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43 Tage lang ohne Friseurbesuch – da kommt in der Summe einiges zusammen.

© Susann Prautsch/dpa/pa

Berlins Friseursalons öffnen am Montag: Haare, kilometerweise!

Sechs Wochen waren die Salons wegen der Coronapandemie geschlossen. Zeit, die haarige Statistik ein wenig zu frisieren. Eine Glosse.

Eine Glosse von Stefan Jacobs

An der Stelle der täglichen Glosse im Berlin-Teil dieser Zeitung, wo dieser Text zuerst erschien, werden einem Bonmot aus dem Redaktionsbüro zufolge notfalls „Locken auf der Glatze gedreht“. Nämlich dann, wenn beim Durchkämmen der aktuellen Nachrichten nichts Relevantes hängenblieb.

Heute kann davon keine Rede sein – nach sechs friseurlosen Wochen. Wer jetzt noch keine Matte hat, hatte entweder vorher schon Glatze oder Beziehungen oder die Gabe, sich selbst zu Leibe zu rücken respektive zu Kopfe zu steigen. Einige dürften dabei schlecht abgeschnitten haben, aber das ist ein anderes Thema, vielleicht für Instagram.

Nach sechs langen Wochen dürfen die Salons mit den haarigen Namen wieder öffnen. Termine sind kaum zu bekommen, denn da ist viel gewachsen, das so nicht gehört. Wie viel eigentlich?

Laut Wikipedia hat die durchschnittliche Europäerin (Männer werden nicht erwähnt) 121.000 Haupthaare. Bei täglichem Wachstum von 0,3 Millimetern bedeutet das einen Zuwachs von 36,3 Metern pro Kopf.

Nach 43 friseurlosen Tagen will also bereits ein Dickicht von 1561 Metern durchkämmt sein – pro Nase, äh, Person! 1,8 Millionen Berlinerinnen kommen addiert demnach auf 2,81 Millionen Kilometer, die nun fällig sein dürften.

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Miteinander verbunden würden diese Haare mehr als sieben Mal vom Mittelpunkt der Welt (also Berlin) bis zum Mond reichen: viermal hin, dreimal zurück.

Das Hausmüllaufkommen hat während der Coronakrise laut der BSR bereits um etwa acht Prozent zugenommen. Jetzt kommen noch die Haare obendrauf (die notfalls auch in die Biotonne dürfen, nicht aber in die Gelbe).

Etwa 40 Gramm sollte die 43-Tage-Durchschnittsmatte wiegen. Ergibt bei 1,8 Millionen Berlinerinnen 72 Tonnen Haare!

Das sind zehn Müllwagen, wobei zusätzliches Volumen durch Locken noch nicht berücksichtigt ist. Vermutlich könnte man damit mehrfach die Fläche des Saarlandes bedecken, mindestens. Wenn wir nicht brav sind, müssen wir das beim nächsten Lock-Down (Gruß aus der Wortspielhölle!) noch genau ausrechnen.

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