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In Berlin fehlen fast dreimal so viele Lehrer wie anfangs gedacht.

© Martin Schutt / dpa

Berlins Lehrermangel: Planlos in die blanke Not

Wenn Bedarfsplanung ein Fremdwort ist, führt an der Verbeamtung der Lehrer kein Weg vorbei. Ein Kommentar.

Das Schuljahr 2020/21 nähert sich bereits den Herbstferien, aber die Personalsuche ist noch immer im vollen Gange. Hunderte Schulen sind unterbesetzt in den Betrieb gestartet, und das Defizit hat nicht nur damit zu tun, dass knapp 1000 Lehrer Corona-bedingt wegen Vorerkrankungen nicht vor ihren Klassen stehen können.

Vielmehr hat sich herausgestellt, dass - je nach Rechnung - 250 bis 360 Pädagogen einfach deshalb fehlen, weil der Markt leergefegt ist. „Absagen, Absagen, Absagen“ haben die Schulen kassiert, lautet die Bestandsaufnahme aus dem Gesamtpersonalrat.

Denn andere Länder bieten das Rundumsorglospaket der Verbeamtung, nur Berlin nicht. Längst besteht ein großer Teil der Berliner Lehrerschaft aus Quereinsteigern, die von Pensionären gestützt werden. Allerdings ist nicht nur die fehlende Verbeamtung ausschlaggebend für das Berliner Schuldilemma, das man auch getrost als Katastrophe bezeichnen kann.

Vielmehr ist gerade erst ein Gegner der Lehrerverbeamtung, nämlich der frühere Berliner Staatssekretär Mark Rackles, einer anderen Ursache des gesamtdeutschen Lehrermangels auf den Grund gegangen.

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Der Sozialdemokrat untersuchte die Ausbildungskapazitäten der Bundesländer und kam zu dem Ergebnis, dass – bis auf Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz – alle Länder bei der Berechnung ihres Lehrerbedarfs versagt haben.

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Zwei Länder allerdings stechen besonders negativ hervor, und zwar Berlin und Sachsen. Hier überstieg der Bedarf die Ausbildungskapazitäten zuletzt sogar um satte 150 Prozent. Mit anderen Worten: Berlin und Sachsen hatten sich vorgenommen, ihre Bedarfe großteils auf Kosten der anderen Bundesländer zu decken. Und scheiterten.

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Mehr noch: Sie verschärften ihr selbst gemachtes Defizit noch dadurch, dass sie an der Nichtverbeamtung ihrer Lehrer länger festhielten als alle anderen Länder, die es zwischenzeitlich ebenfalls mit dem Angestelltenstatus versucht hatten.

Inzwischen ist Sachsen vor dem eklatanten Mangel eingeknickt und lockt die Lehrer wieder mit hohen Pensionen, privater Krankenversicherung und nahezu unbegrenzter Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Auch Berlin wird diesen Weg aus der Not heraus mutmaßlich bald gehen. Aber diese Not ist selbst verschuldet – durch miserable Planung.

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