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Die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) beim Besuch des Betriebshofs der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG).

© Fabian Sommer/dpa

Update

Berlins Regierende Bürgermeisterin zu U-Bahnausbau: Giffey erklärt U7-Verlängerung zum BER zur „Priorität“

Berlin will mehrere U-Bahnstrecken verlängern. Franziska Giffey hat klare Vorstellungen – doch ihre Verkehrssenatorin Bettina Jarasch sieht das anders.

Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hat die Verlängerung der U7 zum BER zum vorrangigen Projekt unter den geplanten U-Bahnverlängerungen der rot-grün-roten Koalition erklärt. „Vor allem eine Strecke hat dabei Priorität: die Verlängerung der U7 bis zum BER“, sagte Giffey am Mittwoch. Ein Hauptstadtflughafen brauche auch eine Hauptstadtanbindung. Dies sei für die Berliner:innen wie auch für Gäste und Partner wichtig.

Im Koalitionsvertrag hatten sich SPD, Grüne und Linke darauf verständigt, die Planung für den Ausbau von fünf Untergrundlinien voranzutreiben: Die Verlängerung der U7 zum BER und zur Heerstraße-Nord in Spandau, den Lückenschluss der U3 zum S-Bahnhof Mexikoplatz, sowie den Ausbau der U2 nach Pankow-Kirche und der U8 ins Märkische Viertel.

Am einfachsten zu realisieren gilt allgemein die nur einige hundert Meter lange Erweiterung der U3 in Dahlem. In den Planungen am weitesten fortgeschritten sind derzeit die beidseitigen Verlängerungen der U7, für deren Realisierung Ex-Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) im vergangenen Jahr die Erstellung von Nutzen-Kosten-Untersuchungen eingeleitet hat. Diese sind nötig, da der Bund nur bei einem positiven Ausgang der Verfahren Fördermittel für den Bau bereitstellt.

Experten halten insbesondere die Verlängerung zum BER jedoch für im Verhältnis wenig sinnvoll. Als Problem werden die hohen Kosten der 8,5 Kilometer langen Strecke gesehen. Nach vorläufigen Schätzungen liegen sie bei 799 Millionen Euro.

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BER hat bereits Anschluss mit S- und Regionalbahn

Der Großteil der Strecke liegt zudem in Brandenburg, müsste also auch von der dortigen Kommune oder dem Land finanziert werden. Bislang waren die Pläne dort daher auf nur verhaltenen Zuspruch gestoßen. Darüber hinaus besitzt der BER bereits einen Anschluss mit S- und Regionalbahn.

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Verkehrssenatorin Bettina Jarasch hatte sich stattdessen vergangene Woche für den Lückenschluss der U3 und den Ausbau der U7 zur Heerstraße-Nord als vorrangige U-Bahnprojekte ausgesprochen. Der Ausbau der Linie in Spandau würde zahlreiche Fahrgäste anziehen, sagte Jarasch im Interview mit der „Berliner Zeitung“. „Entlang dieser Strecke leben viele Menschen mit geringen Einkünften, die ganz besonders auf einen guten Nahverkehr angewiesen sind. Deshalb hätte die Verlängerung der U7 in Spandau auch einen Gerechtigkeitseffekt.“

Verkehrsverwaltung: BER bereits "hervorragend" angebunden

Jaraschs Sprecher Jan Thomsen bekräftigte diese Einschätzung am Donnerstag. "Entscheidend ist für die Priorisierung beim U-Bahn-Bau die Frage, wie hoch das Fahrgastpotenzial ist und ob es einen Lückenschluss gibt", sagte er zum Vorstoß der Regierenden Bürgermeisterin. Hier kommt die Verlängerung zum BER von den bislang betrachteten Ausbaustrecken mit 23.000 Euro je Fahrgast auf den schlechtesten Wert. Zum Vergleich: Die U7-Verlängerung zur Heerstraße kommt auf einen Wert von 14.450 Euro je Fahrgast.

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Die Strecke sei "insbesondere sinnvoll für Neuköllns Süden und den Anschluss der BER-Gewerbegebiete", sagte Thomsen. "Die Anbindung des BER ist bereits jetzt durch den Flughafenexpress, zwei S-Bahnen, drei Regionalzüge und etliche Buslinien hervorragend gewährleistet."

Fahrgastverband: Giffey sagt nichts zur Wirtschaftlichkeit

Ähnlich argumentiert Jens Wieseke, Sprecher des Berliner Fahrgastverbands Igeb. "Was ich von Frau Giffey nicht höre, ist ein Satz zur Wirtschaftlichkeit." Wenn die Strecke näher untersucht werde, müsse auch betrachtet werden, wie die Berliner Gebiete im Südosten etwa über einen Schlenker zum Kosmosviertel besser angebunden werden könnten.

Anders sieht es die Berliner FDP-Fraktion: „Eine bessere ÖPNV-Anbindung an den BER wird immer dringlicher. Dazu gehört zweifelsfrei auch die Verlängerung der U7 von Rudow zum BER", sagte der verkehrspolitische Sprecher Felix Reifschneider.

Giffey plädiert seit Jahren für die Verlängerung der U7 zum BER. Bereits als Bezirksbürgermeisterin von Neukölln sprach sie sich für die Strecke aus, die durch ihren Heimat-Kreisverband führt.

Giffey hatte sich am Mittwoch nach einem Treffen mit Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) und den Spitzen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), der Vorstandsvorsitzenden Eva Kreienkamp und dem Betriebsvorstand Rolf Erfurt im Bus-Betriebshof Indira-Gandhi-Straße in Hohenschönhausen geäußert.

Dabei hätten sich die Teilnehmer auf eine enge Zusammenarbeit verständigt, „um die Mobilitäts- und Klimaziele der deutschen Hauptstadt zu realisieren“, teilte die BVG im Anschluss mit. Dazu zählten die Rück- und Neugewinnung von Fahrgästen, der Ausbau des Berliner Nahverkehrssystems sowie die Dekarbonisierung der Busflotte.

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