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Michael Müller zur Coronakrise in Berlin: „Die Ausnahmesituation für Eltern, Kinder und Lehrer bald beenden“

Michael Müller möchte bald zum Normalbetrieb in Kitas und Schulen zurück. Er rät von Reisen ab – und hat keine guten Prognosen für Gastronomen.

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Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) rechnet damit, dass die Coronakrise die Stadt nachhaltig verändern wird. Müller sagte im Interview mit dem Tagesspiegel am Sonntag: „Die Erwartungshaltung der Bürger hat sich verändert.“

Das betreffe neben Hygieneregeln und Digitalisierung auch die Mobilität. „Da ist ein neuer Schwung in die Mobilitätswende gekommen, zugunsten der Radfahrer und auch Fußgänger.“

Müller rechnet damit, dass gerade Restaurants noch über Monate hinweg mit weniger Gästen planen müssen. Hotel- und Gaststättenbetriebe müssten sich darauf einstellen, „dass ihre Gäste auch in Zukunft neue Anforderungen stellen“. Die Menschen seien sensibler geworden, was die Hygiene betrifft, sagte der Regierende. „Ich selbst bin aus einem Restaurant rausgegangen, weil ich das Gefühl hatte, dass Abstände nicht eingehalten werden.“

Nachdem der Senat in dieser Woche weitere Lockerungen beschlossen hatte, warnte Müller davor allzu leichtfertig mit den neuen Freiheiten umzugehen. „Dass man wieder Dinge machen darf, die bisher verboten waren, heißt ja nicht, dass man sie unbedingt machen muss“, sagte der Regierende. „Das gilt auch für die neue Reisefreiheit. Ist es momentan vielleicht besser, zu Hause oder im eigenen Land zu bleiben, wo die Gesundheitsversorgung besser und die Fallzahlen niedrig sind?“

Je weniger Vorgaben der Staat mache, desto mehr Eigenverantwortung müssten die Bürger übernehmen. Er rechnet allerdings damit, dass schon bald wieder viele Touristen in die Stadt kommen. „Wir werden sehr schnell wieder ein großer Anziehungspunkt für Gäste aus aller Welt werden.“

Müller geht davon aus, dass die Schulen und Kitas nicht erst im August zum Normalbetrieb zurückkehren können. „Es ist eine Ausnahmesituation, die Eltern, Kinder, Lehrerinnen und Lehrer enorm belastet und die wir hoffentlich bald beenden können.“

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„Ich sehe, in welcher Notsituation die Eltern sind“

Allerdings habe man auch nichts gewonnen, „wenn wir morgen einen kompletten Schulbetrieb anbieten, der übermorgen wieder geschlossen wird. Ich sehe, in welcher Notsituation die Eltern sind.“

Der SPD-Politiker gab im Interview auch Einblicke in seine persönliche Erfahrung mit der Corona-Krise. „Auch ich habe mich oft hinterfragt: Gehst du jetzt zu weit oder nicht weit genug?“ In seiner Arbeit habe er sich früher vielleicht „zu sehr unter Druck gesetzt – und wollte gelegentlich zu schnell zu viel. Dann kommt irgendwann ein Punkt, an dem man sich freier machen muss. Dann wird man lockerer - manchmal mit dem schönen Nebeneffekt, dass die Arbeit besser gelingt.“

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Ob er bei der Berliner Wahl im nächsten Jahr noch einmal antritt, oder der designierten neuen Landesvorsitzenden Franziska Giffey die Spitzenkandidatur überlässt, lässt Müller weiterhin offen.

Geplant ist, dass er den Landesvorsitz der SPD im Herbst an Giffey und den Fraktionsvorsitzenden im Abgeordnetenhaus Raed Saleh abgibt.

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