentierte in Richtung Kuhnke: „Vielleicht braucht diese Person mal ein vergleichbares Erlebnis, um zu begreifen, WO das Problem liegt.“ Mit dem Ereignis spielte er auf die im Ursprungsvideo dargestellte sexuelle Massenbelästigung an, die er selber als „widerwärtigstes Sexualdelikt“ von „Vergewaltigern“ bezeichnet hatte.

Für seine Äußerungen wurde Eberenz von seinen Amtskollegen im Neuköllner Bezirksamt stark kritisiert. Mittlerweile hat er seinen Twitteraccount ganz gelöscht.

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Bezirksbürgermeister Martin Hikel schrieb auf Twitter: „Der Bezirk verurteilt scharf solche rassistischen Gewaltverherrlichungen. Es ist dem Amt unwürdig, wenn Vertreter solche Äußerungen von sich geben. Ich erwarte mindestens eine Entschuldigung bei Ihnen und will bei der nächsten Bezirksamtssitzung eine Erklärung des Stadtrats.“ 

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Auch Stadtrat Biedermann, im Bezirk zuständig für Stadtentwicklung, Soziales und Bürgerdienste, schrieb auf Twitter: „Widerlich. Darüber wird zu sprechen sein. Ich kann mich als Mitglied des Neuköllner Bezirksamtes davon nur aufs deutlichste distanzieren und zugleich um Entschuldigung bitten.“

Bernward Eberenz war 2016 ursprünglich für die AfD zum Stadtrat gewählt worden. Diese hatte er allerdings bereits 2017, rund einem Jahr nach seinem Parteibeitritt, wieder verlassen. 2018 trat Eberenz dann der CDU bei, die damit zwei Stadträte im Neuköllner Bezirksamt stellte. Auch die CDU hat Eberenz mittlerweile wieder verlassen und vertritt jetzt die Freien Wähler. 

Bernward Eberenz, Bezirksstadtrat für Umwelt und Natur in Neukölln.
Bernward Eberenz, Bezirksstadtrat für Umwelt und Natur in Neukölln.

© promo

Vor seiner politischen Karriere war Eberenz, der offen homosexuell lebt, Künstler und betrieb mit seinem damaligen Lebensgefährten unter anderem eine Kneipe in Istanbul. In Redebeiträgen und auch in den sozialen Medien fällt Eberenz immer wieder durch radikale Positionen auf, etwa zu Geflüchteten, dem Islam allgemein oder der Politik von Bundeskanzlerin Angela Merkel.

In der Vergangenheit teilte er auf seiner Facebookseite Beiträge rechtskonservativer und verschwörungsideologischer Blogs, zu denen er etwa kommentierte, dass der „islamistische Antisemitismus“ „in seinen Konsequenzen“ den Nationalsozialismus „in einen grausam-blutigen Schatten stellen“ werde.

Anmerkung: In der ursprünglichen Fassung des Beitrags war davon die Rede, dass das Video eine "Massenvergewaltigung" dokumentieren würde. Dies ist so nicht richtig, das betreffende Video zeigt einen aufgebrachten männlichen Mob, der eine junge Frau brutal bedrängt, entkleidet und betatscht. Eberenz selbst hat jedoch in einem weiteren Tweet sein Verständnis des Inhalts des Videos zum Ausdruck gebracht und das gezeigte Verhalten zweimal als "Vergewaltigung" bezeichnet. Wir haben den Artikel angepasst. Die Redaktion

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