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Führungsrolle. Eigentlich neigt Klaus Wowereit zum exaltierten Tanzbärenstil – aber Tango kann er auch.

© Britta Pedersen/dpa

Berlins Noch-Regierender verbiegt sich für einen guten Zweck: Der letzte Tango

Noch ist er im Amt, noch tanzt er – und zwar, um die Kältehilfe zu unterstützen: Klaus Wowereit bog eine ehemalige Obdachlose in allerlei Posen und brauchte dafür nicht mal Musik.

Ja, hinterher wird es wieder hämische Witzeleien geben. Wowereits letzter Tango! Auf dem Pariser Platz! Abgang des Partymeisters! Aber: Ihm ist das inzwischen ganz egal, lockerer war er nie, der Druck der Aktenlage lässt nach, das gezielt selbst herbeigeführte Karriereende macht ihm erkennbar Laune. Und schließlich ging es bei diesem eigenartig angedeuteten Tänzchen, das ohne jegliche Musik ablief, um einen guten Zweck, da können die Bilder später noch so ruppig aus dem Zusammenhang gerissen werden.

Mehr Jovialität war nie

Der Zusammenhang also war folgender: Bei der Berliner Stadtmission hatte sich Dirk Trost, der Fahrer des Kältebusses, überlegt, dass ein gewitzt hergestellter Kalender zum 20-jährigen Bestehen des Vereins Aufsehen erregen und Geld einbringen könnte. Aber was für ein Kalender? Irgendwie kam es dann zu der Idee, zwei gesellschaftlich weit entfernte Menschen körperlich ganz nah zueinanderzubringen: „Prominente tanzen Tango mit Obdachlosen“. Und so was läuft in Berlin am Ende auch immer auf Klaus Wowereit hinaus.

Und mehr Jovialität war nie. Die Regie der Kältehilfe hatte dem Regierenden eine etwa gleichaltrige Heidi zugelost, von der zu erfahren war, sie sei bis vor einem Jahr obdachlos gewesen, habe aber jetzt wieder eine Wohnung. Wowereit ließ sich nicht lumpen, erschien im dunkelblauen Tuch mit Krawatte, nicht anders gekleidet als zur Begrüßung amerikanischer und anderer Präsidenten, und übernahm beherzt die Führungsrolle.

Er neigt eher zum exaltierten Tanzbärenstil

Er ist bekanntlich nicht unbedingt der Latein-Experte, sondern neigt eher zum exaltierten Tanzbärenstil, doch irgendwer muss ihm mal gezeigt haben, wie ein Tango funktioniert – zackig bog er die erheiterte Partnerin mal hier und mal dort hin, bis alle typischen Posen im Kasten waren.

Anschließend kramte Wowereit noch ein wenig in seinen einschlägigen Erinnerungen, erzählte, wie er einmal Finnland durchstreift habe und in der Nähe von Rovaniemi auf eine Scheune voller Tangoisten gestoßen sei. Auch die Touristen, die das Spektakel bis dahin nur verdutzt bestaunt hatten, rückten nun näher heran, drückten dem seltsamen Stadtoberhaupt schließlich sogar die Hand oder ließen sich Autogramme schreiben. Aus Belgien! So, so.

Den Kalender gibt's ab Dezember

Die Schauspielerin Ursela Monn stand währenddessen mit ihrem schnauzbärtigen Tanzpartner am Rand, sie war als Nächste an der Reihe und wartete darauf, für ihr Foto zur Siegessäule gefahren zu werden – pro Promi nur ein Ort, das ist das Prinzip der Produktion. Wowereit entschwand unauffällig nach einer Viertelstunde, das Arbeitsprogramm konnte weitergehen.

Vor dem Regierenden hatten sich bereits die Schauspieler Heinz Hoenig und Ludger Pistor und die Köchin Sarah Wiener beim Tango fotografieren lassen, weitere sollen folgen. Der komplette Kältebus-Tango-Kalender wird ab Dezember verfügbar sein und 24,95 Euro kosten; die damit erzielten Erlöse werden in vollem Umfang für den Betrieb des Kältebusses eingesetzt. Der erste Bus dieser Art wurde 1994 übrigens von Tagesspiegel-Lesern im Rahmen der weihnachtlichen Spendenaktion „Menschen helfen“ finanziert.

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