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Die Covid-19-Notklinik auf dem Berliner Messegelände.

© Michael Kappeler/dpa

Berlins Blick ging nach Italien: Covid-19-Notklinik wird ungenutzt abgebaut – ihr Chef verteidigt sie

Berlins Messe bekommt die Hallen des ungenutzten Corona-Krankenhauses bald zurück. Der ärztliche Leiter sagt: „Sich in Berlin vorzubereiten, war richtig.“

Die letzten Wochen einer gesundheitspolitischen Reserve – die Covid-19-Notklinik in der Messe wird im Sommer abgebaut, die geräumte Halle im September übergeben. Belegt wurden die Betten dort nicht, regelmäßig aber übten Ärzte, Pflegekräfte und Techniker der Vivantes-Kliniken nötige Abläufe. Der landeseigene Konzern war vom Senat als Betreiber des „Corona-Behandlungszentrums Jafféstraße“, so der offizielle Name, eingesetzt worden.

Mehr als 800 Meter Trinkwasserleitung, acht Kilometer Kupferrohr für Sauerstoffgeräte und 80 Kilometer Elektrokabel hatten Arbeiter vergangenes Frühjahr in der Messehalle 26 verlegt.

Der Umbau des Areals mit seinen 12.000 Quadratmetern kostete 25 Millionen Euro. Seit Mai 2020 war die Notklinik einsatzbereit, das Gesundheitsamt Charlottenburg-Wilmersdorf hatte zunächst 90 Betten als betriebsfähig genehmigt. Im Ernstfall sollten bis zu 500 Betten mit Patienten belegt werden können.

In der Notklinik sollten, so sah es der Plan des senatsinternen Pandemiestabs vor, nur dann Corona-Infizierte versorgt werden, wenn die regulären Krankenhäuser überlastet gewesen wären.

Dazu kam es nicht. Womöglich auch deshalb, weil der Senat die Kliniken der Stadt angewiesen hatte, reguläre, planbare Behandlungen zu verschieben, um Platz und Personal für Covid-19-Patienten freizuhalten. Auch das ändert sich nun.

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Wegen sinkender Infektionszahlen müssen Berlins Krankenhäuser ab dieser Woche keine Betten mehr für Corona-Fälle reservieren. Bislang hatten die Kliniken 20 Prozent der Plätze auf den Intensivstationen für die Versorgung von Covid-19-Kranken vorhalten müssen.

13,4 Millionen Euro für die Notklinik an Vivantes

„Die Notklinik aufzubauen, wurde im März 2020 entschieden – als in den Krankenhäusern italienischer Orte die Betten für Covid-19-Patienten fehlten“, sagte Wulf Pankow. „Sich in Berlin vorzubereiten, war richtig.“ Pankow ist Ärztlicher Leiter des Behandlungszentrums, der Pneumologe war zuvor Vivantes-Chefarzt.

Wulf Pankow, Ex-Chefarzt für Pneumologie und Infektiologie im Vivantes-Klinikum Neukölln, 2017.
Wulf Pankow, Ex-Chefarzt für Pneumologie und Infektiologie im Vivantes-Klinikum Neukölln, 2017.

© Silas Stein/dpa

Auf Anfrage aus dem Abgeordnetenhaus teilte die Verwaltung von Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) kürzlich mit, dass das Land bislang 13,4 Millionen Euro für die Notklinik an Vivantes gezahlt habe, vor allem um Technik und Wartung zu finanzieren. Zudem gingen 1,2 Millionen Euro pro Monat an die ebenfalls landeseigene „Messe Berlin“ für die Nutzung der Hallen.

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Über insgesamt 21.000 Betten verfügen Berlins 70 Plankrankenhäuser, üblicherweise sind die Plätze zu 85 Prozent belegt. Als Plankrankenhäuser werden jene Kliniken – aufgeteilt auf 50 Betreiber – bezeichnet, die vom Senat für die Landesversorgung als notwendig eingestuft werden. Sie haben Anspruch auf öffentliche Gelder für Gebäude und Technik haben. Die Kosten für Personal und Medikamente zahlen die Krankenkassen.

In der Pandemie verzeichneten viele Kliniken deutlich Verluste, weil die Kassen zwar planbare Eingriffe auskömmlich finanzieren, Notfälle und die Versorgung von Infizierten aber nur äußerst knapp vergütet werden.

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